Nicht nur für Aktien, Anleihen und Finanzderivate gibt es Börsen, an denen ein Interessensausgleich zwischen Angebot und Nachfrage stattfindet und sich Börsenpreise bilden. Auch zahlreiche Rohstoffe werden heute an Börsen gehandelt, und zwar an speziellen (Waren-)Terminbörsen. Solche Rohstoffbörsen sind dabei keineswegs Erfindungen der Neuzeit. Schon im frühen 18. Jahrhundert etablierten sich in den Niederlanden Vorläufer heutiger Terminbörsen, an denen Tulpenzwiebeln gehandelt wurden. Statt die Ware sofort gegen Bezahlung auszutauschen wurden dort Zwiebeln gehandelt, die noch in der Erde steckten und erst später nach der Blüte ausgegraben und geliefert werden konnten. Gehandelt wurde auf Termin – und genau das passiert auch heute noch an den Terminbörsen. Terminbörsen unterschieden sich damit vom so genannten Spotmarkt, auf dem eine Erfüllungsfrist von zwei Tagen gilt. Einen Spotmarkt kann man sich wie einen Wochenmarkt vorstellen, auf dem die Ware direkt den Besitzer wechselt. Dementsprechend unterscheidet man beim Rohstoffhandel zwischen den Rohstoffpreisen auf dem Spotmarkt und den Rohstoffpreisen an einer Terminbörse.
An einer Terminbörse werden Rohstoffe grundsätzlich in Form standardisierter Kontrakte (Futures) gehandelt. Wer von einem Rohstoffpreis an der Börse spricht, redet daher also vom Preis des Rohstoff-Futures. Der Future-Kontrakt sichert dem Käufer die Lieferung einer bestimmten Menge eines Rohstoffes in einer definierten Qualität zu einem bestimmten Zeitpunkt zum ausgehandelten Rohstoffpreis zu. Der Verkäufer verpflichtet sich zur Lieferung der Ware. Solche Futures dienen den Marktteilnehmern auf beiden Marktseiten dazu, sich gegen unerwartete Schwankungen der Rohstoffpreise abzusichern.
Rohstoffpreise an der Börse gibt es zum Beispiel für Energierohstoffe wie Erdöl der Sorten Brent Crude und WTI oder Erdgas, für Edelmetalle wie Gold und Silber, für Industriemetalle wie Kupfer, Nickel oder Zinn sowie für Soft-Commodities. Darunter versteht man Agrarrohstoffe wie Weizen, Reis, Kaffee, Orangensaft, Baumwolle, Sojabohnen oder Kakao. Wichtige Rohstoffbörsen, auf denen Rohstoffpreise gebildet werden, sind die New York Mercantile Exchange (NYMEX), die Chicago Mercantile Exchange (CME) und die London Metal Exchange (LME). Mehrere Anbieter haben Rohstoffindizes entwickelt, die die Rohstoffpreis-Entwicklung bestimmter Rohstoffmärkte widerspiegeln. Die bekanntesten Rohstoffindizes sind der S&P GSCI Index und der Rogers International Commodity Index (RICI).
Viele der Investoren, die auf Rohstoffe setzen, sind lediglich an der Entwicklung der Rohstoffpreise interessiert. Sie wollen von einem Anstieg der Rohstoffpreise profitieren und haben kein Interesse daran, das eigentliche Handelsobjekt tatsächlich physisch geliefert zu bekommen. Deswegen müssen sie, wenn sie einen Futurekontrakt erworben haben, diesen vor Fälligkeit wieder verkaufen. Um längerfristig investiert zu bleiben, wechseln sie dabei in den nächst fälligen Futurekontrakt auf den selben Rohstoff. Diesen Vorgang nennt man Rollen.
Da die Rohstoffpreise volatil sind und die Futurekontrakte entsprechend im Preis variieren, können beim Wechsel von einem in den anderen Future Rollgewinne oder Rollverluste entstehen – je nachdem, welcher Futurekontrakt teurer war. Als Backwardation wird die Situation auf dem Rohstoffmarkt bezeichnet, wenn Futurekontrakte mit nahem Enddatum zu einem höheren Rohstoffpreis gehandelt werden als jene, deren Enddatum weiter in der Zukunft liegt. In einer Backwardation-Situation ist also die zügige Lieferung heiß begehrt. Die gegenteilige Marktsituation wird Contango genannt. In der so genannten Forward-Kurve werden die Preise für Futures unterschiedlicher Laufzeit grafisch abgetragen.
Nutzerinnen und Nutzer können sich auf ARIVA.DE über die Rohstoffpreise zahlreicher Rohstoffe informieren. ARIVA.DE stellt die Rohstoffpreise von unterschiedlichen Börsenplätzen zur Verfügung.