Da wir hier schon oft die Frage diskutiert haben, ob man halten, ver-
kaufen oder traden sollte, stelle ich heute einen interessanten Aufsatz
zu diesem Thema ein; eine nette Lektüre, nicht nur zur Sommerzeit.
Der Artikel stammt vom selben Jochen Steffens (Investor's Daily), von
dem ich auch gestern schon einen Artikel eingestellt habe. (#946):
Die Schwierigkeit, große Gewinne zu machen
Zu einem ganz anderen Thema: Als ich mit der Börse anfing, habe ich in
einem Buch gelesen, dass es drei große Entwicklungsschritte auf dem Weg
zu einem erfolgreichen Investor gibt. Ich gebe diese einmal aus der
Erinnerung wieder:
Große Verluste vermeiden
Den ersten Entwicklungsschritt werden die meisten von Ihnen kennen: Keine
ausufernden Verluste machen. Zu den zu erlernenden Fertigkeiten gehören:
Stopkurs setzen, Selbstdisziplin üben, nicht oben als letzter in eine Über-
treibung einzusteigen, also gute Einstiegssignale erkennen. Doch viel wich-
tiger ist es, am eigenen Leibe die Erfahrung gemacht zu haben, welch´ un-
glaubliche Schmerzen Verluste bereiten können, die immer größer und größer
werden. So unschön diese Erfahrung auch sein mag, sie ist ein MUSS. Denn
nur die Erinnerung an diese Schmerzen kann ein Investor dazu bringen, gegen
seine aktuelle Überzeugung Positionen im Minus zu verkaufen. Nur diese Erin-
nerung bewahrt uns alle vor törichten Verlusten und falschen Hoffnungen.
Kleine Gewinne machen
Der zweite Entwicklungsschritt, der schon wesentlich schwieriger ist, ist kleine
Gewinne zu machen. Dazu zählen Gewinnmitnahmen, bessere Einstiegspunkte,
antizyklisches Handeln und Erfahrung in Charttechnik und/oder Fundamental-
analyse. So bleiben dann irgendwann unter dem Strich mehr Gewinne als Verluste.
Aus vielen kleinen Gewinnen werden dann bald nette kleine Summen auf dem
Konto, die Spaß machen.
Große Gewinne realisieren
Ich erinnere mich noch sehr genau. Was ich damals überhaupt nicht verstanden
habe, war die Aussage, dass all diese Entwicklungsschritte geradezu lächerlich
seien, im Vergleich zu der größten Schwierigkeit an den Börsen überhaupt, näm-
lich große Gewinne zu machen. Ich bitte Sie, was soll daran schwierig sein,
große Gewinne zu machen?
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen diese Erfahrung gemacht haben, aber es stimmt natürlich. Wenn die ersten Position eine richtig hohe Summe generiert (und ich
rede nicht von den Zeiten um das Jahr 2000, das war eine andere Situation, eine Massenhysterie, die meisten der Anleger, die damals große Summen verdienten,
hatte die ersten beiden Schritte ausgelassen und mussten diese natürlich
nachholen).
Sie sehen also, dass eine Position einen wirklich großen Gewinn gemacht hat,
eigentlich wollen Sie noch mehr, aber die Börse steigt, sie fällt. Jeden Tag, wenn
sie fällt, fragen Sie sich, soll ich verkaufen, war das das Hoch. Sie wissen, so
lange die Position im Markt liegt, ist sie all den Gefahren, die sie in den ersten beiden Entwicklungsschritten kennen gelernt haben, ausgeliefert. Sicher, Sie können Teilgewinne mitnehmen, das ist auch vernünftig. Aber die richtig großen Gewinne
machen Sie nur, wenn Sie voll investiert bleiben. Ich hätte damals nie gedacht, was
das für eine Qual sein kann, dass es mehr quälen kann, mehr Schlaf rauben kann,
als die Schmerzen der Verluste.
Denn was wäre, wenn ein Anschlag, eine Krieg oder das Unvorhersehbare all diese
Gewinne wieder in sich zusammenschrumpfen lassen würde. Sie wissen dabei, wenn
Sie jetzt verkaufen, haben Sie schon den größten Gewinn Ihres Lebens realisiert.
Doch wenn Sie noch etwas warten, dann könnte daraus eine noch viel beachtlichere,
vielleicht sogar entscheidende Summe werden.
Der richtige Ausstiegszeitpunkt
Es ist tatsächlich so, die allergrößte Schwierigkeit bleibt: Den richtigen Ausstiegszeitpunkt zu finden. Viel schwieriger als einen Einstiegszeitpunkt, einen
guten Stopkurs festzusetzen oder kleine Gewinne mitzunehmen. Teilgewinne mit-
nehmen ist, wie gesagt, eine Lösung, allerdings nur für die Psyche. Einen Stop nachziehen, wird oft, zu oft dazu führen, dass Sie viel zu früh "unglücklich" ausgestoppt werden (wobei, was heißt unglücklich, wenn ein Gewinn übrig bleibt).
Aber ich rede hier nun einmal von den "richtig" großen Gewinnen.
So erlebe ich es immer wieder, bei vielen meiner Kollegen und sicherlich auch
manches Mal bei mir selbst, dass sie viel zu früh aussteigen. Gerade die aktu-
ellen Daxbewegungen haben viele in Erwartung einer Konsolidierung aus dem Markt getrieben. - Zu recht? Das wird sich erst zeigen.
Glauben Sie mir, sehr große Gewinne, sind "die Hölle auf Erden", solange sie nicht realisiert sind. Die Erleichterung, so einen Gewinn dann endlich zu realisieren,
endlich zu sichern, ist ein unvorstellbar befreiendes Gefühl. Es ist wie sieben
Wochen Urlaub an einem einsamen Südseestrand in einem Luxushotel auf einmal.
kaufen oder traden sollte, stelle ich heute einen interessanten Aufsatz
zu diesem Thema ein; eine nette Lektüre, nicht nur zur Sommerzeit.
Der Artikel stammt vom selben Jochen Steffens (Investor's Daily), von
dem ich auch gestern schon einen Artikel eingestellt habe. (#946):
Die Schwierigkeit, große Gewinne zu machen
Zu einem ganz anderen Thema: Als ich mit der Börse anfing, habe ich in
einem Buch gelesen, dass es drei große Entwicklungsschritte auf dem Weg
zu einem erfolgreichen Investor gibt. Ich gebe diese einmal aus der
Erinnerung wieder:
Große Verluste vermeiden
Den ersten Entwicklungsschritt werden die meisten von Ihnen kennen: Keine
ausufernden Verluste machen. Zu den zu erlernenden Fertigkeiten gehören:
Stopkurs setzen, Selbstdisziplin üben, nicht oben als letzter in eine Über-
treibung einzusteigen, also gute Einstiegssignale erkennen. Doch viel wich-
tiger ist es, am eigenen Leibe die Erfahrung gemacht zu haben, welch´ un-
glaubliche Schmerzen Verluste bereiten können, die immer größer und größer
werden. So unschön diese Erfahrung auch sein mag, sie ist ein MUSS. Denn
nur die Erinnerung an diese Schmerzen kann ein Investor dazu bringen, gegen
seine aktuelle Überzeugung Positionen im Minus zu verkaufen. Nur diese Erin-
nerung bewahrt uns alle vor törichten Verlusten und falschen Hoffnungen.
Kleine Gewinne machen
Der zweite Entwicklungsschritt, der schon wesentlich schwieriger ist, ist kleine
Gewinne zu machen. Dazu zählen Gewinnmitnahmen, bessere Einstiegspunkte,
antizyklisches Handeln und Erfahrung in Charttechnik und/oder Fundamental-
analyse. So bleiben dann irgendwann unter dem Strich mehr Gewinne als Verluste.
Aus vielen kleinen Gewinnen werden dann bald nette kleine Summen auf dem
Konto, die Spaß machen.
Große Gewinne realisieren
Ich erinnere mich noch sehr genau. Was ich damals überhaupt nicht verstanden
habe, war die Aussage, dass all diese Entwicklungsschritte geradezu lächerlich
seien, im Vergleich zu der größten Schwierigkeit an den Börsen überhaupt, näm-
lich große Gewinne zu machen. Ich bitte Sie, was soll daran schwierig sein,
große Gewinne zu machen?
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen diese Erfahrung gemacht haben, aber es stimmt natürlich. Wenn die ersten Position eine richtig hohe Summe generiert (und ich
rede nicht von den Zeiten um das Jahr 2000, das war eine andere Situation, eine Massenhysterie, die meisten der Anleger, die damals große Summen verdienten,
hatte die ersten beiden Schritte ausgelassen und mussten diese natürlich
nachholen).
Sie sehen also, dass eine Position einen wirklich großen Gewinn gemacht hat,
eigentlich wollen Sie noch mehr, aber die Börse steigt, sie fällt. Jeden Tag, wenn
sie fällt, fragen Sie sich, soll ich verkaufen, war das das Hoch. Sie wissen, so
lange die Position im Markt liegt, ist sie all den Gefahren, die sie in den ersten beiden Entwicklungsschritten kennen gelernt haben, ausgeliefert. Sicher, Sie können Teilgewinne mitnehmen, das ist auch vernünftig. Aber die richtig großen Gewinne
machen Sie nur, wenn Sie voll investiert bleiben. Ich hätte damals nie gedacht, was
das für eine Qual sein kann, dass es mehr quälen kann, mehr Schlaf rauben kann,
als die Schmerzen der Verluste.
Denn was wäre, wenn ein Anschlag, eine Krieg oder das Unvorhersehbare all diese
Gewinne wieder in sich zusammenschrumpfen lassen würde. Sie wissen dabei, wenn
Sie jetzt verkaufen, haben Sie schon den größten Gewinn Ihres Lebens realisiert.
Doch wenn Sie noch etwas warten, dann könnte daraus eine noch viel beachtlichere,
vielleicht sogar entscheidende Summe werden.
Der richtige Ausstiegszeitpunkt
Es ist tatsächlich so, die allergrößte Schwierigkeit bleibt: Den richtigen Ausstiegszeitpunkt zu finden. Viel schwieriger als einen Einstiegszeitpunkt, einen
guten Stopkurs festzusetzen oder kleine Gewinne mitzunehmen. Teilgewinne mit-
nehmen ist, wie gesagt, eine Lösung, allerdings nur für die Psyche. Einen Stop nachziehen, wird oft, zu oft dazu führen, dass Sie viel zu früh "unglücklich" ausgestoppt werden (wobei, was heißt unglücklich, wenn ein Gewinn übrig bleibt).
Aber ich rede hier nun einmal von den "richtig" großen Gewinnen.
So erlebe ich es immer wieder, bei vielen meiner Kollegen und sicherlich auch
manches Mal bei mir selbst, dass sie viel zu früh aussteigen. Gerade die aktu-
ellen Daxbewegungen haben viele in Erwartung einer Konsolidierung aus dem Markt getrieben. - Zu recht? Das wird sich erst zeigen.
Glauben Sie mir, sehr große Gewinne, sind "die Hölle auf Erden", solange sie nicht realisiert sind. Die Erleichterung, so einen Gewinn dann endlich zu realisieren,
endlich zu sichern, ist ein unvorstellbar befreiendes Gefühl. Es ist wie sieben
Wochen Urlaub an einem einsamen Südseestrand in einem Luxushotel auf einmal.