Einen interessanten Artikel zur Zukunft der Energien bringt heute die
(ansonsten von mir wenig geschätzte) EuramS.
Ausgangspunkt ist der aktuell einsetzende Streit der Großen Koalition um die
Zukunft der Kernkraftwerke. Konservative Kreise diskutieren den Ausstieg aus
dem Ausstieg. Bereits ist von einem Deal die Rede, mit dem die Union den Sozis Zugeständnisse abringen will. Der SPD-Umweltminister soll dabei ausgebootet
werden. Die Ereignisse werden auf eine baldige Entscheidung hintreiben.
Anfang April soll ein Spritzengespräch zwischen einer kleinen Mannschaft um Bundeskanzlerin Merkel und den Top-Leuten der vier größten Kraftwerksbetreiber stattfinden. Dann soll eine grundlegende Überarbeitung der deutschen Energiepo-
litik in die Wege geileitet werden. Einer der Ausgangspunkte der Überlegungen
wird die Erkenntnis sein, daß Deutschland sich mittlerweile in eine gefährliche Abhängigkeit vom russischen Erdgas begeben hat: etwa 35% des deutschen
Erdgasverbrauchs stammt aus Russland!
Neuerdings wird wieder Kohle in den Blickpunkt. So wurde bereits im vergangenen
Sommer von einem gigantischen Kohlefund im nördlichen Ruhrgebiet berichtet; die Betreiber behaupten, wegen der hohen Qualität der Kohle, können man diese auf dem deutschen Markt billiger (!) anbieten, als die ausländische Konkurrenz.
Eurams:
" Immerhin birgt deutscher Boden rund zwölf Milliarden Tonnen des Brennstoffs.
Die reichen für rund 160 Jahre. Und während die Ölreserven der Welt Schätzungen
zufolge in 35 bis 100 Jahren verbraucht sind, brennt die Kohle noch weitere 200
Jahre. Vorteilhaft auch, daß Deutschland mit den USA, dem Besitzer der weltweit
größten Reserven, bestens verdrahtet ist."
Nachfolgend werden Probleme und Technologien zur Abagssäuberung bei der Kohle-
verbrennung diskutiert. EuramS kommt zu dem Fazit:
"CO2-Ausstoß hat jetzt einen Preis. Damit kommen wir allmählich in Bereiche, wo
sich die sauberen Technologien lohnen", sagt Heithoff.
Das haben nicht nur die Deutschen erkannt. Auch die US-Regierung setzt auf saubere Kohle. In zehn Jahren, so das Ziel der Regierung Bush, soll eine saubere 275-Megawatt-Vergasungsanlage entstehen. Eine Milliarde Dollar sind für das Projekt FutureGen, an dem auch Siemens mitarbeitet, veranschlagt. Und seit kurzem ist auch China, das 70 Prozent seiner Energie aus Kohle gewinnt, aktiv: Der Konzern
Huaneng will für rund 600 Millionen Euro ein CO2-freies Kohlekraftwerk bauen.
Experten bescheinigen dem Schmuddelkind Kohle als Saubermann bereits eine große
Zukunft. In zehn bis 15 Jahren dürfte der Anteil des Brennstoffs an der weltweiten Stromgewinnung demnach spürbar steigen. DIW-Expertin Kemfert: "Sogar die teure
deutsche Steinkohle könnte angesichts der hohen Preise anderer Energieträger wie
Öl eine Renaissance erleben."
Alles weist darauf hin, daß die Kohle in Zukunft eine Bedeutung erlangen wird, die
man ihr bisher nicht zugetraut hat. Und damit auch den Kohlekraftwerken!