Die Vermutung ist auch im Artikel aus dem Spiegel nachzulesen:
Guru unter
Feuer
Anleger beschuldigen den TV-Star
Markus Frick, wertlose
Rohstoffaktien empfohlen zu haben.
Die härtesten Vorwürfe
stammen von der Konkurrenz.
N24-Geldberater Frick
„Andere am Glück teilhaben lassen“
Jeden Samstagvormittag um 11.30 Uhr
flammt die Hoffnung auf den schnellen
Reichtum auf. Dann sitzen die Jünger
von Markus Frick, 34, zu Tausenden vor
ihren Fernsehern und lauschen der Aktienpredigt
des gelernten Bäckermeisters.
„Make Money“ heißt das Format des
Nachrichtensenders N24, mit dem der Millionär
Frick seit Jahren Geldtipps unters
Volk bringt. Hemdsärmelig steht der badische
Anlegerfänger, der auch Seminare
und Börsenbriefe im Angebot hat, dann
mit Kaffeetasse vor Flachbildschirmen und
peitscht Emotionen – und Kurse.
Ob „Wacker kaufen“ oder „Flughafen
Wien verkaufen“, servile Kleinanleger erhalten
am Zuschauertelefon klare Befehle.
Höhepunkt der Sendung ist die Krönung
der neuen „Make-Money-Rakete“. Gewinne
„von über 100 Prozent“ sind mit diesen
Titeln nicht ausgeschlossen.
Jetzt aber kommt es an der Abschussrampe
zur Meuterei. Seit Tagen fordern
Kleinanleger in Börsenforen und Schreiben
an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) den Kopf
ihres Gurus. Vor allem unzählige Abonnenten
seines Börsenbriefs, der 898 Euro
pro Jahr kostet, versenkten Millionen mit
Text zur Anzeige gekürzt. Gesamtes Posting anzeigen...
drei dubiosen Rohstofftiteln.
Die Firmen Star Energy, Stargold und
Russoil sollten laut Frick das große Geld
bringen. Stattdessen folgte nach einem anfänglichen
Kursfeuerwerk und wundersamen
Wertvermehrungen von mehreren
100 Millionen Euro der Totalabsturz.
Alles Betrug? Alles wertlose Börsenhüllen?
Ziehen bei allen drei Firmen zwei Hintermänner
die Fäden? Wurden die Profite
gar schon in Panama in Sicherheit gebracht?
Oder ist all der Ärger nur üble
Nachrede der Konkurrenz?
Fricks Kunden spekulieren wild und
wollen Rache: „Wir haben viele Hinweise
gekriegt“, bestätigt eine Sprecherin der
BaFin. Man schaue sich die Sache an.
Schwer zu erhärtender Verdacht: Marktmanipulation.
Die Börsenwächter kennen die Masche
zur Genüge: Oft sind es kleine Klitschen im
kaum regulierten Freiverkehr der Frankfurter
Börse, denen Frick eine große Zukunft
vorhersagt. Wie Lemminge stürzen
sich seine Anhänger dann über die Kauforder-
Klippe. Die Kurse branden zunächst
auf. Doch wer als Letzter springt, fällt in
der Regel ins Bodenlose.
Vergangene Woche hat sich auch die
Berliner Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
„Es ist eine Anzeige eingegangen, und wir
prüfen, ob Ermittlungsschritte eingeleitet
werden“, bestätigt ein Sprecher.
Für Frick kommt der Ärger höchst ungelegen.
Deutschlands „Börsenmotivator
Nummer eins“ (Frick über Frick) konnte
sich gerade erst wieder über gute Geschäfte
freuen. Nach dem Tod des Neuen Marktes
war es still um ihn geworden. Erst mit
dem Aufschwung an den Märkten kamen
der alerte Geldberater und seine Sprüche
wieder in Mode. „Andere am Glück teilhaben
lassen“ lautet seine „Vision“.
Teure Seminare füllen republikweit
Mehrzweckhallen – und Fricks Taschen.
Ende März pilgerten allein rund tausend
Österreicher in ein Wiener Tagungshotel,
um sich neben einem blauen Sparschwein
Fricks heiße Aktientipps abzuholen.
Dort verkaufte der Laienprediger auch
erneut seine Vision von der US-amerikanischen
Stargold Mines Inc. Was wenige
Monate zuvor noch als Fischhandel namens
Sockeye Seafood in den Börsenregistern
zappelte, sollte nun plötzlich über
gigantische Rohstoffreserven in Russland
verfügen. Geologische Gutachten gab es
freilich keine.
Egal, die Anleger kauften wie verrückt –
so wie Wochen zuvor Papiere von Star
Energy und später von Russoil. Alle
drei Firmen wurden aus wertlosen
US-Börsenhüllen gebildet, planen
ihr operatives Geschäft in Russland,
haben kaum Geld sowie entweder
den Panamaer Silvestre Hutchinson
oder einen gewissen Marcus Segal
im Management. Die beiden kennen
sich gut aus gemeinsamen Zeiten
bei der Börsenleiche Quest Minerals
& Mining – nun für 0,004
Euro pro Aktie zu haben.
Machten die beiden mit Hilfe von
Fricks Kursmarketing jeweils auf
dem Höhepunkt Kasse? Zockten zusätzlich
russische Finanzjongleure
ab, die zuvor ihre Gesellschaften
an die US-Firmen verkauft und dafür
riesige Aktienbestände erhalten
hatten?
Für eine Stellungnahme waren
vergangene Woche weder Hutchinson
noch Segal zu erreichen. Derweil
setzt Frick auf eine Verschwörungstheorie.
Die jüngsten Kursstürze seien das
Werk von „wirklich großen Adressen“,
schrieb er am Dienstag vergangener
Woche in seiner E-Mail-
Hotline. Das sei ein gezielter Angriff
auf die Star-Werte und Russoil
gewesen – „und speziell auf mich“, mutmaßt
er.
Russoil empfahl er weiterhin zum Kauf.
Die Firma, die noch Ende März gemäß
US-Börsenaufsicht „no cash“ besaß, sei mit
einer Bewertung von 120 Millionen Euro
„spottbillig“. Schließlich verfüge sie in Sibirien
über Ölreserven, „die einen Wert von
15 Milliarden Euro implizieren sollten“.
Am Freitag wurde Russoil kurzzeitig
vom Handel ausgesetzt – und Frick deutlich
vorsichtiger. Die Vorwürfe gegen die
drei Firmen „müssen die Behörden
schnellstmöglich klären“. Er erhalte keine
Provisionen für seine Empfehlungen. Und
er kaufe in der Regel keine Aktien, die er
empfehle. „In den wenigen Fällen, wo ich
es getan habe, wie bei Allianz, wird das
entsprechend den Kapitalmarktgesetzen
offengelegt“, räumte er überraschend ein.
Die Herren Hutchinson und Segal habe
er lediglich vergangenen Oktober bei einer
Konferenz in Frankfurt getroffen. „Die
Verluste der Anleger bedaure ich am meisten“,
sagt er und vermutet hinter der
„Hetzkampagne“ die Konkurrenz.
Tatsächlich kursiert in Börsenforen zu
den drei Aktien eine Abhandlung, die die
Lawine ausgelöst hat. Verfasser ist der Betreiber
eines neuen Finanzportals.
In seiner TV-Show wurde Frick schon
vorvergangenen Samstag für seine Verhältnisse
fast nachdenklich: „Für Anfänger
an der Börse sind Rohstoffaktien nicht
geeignet.“ Beat Balzli
GE LDAN LAGE