20.06.2012
Elektroautos kommen nur langsam in
Fahrt
Beim Thema Elektromobilität haben Bundesregierung und
die Nationale Plattform Elektromobilität eine positive
Zwischenbilanz gezogen. Das Ziel der Regierung, bis zum
Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen zu
bringen, steht aber in Frage. (Foto: Kay Nietfeld - AFP)
Beim Thema Elektromobilität haben Bundesregierung
und die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE)
eine positive Zwischenbilanz gezogen. Der
Fortschrittsbericht der NPE zeige, "dass wir mit den
letzten beiden Jahren ein gutes Stück
vorangekommen sind", sagte
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Das
Ziel der Regierung, bis zum Jahr 2020 eine Million
Elektroautos auf die Straßen zu bringen, steht aber
in Frage.
Mit den bestehenden finanziellen Anreizen für Autofahrer
werde sich der Bestand bis 2020 voraussichtlich auf etwa
600.000 Elektrofahrzeuge belaufen, sagte NPE-Chef
Henning Kagermann. Nun müssten der Markt und die
regionalen Schaufenster Elektromobilität zeigen, ob das Ziel
der Bundesregierung von einer Million Elektroautos im Jahr
2020 erreicht werden könne. In ihrem Bericht sei die NPE
zu dem Schluss gekommen, "dass wir um eine gewisse Ko-
Finanzierung durch die öffentliche Hand vielleicht nicht
herumkommen".
Wichtige Schritte seien bereits gemacht worden, die
Industrie habe investiert, die Qualifizierung im beruflichen
Bereich sei konkretisiert und die Lehrpläne an den
Hochschulen angepasst worden, sagte Kagermann. Nötig
sei aber auch die Akzeptanz der Nutzer. Hinzu kämen die
Fragen der Alltagstauglichkeit und der Infrastruktur.
Bis zum Jahr 2014 seien in Deutschland 15 Modelle mit
Elektroantrieb im Angebot, kündigte der Präsident des
Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias
Wissmann, an. "Die Investitionen zahlen sich jetzt aus."
Hilfreich seien auch die Regierungspläne, Elektroautos von
der Kfz-Steuer zu befreien.
Der Industrie gehe es jetzt darum, Forschung und
Entwicklung voranzutreiben, sagte Wissmann. Zweite große
Herausforderung sei eine höhere Reichweite der Batterien,
"die Elektroautos nicht nur in Großstädten, sondern auch in
der Verbindung Stadt und ländlicher Raum interessant
erscheinen lässt". Damit würden Elektroautos auch auf dem
Zweitmarkt auf Dauer werthaltig. "Wir konzentrieren uns
mit gemeinsamer großer Kraftanstrengung auf die
Batterie", versicherte der Verbandschef.
Die Autoindustrie setze aber "nicht alles auf das E-Auto",
sagte Wissmann. Auch die Effizienz des
Verbrennungsmotors könne noch deutlich verbessert
werden. Als Führer in der Automobiltechnologie müsse
Deutschland beim Thema Elektroauto aber eine führende
Rolle spielen, "ohne dass wir heute wissen, ob sich das
Elektroauto durchsetzt."
Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr ihr
"Regierungsprogramm Elektromobilität" vorgestellt. Dieses
sieht vor, die Auto-Nation Deutschland zum Leitmarkt und
Leitanbieter für Elektromobilität zu machen. Demnach
sollen Elektroautos für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit
werden. Zudem soll es Vorteile für E-Dienstwagen geben.
Bereits 2009 hatte die Bundesregierung das Ziel von einer
Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen bis 2020
ausgegeben. Die NPE besteht aus Vertretern von Industrie,
Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und Gesellschaft.
Mit rund 20 Millionen Euro Fördergeld vom Staat soll zudem
die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen in den kommenden
Jahren von derzeit 14 auf 50 wachsen. Minister Ramsauer
und Unternehmensvertreter starteten am Mittwoch den bis
2015 geplanten Ausbau. Beteiligt sind der Autobauer
Daimler, der Tankstellenbetreiber Total und die
Industriegase-Hersteller Linde, Air Products und Air Liquide.
Quelle: 2012 AFP