ntv hat keine derartige mitteilung herausgegeben, ganz im gegenteil
aktueller stand
Samstag, 2. November 2002
Schmid widerspricht
MobilCom in der Schwebe
Die Rettung der angeschlagenen MobilCom ist nach einem scheinbar bedeutenden Schritt erneut ins Ungewisse abgetaucht. Wie ein Sprecher des Bundeswirtschafts- und Arbeitsministeriums am späten Freitagabend erklärte, habe MobilCom-Gründer Schmid den Text eines erforderlichen Vertrages gegenüber der mit der Bundesregierung und anderen Parteien abgestimmten Fassung geändert.
Schmid widersprach am Samstag, das am späten Freitag verschickte Abkommen berücksichtige die vom Ministerium geforderten Gesichtspunkte voll inhaltlich. Das Ministerium spezifizierte, das Papier enthalte wesentliche Änderungen am ursprüngliche Vertragstext.
"Das ist ein anderer Vertrag, den Herr Schmid geschickt hat. Seine Änderungen sind so nicht akzeptabel", so der Sprecher wörtlich. Der Vertrag sieht die Übertragung der MobilCom-Anteile von Gerhard Schmid an einen Treuhänder vor. Dies gilt als Grundlage für eine Einigung der Banken, der Bundesregierung, des Noch-Großaktionärs France Telecom und des Unternehmens selbst in Finanzierungsfragen. Nur wenn diese gelöst werden können, kann MobilCom nach Einschätzung von Beobachtern überleben.
Die MobilCom-Geschichte glich am Freitag in weiten Teilen einem Pokerspiel. Am Nachmittag hatte eine Sprecherin des Bundeswirtschafts- und Arbeitsministeriums gegenüber n-tv erklärt, Schmid habe für eine Unterzeichnung des Treuhändervertrags "inakzeptable Forderungen" gestellt haben. Wenig später teilte eine Sprecherin Schmids mit, dieser habe den Vertrag zur Übertragung seiner Unternehmensanteile an einen Treuhänder unterzeichnet. Damit schien eine Rettung von MobilCom sicher. Das vermeintliche Einlenken Schmids hatte für Erstaunen, aber vor allem auch Erleichterung gesorgt. Die Aktie von MobilCom konnte deutlich zulegen. Mit der neuen Stellungnahme des Ministeriums verzögert sich eine Lösung erneut.
Am Donnerstag hatte MobilCom eine vierte Stundung seiner UMTS-Kredite ausgehandelt. Man habe sich mit dem Bankenkonsortium unter Führung der ABN Amro, der Deutschen Bank, der Societe Generale und Merrill Lynch auf eine Verschiebung der Fälligkkeit der Darlehen in Höhe von insgesamt 4,7 Mrd. Euro bis zum 15. November 2002 geeinigt, hieß es in Büdelsdorf.
Das Unternehmen hatte weiter mitgeteilt, dass diese Stundungsvereinbarung wie auch schon die dritte unter anderem unter der Bedingung steht, dass ein "Memorandum of Understanding " über eine langfristige Lösung der Finanzierung zwischen der France Télécom und dem Bankenkonsortium bestandskräftig bleibt. Ferner sei vereinbart worden, dass bis zu diesem Zeitpunkt auch die Zahlung von Zinsen gestundet werde.
Sowohl bei MobilCom selbst als auch bei Banken und Regierungsstellen waren bereits am Mittwoch, einen Tag vor Zahlungsfälligkeit des UMTS-Darlehens, alle Hebel in Bewegung gesetzt worden. Der Aufsichtsrat hatte zuvor getagt, um eine Lösung für die Finanzprobleme des Unternehmens zu finden. Details der Sitzung des Aufsichtsgremiums wurden nicht bekannt. Mitglieder des Aufsichtsrats teilten mit, über mögliche Ergebnisse sei Stillschweigen vereinbart worden.
Parallel zu dem Aufsichtsratstreffen liefen bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und im Kieler Wirtschaftsministerium Verhandlungen über die Abwendung der Zahlungsunfähigkeit bei MobilCom. Außerdem waren noch Beratungen mit der Bundesregierung geplant, über deren Verlauf bzw. Ausgang ebenfalls nichts bekannt wurde.
Informell hatte France Télécom mehrfach die Bereitschaft zu einer Übernahme der fälligen MobilCom-Schulden erklärt. Zum einen, heißt es, machen die Franzosen dies aber davon abhängig, in welchem Umfang die Banken und die Bundesrepublik einen Beitrag zur Abwendung der Insolvenz leisteten. Auf der anderen Seite will France Télécom nach wie vor jeden Deal vermeiden, von dem MobilCom-Gründer Gerhard Schmid in irgendeiner Weise profitieren kann.