Ohne Erdöl geht in modernen Industriegesellschaften kaum etwas. Erdöl dient als Treibstoff, zur Stromerzeugung und ist Ausgangsstoff für diverse Kunststoffe, Medikamente, Kosmetika und andere Produkte. Steigt der Ölpreis, merken das nicht nur Privatleute an der Zapfsäule und mit der Heizölrechnung. Für zahlreiche Unternehmen ist der Ölpreis ein wesentlicher Kostenfaktor.
In der Praxis findet ein Großteil des physischen Ölhandels – nach Schätzungen rund 60 Prozent – direkt zwischen Lieferant und Abnehmer statt. Der Rest wird auf sogenannten Spotmärkten umgesetzt. Der Handel auf dem Spotmarkt basiert unmittelbar auf Angebot und Nachfrage, die Lieferung erfolgt innerhalb weniger Tage. Die Ölpreisentwicklung richtet sich dabei nach Kursen, die an einer der internationalen Terminbörsen wie der NYMEX in New York oder der ICE in London erzielt werden.
Je nach Qualität werden zahlreiche verschiedene Ölsorten unterschieden. Einen einzigen Ölpreis gibt es an der Börse somit nicht. Zur Vereinfachung nutzt man je nach Förderregion Referenzsorten, etwa Western Texas Intermediate (WTI) oder die Nordseesorte Brent Crude Oil. Der Ölpreis anderer Sorten entsteht dann durch Auf- oder Abschläge zu diesen Kursen. Der meist gehandelte Rohstoffkontrakt der Welt ist der WTI-Ölfuture an der NYMEX.
Während Ölproduzenten, aber auch Unternehmen wie Fluggesellschaften über den Börsenhandel Preise absichern und damit ihr Risiko minimieren, geht es der überwiegenden Zahl der Akteure an der Terminbörse darum, aus Änderungen des Ölpreises Kapital zu schlagen. Diese Marktteilnehmer haben an einer Auslieferung des Öls kein Interesse. Von der Industrienachfrage über die Lagerbestände und die Exploration neuer Ölfelder bis hin zu Entwicklungen bei den Förderquoten gibt es zahlreiche Faktoren, die den Ölpreis beeinflussen. Auch politische Krisen und Naturkatastrophen haben Einfluss auf die Ölpreisentwicklung. Spekulationen auf den Ölpreis können Preisbewegungen dabei verstärken und beschleunigen.