Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung erklärte, die Bundesregierung gehe davon aus, dass es in diesem Jahr zu einem Reiseboom kommen wird.
Wenn wieder gereist werden kann , wird auch Kerosin wieder benötigt. Insofern werden Ölgesellschaften wieder mehr umsetzen und verdienen.
Man muss die Erwartung der Regierung, im Sommer gäbe es einen Reiseboom, aber richtig einordnen.
Die Lage:
Impfstoff(e) vorhanden, aber nicht in ausreichender Menge und verspätet eintreffend. Die Aussage von Minister Spahn, "bis zum Sommer jedem Interessierten ein Impfangebot zu machen", ist von positiven Entwicklungen ausgegangen. Es zeigt sich, dass sich das nicht einhalten lassen wird, weil die drei bislang vorhandenen Impfstoffe in kleineren Mengen und verspätet kommen. Der Impfstart musste in manchem Bundesland verschoben werden: z.B. Niedersachsen begann erst Ende Januar.
Und was heißt "bis zum Sommer ein Angebot machen"? Kalendarisch endet der Sommer am 20./21. September. Bis dahin also?
Oder Eintrag meines Impftermins am 20.09.2021, Impftermin dann aber tatsächlich z.B. am 25.02.2022?? Wäre Spahns Aussage auch dann noch als WAHR oder KORREKT einzustufen?
Legt der Bürger Spahns Aussage nicht ganz anders aus? Nämlich so, das er (der Bürger) im Sommer 2021 geimpft ist?
Wie auch immer diese Aussage also zu interpretieren ist: allein unter diesen genannten Umständen erscheint mir ein Reiseboom in diesem Sommer unmöglich. Dazu kommt: niemand kann sagen, wie sich vorhandene und vielleicht noch folgende Mutationen auf die Impferei auswirken wird.
Dazu werden Fluglinien nur geimpfte Passagiere akzeptieren, ebenso wohl auch Kreuzfahrtschiffe und Hotels. Und wie sieht die Lage in den Reisedestinationen aus?
Die Diskussion um Erleichterungen für Geimpfte ist angestoßen, früh und zu recht. Sie wird sich verschärfen, je größer der Impffortschritt, denn wir werden uns doch nicht von Gegnern und Verweigerern in Geiselhaft nehmen lassen! Diese Diskussion kann noch ganz hässlich werden...
Zurück zum Reiseboom:
Beim Impfen wurden Prioritäten in den einzelnen Gruppen gesetzt. Die erste Gruppe der sehr alten Menschen wird bald damit durch sein. Hier wird kaum jemand verreisen wollen/können.
Schon die nächste Gruppe ab 70 ist so groß, dass es dauert, bis sie durch sind. Reisen frühestens ab Herbst theoretisch möglich. Dritte Gruppe ab 60 dauert noch länger. Soweit die Theorie.
In der Praxis (und in der neuen Ausgabe des SPIEGEL gut berichtet) muss der Rückstand im Impfzeitplan um das sechsfache gesteigert/aufgeholt werden.
Es müssen aus meiner Sicht so schnell wie möglich die Hausärzte einbezogen werden. Kleinere Impfzentren müssten wie Pilze aus dem Boden schießen. Und es müsste "rund um die Uhr" gepikst werden. Alle vor kurzem in den Ruhestand gegangenen Schwestern, Pfleger und Ärzte müssten aufgefordert/gebeten werden, sich reaktivieren zu lassen.
Völlig egal, was das alles kostet.
Reiseboom?
Nein, nicht 2021. Und die Regierung weiß das auch. Sie wissen das, wie sie auch wussten, was eine solche Pandemie bedeutet/bedeuten kann. Das Gutachten einer früheren Bundesregierung aus 2003 oder 2007 zu einem anderen Virus ist als Bundestagsdrucksache im Internet lesbar.
Wäre es besser gewesen, der Bevölkerung von Anfang an "reinen Wein" einzuschenken? Hierzu habe ich eine Meinung, behalte sie aber für mich. Mag jeder sich selbst Gedanken machen, was wohl besser gewesen wäre/ist.
Ich verstehe also die Aussage des Tourismusbeauftragten eher so, dass er Hoffnung machen will. Wenn dann am Ende jeder merkt, es war nichts mit den Reiseboom, ist es für 2021 ohnehin vorbei. Dann hat die Zahl der Geimpften zugenommen und eine Aussage wie "2022 erleben wir einen Reiseboom" wäre fast nicht von der Hand zuweisen: die Wahrscheinlichkeiten gegenüber 2021 wären deutlich gestiegen.
Irgendwie wird in diesem Jahr Urlaub gemacht. Aber ob TUI als Reiseveranstalter oder Ölfirmen wie BP, Shell, etc. davon besonders profitieren werden?
Sehe ich nicht. Aber es wäre gut, wenn es doch so kommt, nicht nur für die Unternehmen....