Freenet / United Internet
Es geht ziemlich unübersichtlich zu beim Mobilfunk- und Internetanbieter Freenet. Im März war die Rede von einem integrierten Konzern, einzelne Geschäftsbereiche wie die Mobilfunksparte Mobilcom sollten verkauft werden. Dazu wurden unter anderem Gespräche mit dem Rivalen Drillisch geführt. All das ist inzwischen hinfällig: Jetzt wird für das Unternehmen eine Holdingstruktur geprüft. Das DSL- und Zugangsgeschäft sowie das Internetportal sollen in Töchter ausgegliedert werden.
Das strategische Hickhack spielt vor allem United Internet (UI) in die Hände. Der Wettbewerber ist Großaktionär von Freenet und am DSL-Zugangsgeschäft des Konkurrenten interessiert. Den aktuellen Preis hält UI-Chef Ralph Dommermuth allerdings für überhöht - und bremst seit Wochen den Verkaufsprozess. "Die Giftpille für einen Käufer, weiterhin den Wettbewerber UI als Großaktionär im Haus zu haben, war einfach zu gewichtig", urteilt Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Dommermuth könne nun nahezu ungestört sein langfristiges Ziel verfolgen, einen zentralen deutschen DSL-Provider zu schaffen, in den er auch das eigene Zugangsgeschäft einbringt. Angesichts der nur mäßigen geschäftlichen Entwicklung von Freenet werde diese Lösung künftig billiger zu haben sein, glaubt Rothauge
Für die anderen Großaktionäre ist das schmerzhaft. Ein Leidtragender ist Vatas, eine Tochter des britischen Finanzinvestors Rob Hersov. Der Brite hatte im Mai vom US-Investor TPG ein 18,7-Prozent-Paket an Freenet übernommen - für geschätzte 420 Mio. Euro. Es ist eine kapitale Fehlinvestition: Seit Frühsommer ist der Kurs der Freenet-Aktie um 13 Prozent gefallen. Vatas' Versuche, die Freenet-Anteile mit hoher Rendite wieder verkaufen zu können, sind damit gescheitert - obwohl Wettbewerber wie Arcor, Hansenet und Telefónica Interesse gezeigt und teilweise sogar die Bücher geprüft hatten.