BP wird nicht pleitegehen“
Die Aktie von BP ist zuletzt kräftig abgerutscht. Mancher Investor rechnet sogar mit dem Schlimmsten: der Pleite des Öl-Giganten. Gemach, gemach, ganz so schlimm ist die Lage nicht, sagen Experten. Handelsblatt-Online hat mit Sven Diermeier von Independent Research gesprochen – über die Auswirkungen der Öl-Katastrophe und die Aussichten für die BP-Aktie.
Wie realistisch ist eine Pleite von BP?
Sollten die Kosten und Strafzahlungen, die wegen der Ölkatastrophe im Golf auf BP zukommen werden, nicht völlig aus dem Ruder laufen, halte ich eine Insolvenz für sehr unwahrscheinlich. Man sollte nicht vergessen, dass BP in den vergangenen Jahren einen operativen Cash-Flow von im Schnitt 24 bis 36 Mrd. Dollar vorzuweisen hatte. Außerdem ist der Konzern niedrig verschuldet. Kurzum: BP hat Reserven.
Sie haben die Aktie vor kurzem hochgestuft auf "Halten", viele Ihrer Kollegen sagen sogar "Kaufen" - ist die Aktie auf dem jetzigen Niveau ein Schnäppchen?
Ganz so optimistisch sind wir gar nicht. Wir sehen, dass der Konzern noch immer großen Risiken und Unsicherheiten ausgesetzt ist. Es ist davon auszugehen, dass eine ganze Reihe von Schadenersatzklagen auf BP zukommen wird. So lange noch nicht klar ist, um welche Summen es da geht, sollten die Anleger vorsichtig bleiben. Mit einem kräftigen Kurssprung in den kommenden Wochen rechnen wir jedenfalls nicht.
Was ist mit der Dividende - darauf schauen Investoren besonders genau?
Womöglich wird sie verschoben. BP hält sich hier alle Optionen offen. Für das Image von BP wäre es auch alles andere als förderlich, sollte der Konzern eine unveränderte Dividende ausschütten, so lange die Fischer an der Golfküste noch nicht entschädigt sind. Die US-Regierung übt da massiv Druck aus.
Welche langfristigen Auswirkungen hat die Katastrophe für BP?
Das muss man abwarten. Sicher ist, dass es künftig strengere Kontrollen bei Tiefseebohrrungen geben wird. Das träfe aber nicht nur BP, sondern die gesamte Öl-Branche. Ein generelles Verbot der Tiefseebohrungen halte ich aber für unwahrscheinlich. BP im Speziellen könnte z.B. die Teilnahme an Ausschreibungen für Explorationsprojekte für einen gewissen Zeitraum untersagt werden.
Welche Ölaktie favorisieren sie in diesem Umfeld?
Royal Dutch Shell.
Sven Diermeier ist Analyst bei Independent Research.
www.handelsblatt.com/finanzen/...ird-nicht-pleitegehen;2600729
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