der Artikel ist nicht mehr taufrisch ,aber doch interessant
China ist mittlerweile eine stark aufstrebende Wirtschaftsmacht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich auch das Eisenbahnwesen im Wandel befindet. Die Eisenbahn ist das wichtigste Transportmittel in China. Etwa zwei Drittel des Passagierverkehrs und die Hälfte des Güterverkehrs werden mit der Eisenbahn bewältigt. Seit 1949 hat sich das Schienennetz der Eisenbahn verdoppelt und umfasst eine Länge von etwa 58.600 Kilometern. Wichtige Hauptstrecken sollen nun erneuert werden, um die Systemgeschwindigkeit zu erhöhen. Zwei konkurrierende Bahnsysteme standen zur Auswahl: die Rad-/Schiene-Eisenbahn und die Magnetbahn.
Transrapid in China; Quelle unbekanntTransrapid in China - Fahrgastraum; (c) by
www.transrapid.deTransrapid in China; (c) by
www.transrapid.deChina kauft den deutschen Transrapid
Am 30. Juni 2000 kam es zwischen der Stadt Shanghai und Transrapid International zu einer Vereinbarung über eine gemeinsam zu erarbeitende Durchführbarkeitsstudie für eine 30 Kilometer lange Transrapidstrecke vom neuen Flughafen Pudong International in das Stadtzentrum von Shanghai. Der 2. Juni 2000 war ein sehr denkwürdiger Augenblick für die Transrapid-Betreiber. Der chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji reiste an, um sich von der Serienreife des Transrapid zu überzeugen. Er und seine Begleiter fuhren mit einem ICE 3 bis an die Versuchsstrecke ins Emsland. Nach 20-minütiger Fahrt mit Spitzentempo 407 km/h zeigte er Interesse an der Bahn, allerdings müsse er später in China 505 km/h erreichen. Jedenfalls erfolgte der Abschluss des Vertrags und schon im März begannen die Bauarbeiten in Shanghai. Im April 2002 ging der erste von vier in Deutschland hergestellten Transrapid-Zügen nach China. Man ging davon aus, wenn die Flughafenverbindung ein Erfolg werden würde, könne der Transrapid vielleicht als Fernverkehrszug die rund 1300 Kilometer lange Distanz zwischen Shanghai und Peking überbrücken.
Eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des Transrapid war die Eröffnungsfahrt am 31. Dezember 2002 in Shanghai. Auf der ersten kommerziell genutzten Transrapid-Strecke der Welt waren der chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji, Bundeskanzler Gerhard Schröder und weitere Ehrengäste an Bord des Schwebezuges, um die 30 Kilometer lange Strecke vom Finanzzentrum Shanghai zum internationalen Flughafen einzuweihen. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 431 km/h, die er nach nur fünf Kilometern Beschleunigung erreichte und 20 Sekunden lang hielt, legte der dreiteilige Zug die Strecke in weniger als acht Minuten zurück. Nach der Rückfahrt sicherte Zhu Rongji die Verlängerung der Strecke auf 300 Kilometer zu. Nach der Probefahrt mit dem Transrapid lobte Schröder die rasche Umsetzung des Hochtechnologieprojekts in China.
Nach dem Scheitern des Metrorapid schwand auch die Aussicht auf die Verwirklichung der 1300 Kilometer langen Strecke von Peking nach Shanghai. Die Chinesen hatten Angst, dass sie mit der Technologie allein gelassen werden. Vor allem der chinesische Eisenbahnminister spricht sich vehement gegen den Transrapid aus. Stattdessen entschied er sich Ende August 2004 für den japanischen Shinkansen. Der deutsche Transrapid zog den Kürzeren! Erschwerend kommt hinzu, dass es auf der Strecke in Shanghai bei Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h zu Überhitzungen und Brandflecken an Teilen der Kabelstränge gekommen ist. Das Motorkabel kann, muss aber nicht unbedingt komplett ausgetauscht werden. Bis dato wird darüber mit dem Kunden verhandelt. Falls die Entscheidung zum Auswechseln der Kabel fallen sollte, muss ThyssenKrupp entlang der ganzen Strecke insgesamt 900 Kilometer Kabel auswechseln, wodurch zusätzliche Kosten von 30 bis 40 Millionen Euro entstehen würden.
Am Dienstag, den 11. November 2003 fand in China wieder ein besonderes Ereignis statt. Der Transrapid erreichte auf der 30 Kilometer langen Strecke 501 km/h und ist damit "der schnellste kommerzielle Magnetschwebezug der Welt", so ein Sprecher von Transrapid International. Dem nicht mit Fahrgästen, sondern nur mit Personal besetzten Zug ist außerdem eine 430 Stundenkilometer schnelle zweite Bahn begegnet, ohne dass es zu Problemen kam.
Kurz vor dem Jahreswechsel 2003/2004 nahm der Transrapid in Shanghai endlich den normalen Betrieb auf. Bei den bisherigen Probefahrten zwischen Ende 2002 und Ende 2003 sind schon 500.000 Fahrgäste mit dem chinesischen Transrapid gefahren. Die Transrapid-Trasse verläuft auf sumpfigem Gelände. Inzwischen ist der Fahrweg an mehreren Stellen abgesackt. Die Konstruktion stellt jedoch sicher, dass Fahrwegsetzungen durch Nachjustieren behoben werden können. Der Betrieb ist weiterhin sichergestellt. Abschließend bleibt zu sagen, dass für den Transrapid mittlerweile nur noch die etwa 200 Kilometer lange Strecke von Shanghai nach Hangzhou und die 300 Kilometer lange Verbindung von Shanghai nach Nanjing als Option offen bleibt. Die Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen.
China setzt auf Shinkansen-Technologie
Für die Modernisierung des chinesischen Schienennetzes gab es internationale Ausschreibungen. Drei Bahnhersteller lagen in der engeren Auswahl: Siemens mit dem ICE (falls der Transrapid ausscheiden sollte), Alstom mit französischer TGV-Technologie und der japanische Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug. Der Entscheid für die erste Ausschreibung ging an drei Konsortien mit Unternehmen aus Japan, China, Frankreich und Kanada. Fünf Eisenbahnverbindungen mit einer Gesamtlänge von 2000 Kilometern sollen für 200 Stundenkilometer ausgebaut werden. Eine modifizierte Version des japanischen Hochgeschwindigkeitszuges Shinkansen für 275 km/h soll dafür konstruiert werden. Der Auftrag habe ein Volumen von rund 10 Milliarden Euro. Das Projekt betrifft unter anderem die Strecke von Peking nach Shenyang in Nordostchina sowie die Verbindung zwischen der Hafenstadt Qingdao und Jinan in der Provinz Shandong. Die chinesischsprachigen Medien und das Eisenbahnministerium erwähnten das japanische Wort "Shinkansen" auffälligerweise nicht, sondern sprachen von "Lokomotive- und Zugsystemen". In der Bevölkerung gibt es wegen der Besetzung Chinas durch die japanischen Truppen während des Zweiten Weltkrieges tiefe Antipathien gegen Japan.
Die geplante, lukrative 1300 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und Schanghai war nicht Teil der Ausschreibung, sodass Siemens immer noch auf den Verkauf von ICE-Zügen hoffen kann. Immerhin gibt es bereits ein sehr dem ICE 3 ähnelndes, chinesisches Imitat, wie das Foto zeigt, wobei anzumerken ist, dass diese Version nur 210 km/h erreicht.
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