Inflation, Klimakrise, Lieferkettenprobleme: Die vergangenen Wochen waren für Anleger eine emotionale Achterbahnfahrt. Und lange noch nicht das Ende, sagt Goldman Sachs. Welche Strategien Anleger nun fahren sollten.
Die Welt stehe an einem "Wendepunkt" und damit könnte sich verändern, wie wir investieren, schätzen die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs in einem aktuellen Bericht.
In den vergangenen Jahren hätten sich die Lebensrealitäten radikal verändert, schreiben die Experten. Die Corona-Pandemie hat weite Teile der Arbeitswelt ins Homeoffice verlagert und damit die Digitalisierung angetrieben, die Notenbanken ziehen ihre Zinszügel im Kampf gegen die Inflation weiterhin fest an, unterbrochene Lieferketten zerschlagen die Planungssicherheit bei Unternehmen und geopolitische Instabilität trübt die Stimmung an den Energiemärkten. Hinzu komme die Klimakrise und die Nachfrage nach nachhaltigen Investments.
Dieser Wandel habe auch drastische Folgen für die Börsenwelt, schreibt Maria Vassalou, Co-Chief Investment Officer für Multi-Asset Solutions bei Goldman Sachs: "Die heutigen Probleme erfordern politische Vorgaben und führen zu Marktbedingungen, mit denen viele der heutigen Marktteilnehmer – Manager, Händler und sogar die meisten politischen Entscheidungsträger – wenig Erfahrung haben." Während sich einige Entwicklungen inflationär auf die Preise bestimmter Güter auswirkten, hätten andere einen deflationären Effekt. "Sie alle erzeugen Unsicherheit und haben das Potenzial, zu einer erhöhten Marktvolatilität beizutragen", heißt es weiter.
Umdenken ist also angesagt, was Anlage-Entscheidungen und den Aufbau des eigenen Depots angeht. Die Analysten von Goldman Sachs schlagen Strategien vor, um sich für die Zeitenwende zu rüsten:
Das Spiel in der Defensive
Trotz der bevorstehenden Veränderungen bleibe eines bestehen, so Goldman: die Notwendigkeit, einen Teil des Portfolios mit defensiven Aktien oder Strategien zu gestalten. Defensives Investieren bedeutet, sich unabhängig von der Marktlage in Unternehmen mit stabiler Leistung und Nachfrage einzukaufen. Zu den defensiven Sektoren gehören in der Regel Versorger, Konsumgüter und Gesundheitswirtschaft.
Um sich in einer volatilen Weltwirtschaft vor Lieferkettenproblemen zu schützen, könnten sich diese defensiven Sektoren immer mehr ins Inland verlagern. Das führe wahrscheinlich zu Preissteigerungen, könnte aber auch Innovationen anstoßen, so Vassalou.
Technologieunternehmen als sichere Hafen
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Darüber hinaus empfiehlt Goldman, das eigene Depot mit Tech-Aktien zu bestücken. “Technologieunternehmen sind in der Lage, hohen Zinsen und steigenden Kosten standzuhalten.“ Die Analysten begründen das mit soliden Bilanzen, hohen Gewinnmargen und Dividenden sowie geringer Verschuldung der Unternehmen. Allerdings räumt Goldman ein, dass Anleger die IT-Wachstumswerte in ihrem Depot balancieren sollten: “Das bedeutet, nicht nur in wachstumsstarke Softwareunternehmen zu investieren, sondern auch in die Chipindustrie, deren Aktien eher als werteorientiert gelten.” Außerdem prognostiziert die Bank, dass mehr als 70 Prozent der S&P-500-Unternehmen zukünftig vom Markt verdrängt werden könnten, weshalb Aktionäre Ausschau nach potenziell unterbewerteten Aktien halten sollten. Diese seien von der starken Marktkapitalisierung noch relativ unverzerrt.
Diese Kennzahl verrät lohnende Investitionen bei steigenden Zinsen
Zinssenkungen sind vorerst nicht in Sicht. Das hat der Chef der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, erst am Freitag in seiner Rede in Jackson Hole bestärkt: Erst, wenn die Inflation deutlich zurückgehe, werde die Fed ihre Zinszügel lockern. Das muss für Anleger laut Goldman allerdings kein K.O.-Kriterium sein: Einerseits schmälerten steigende Zinsen den Gewinn der Unternehmen und die Kreditaufnahme werde teurer. Das konfrontiere sie mit Problemen bei der Dividendenauszahlung; auch die Refinanzierungsfristen drängten mehr. Außerdem empfehle es sich für Anleger, den Zinsdeckungsgrad von Unternehmen im Blick zu behalten. Er misst, wie gut ein Unternehmen seine Schulden wahrscheinlich zurückzahlen kann – und kann so Flops im Portfolio vorbeugen.
Autorin: Sarah Stemper, wallstreet:online Zentralredaktion
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