'Wir sind neutral, wenn es um Branchen geht. Alleine das Chance-Risikoverhältnis zählt.'
Maximilian Kreitlmeier | 7/13/2009
Wir sprachen mit den Fondsmanagern Martin Wirth und Manfred Piontke.
Die Frankfurter Performance Management AG (FPM) hat sich auf deutsche Aktien spezialisiert. Ihre Fonds decken sowohl Nebenwerte als auch Aktien aus der ersten Reihe ab. Morningstar sprach mit den beiden Fondsmanagern Manfred Piontke und Martin Wirth über ihren Investmentstil.
Herr Wirth / Herr Piontke, können Sie bitte die Investmentphilosophie von FPM erläutern.
Wir haben drei Kriterien: Zunächst einmal müssen wir das Geschäftsmodell eines Unternehmens verstehen, also die Frage beantworten können, womit es eigentlich sein Geld verdient, wie nachhaltig dies ist, ob es eher stabil oder zyklisch ist, wie schnell es wächst und was es dafür investieren muss. Dabei interessiert weniger, wie die augenblicklichen Gewinne aussehen, sondern wie hoch der Gewinn im Verlauf eines Zyklus sein dürfte. An zweiter Stelle geht es um das Management: Haben wir den Eindruck, dass das Management ein guter Verwalter der Interessen der Investoren ist, oder kümmert es sich eher um die Mehrung des eigenen Ruhmes? Und zuletzt: Was sind wir bereit, dafür zu bezahlen? Je nachdem kann man für die Bewertung verschiedene Parameter heranziehen. Grundsätzlich wollen wir, wenn wir ein Investment eingehen, mindestens 10% p.a. verdienen, je nach Risikogehalt kann die Hürde aber auch bei 15% p.a. liegen. Dabei konzentrieren wir uns allein auf den deutschen Aktienmarkt, da hier unsere Erfahrung liegt, wir die Rahmenbedingungen kennen und einen überdurchschnittlich guten Zugang zu den Unternehmen haben.
Worin liegen die Stärken Ihres Ansatzes?
Wir sind neutral, wenn es um Branchen geht. Allein das Chance-Risikoverhältnis zählt. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung haben wir schon mehrere Zyklen gesehen und wissen, dass alles, die guten wie die schlechten Zeiten, einmal ein Ende haben. Wir haben keine Benchmark und sind insofern nicht gezwungen, in Unternehmen zu investieren, die unsere Kriterien nicht erfüllen. Von Zeit zu Zeit gibt es Situationen, in denen an den Aktienmärkten eine Hysterie ausbricht. In dieser Situation ist es gut, Unternehmen überdurchschnittlich gut zu kennen, um Chancen auch konsequent ausnützen zu können. Hier hilft insbesondere die Unabhängigkeit, mit der wir investieren können: Wir haben nicht das Risiko, unseren Job zu verlieren, wenn es einmal falsch war, sich gegen den Markt gestellt zu haben und man auch einmal ein Jahr durchsitzen muss.
Wie gehen Sie bei der Risikokontrolle in Ihren Fonds vor?
Zunächst einmal halten wir die Vorgaben des Investmentgesetzes für weitgehend ausreichend. Dies führt schon einmal dazu, dass die Gesamtzahl der Positionen in einem Fonds kaum unter 20 liegen kann, was nach unterschiedlichsten Untersuchungen bereits einen Diversifikationseffekt hat, der nicht wesentlich unter dem eines Fonds mit 100 Positionen liegt. Im Durchschnitt halten wir je nach Fonds zwischen 20 und 50 Positionen. Daneben halten wir es für die beste Risikokontrolle, unsere Investments zu kennen und sie zu einer möglichst niedrigen Bewertung zu kaufen bzw. bei einer Bewertung, die mögliche Risiken ausblendet, nicht mehr zu behalten. Neben den einzelnen Investments spielt natürlich auch die Liquidität eine wichtige Rolle. Zumeist halten wir etwas Liquidität, in der Regel aber weniger als 5% des Fondsvolumens. Wichtiger ist die Frage, wie schnell die Investments eines Fonds liquidierbar sind. Hier wollen wir immer in der Lage sein, mindestens 50% eines Fonds innerhalb eines Tages und ohne Beeinflussung des Marktes liquidieren zu können.
FPM hat sich auf deutsche Aktien spezialisiert. Wie haben Sie Ihre Fondspalette konzipiert?
Wir haben den All Cap Fund, der unser ältester Fonds ist und grundsätzlich in Unternehmen aller Größenordnungen investieren kann. Des weiteren verwalten wir einen Small/Mid Cap Fund, dessen Anlagehorizont bei gegebener Bewertung sehr langfristig ist und der einen geringen Umschlag hat, eher mit einem Beteiligungsansatz versehen ist. Der dritte Long-Only-Fund ist ein Large Cap Produkt, mit dem wir etwas flexibler sind und häufiger auf die Bewertungsverschiebungen innerhalb der großkapitalisierten Titel reagieren. Im September 2008 haben wir den Top 25 S aufgelegt. Dieser Fonds unterscheidet sich von den anderen in mehrfacher Hinsicht. Insbesondere können wir hier das Marktrisiko vollständig herausnehmen. Die Positionen im Top 25 S sind darüber hinaus weitgehend gleich gewichtet, in der Regel mit 4%.
Wie haben sich Nebenwerte in Ihren Fonds im Vergleich zu Blue Chips während der Finanzkrise geschlagen?
Deutlich schlechter. Insbesondere Small Caps haben unter der fehlenden Liquidität heftig gelitten. Dies ist aus fundamentaler Sicht erstaunlich, da sich viele kleine Unternehmen deutlich besser geschlagen haben als große Gesellschaften. Aber nach dem Boom bis 2006 folgte nun die Kehrseite der Medaille: Alles musste raus! Dementsprechend sind hier heute die besonders niedrigen Bewertungen zu finden, selbst nach der jüngsten Ralley.
Welche Aktien im Standard- und Nebenwertebereich bevorzugen Sie im aktuellen Marktumfeld?
Generell sehen wir Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell als absolut und wahrscheinlich auch relativ als günstig an. Als stabiles Geschäft sehen wir dabei nicht nur Unternehmen an, bei denen sich die Umsätze als krisenresistent erwiesen haben, sondern auch Unternehmen, die ihre Marge trotz deutlicher Umsatzrückgänge zumindest halbwegs unter Kontrolle haben. Bei zyklischen Gesellschaften ist es entscheidend, wie lange die Krise andauern wird und insbesondere, welche Schäden sie noch anrichten wird. Das weiß heute noch niemand, sollte einen aber nicht davon abhalten, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Und hier sehen wir die weniger positiven Ergebnisse der laufenden Rezession als nicht mehr ausreichend in den Kursen gewichtet. Die nächste Unsicherheit besteht in der Frage, wie hoch eine nachhaltige Rendite für diese Unternehmen sein wird. Wir halten es aus heutiger Sicht für viele Unternehmen für sehr schwierig, auf die Niveaus der Jahre 2006 und 2007 in den nächsten Jahren zurückzukehren. Dagegen gibt es eine Reihe von Unternehmen, deren Geschäft zur Zeit halbwegs stabil weiterläuft und die keine Blase benötigen, um zur alten Ertragskraft zurückzukehren. Hier sind wir überdurchschnittlich investiert. Dementsprechend sind bspw. große Positionen in unseren Fonds Aktien von Aarealbank, Software AG, Grenke Leasing, GfK oder Münchener Rück.
"Drei Dinge treiben den Menschen zum Wahnsinn. Die Liebe, die Eifersucht und das Studium der Börsenkurse."
John Maynard Keynes