Konzern will auch bei erneuerbaren Energien mitmischen
Von unserem Korrespondenten Wolfgang Mulke
Berlin/Mannheim. Der französische Anlagenbauer Alstom will künftig verstärkt mit Umwelttechnologien auf den Markt kommen. "Wir wollen CO2-freie Kraftwerke bauen", erklärte der Präsident der Konzernsparte Alstom Power, Philippe Joubert, gestern in Berlin. Das Unternehmen werde in Deutschland die saubersten Kohlekraftwerke bauen. In der Erneuerung des Kraftwerkparks sieht der Konzern Chancen, weil die Versorgung mit Strom und Wärme angesichts der weltweiten Klimaproblematik umweltfreundlich gesichert werden muss. Die Anlagen, insbesondere Braunkohlekraftwerke, seien wettbewerbsfähig und effizient. Auch bei regenerativen Energien will der französische Konzern künftig mitmischen. 2007 sei der Einstieg bei einem Wind- oder Solarenergieunternehmen vorstellbar, erläuterte Joubert. Ob Alstom dabei einen deutschen Kandidaten im Auge hat, ließ der Manager offen.
Die Geschäfte der Konzernsparte entwickeln sich gut. Ende Dezember hatte Alstom über 1,8 Mrd. Euro an neuen Aufträgen eingesammelt, 17 Prozent mehr als am Stichtag des Vorjahres. Der Umsatz stieg um 3,7 Prozent auf 855 Mio. Euro. Drei Prozent des Umsatzes will das Unternehmen in die Forschung stecken und damit Umwelttechnik weiterentwickeln.
Die gute Geschäftslage ändert indes nichts an den Stellenabbau-Plänen im Werk Mannheim. Bis Ende 2010 soll die Zahl der Beschäftigten - wie 2006 vereinbart - auf rund 1500 sinken. Für die betroffenen Mitarbeiter erhofft sich Alstom Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem Betriebsgelände. Dazu soll das Projekt Newcos dienen. "Es gibt Unternehmen, die Interesse zeigen, auf dem Gelände zu arbeiten", sagte Unternehmenssprecher Immo von Fallois. Namen wurden jedoch noch nicht genannt. In den Firmen sollen auch ehemalige Alstom-Mitarbeiter unterkommen.
Für Wirbel sorgte der Auftritt von Betriebsratschef Udo Belz am vergangenen Wochenende in Weinheim. Auf einer Solidaritätsveranstaltung gegen Stellenabbau in der Region hatte Belz provokant gefragt, wo "der Unterschied zwischen einem Terroristen der RAF, der eine Bevölkerung mit Bomben terrorisiert und einer Geschäftsleitung, die eine Belegschaft durch die Folgen von Stellenabbau terrorisiert", sei. "Die Aussage steht für sich", sagte Fallois, "wir werden es intern besprechen." Belz steht nach wie vor zu seiner umstrittenen Äußerung, wie er gestern auf Anfrage erklärte.
Mannheimer Morgen 6.2.2007