uldenschnitt: Fast alle Gläubiger stimmen griechischem Anleihentausch zu
08.03.2012, 08:27 Uhr, aktualisiert 22:28 Uhr
Der Schuldenschnitt für Griechenland stand lange auf der Kippe. Doch jetzt atmet die Regierung in Athen auf. Nahezu alle Gläubiger hätten bis zum Ablauf der Frist für den Schuldenschnitt gestimmt.
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AthenNach Angaben eines griechischen Regierungsvertreters haben sich am Schuldenschnitt mehr als 90 Prozent der Gläubiger beteiligt. Die Quote habe bereits eine Stunde vor Ablauf der Frist sogar fast 95 Prozent betragen, sagte der hochrangige Regierungsvertreter am Donnerstagabend. Die Umtauschfrist war um 21 Uhr abgelaufen.
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Athen feiert damit einen wichtigen Meilenstein: Denn mindestens 75 Prozent der Gläubiger hatte die griechische Regierung gewinnen wollen, um den Schuldenschnitt über nachträglich eingefügte Umschuldungsklauseln für alle Anleiheeigner verbindlich zu machen. Eine Beteiligung von über 90 Prozent könnte gar bedeuten, dass auf die zwanghafte Umschuldung der restlichen Gläubiger komplett verzichtet wird. Das genaue Ergebnis soll am Freitagmorgen um 7 Uhr deutscher Zeit veröffentlicht werden.
Wie der Schuldenschnitt funktioniert
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Werden sich die Gläubiger freiwillig am Schuldenschnitt beteiligen?
Dass alle dies tun, ist sehr unwahrscheinlich. Jedenfalls stellen sich die internationalen Finanzkontrolleure von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) laut einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ auf einen erzwungenen Umtausch von griechischen Staatsanleihen ein. Entsprechende nachträgliche Klauseln (Collective Action Clauses/CAC), mit denen ein Verzicht privater Gläubiger erzwungen werden kann, hatte das griechische Parlament im Februar beschlossen.
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Warum ist dieser Schritt denn umstritten?
Mit der Aktivierung der Zwangsklauseln würde aus der freiwilligen eine unfreiwillige Umschuldung, durch die auch Kreditausfallversicherungen fällig werden könnten. Diese sogenannten Credit Default Swaps (CDS) waren einer der Gründe, warum die Finanzkrise des Jahres 2008 so dramatische Ausmaße angenommen hatte.
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Wovon hängt die Aktivierung der Umschuldungsklauseln ab?
Grundsätzlich kann Griechenland den angestrebten freiwilligen Schuldenschnitt auf alle Gläubiger ausweiten, soweit zwei Drittel der Investoren den Umschuldungsklauseln zustimmen. Voraussetzung ist aber ein Quorum, wonach mindestens die Hälfte aller Anleihegläubiger auf das Umschuldungsangebot reagieren müssen, also überhaupt antworten. Grundsätzlich stimmt jeder Gläubiger, der auf das Umschuldungsangebot Athens eingeht, auch den Umschuldungsklauseln zu. Es gibt allerdings die Möglichkeit, das Umschuldungsangebot nicht zu akzeptieren, aber der Aktivierung der Zwangsklauseln zuzustimmen. Von dieser Möglichkeit dürften insbesondere Gläubiger Gebrauch machen, die auf die Auszahlung ihrer Kreditausfallversicherungen spekulieren.
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Wie hoch sind die Erfolgsaussichten für die angepeilte Umschuldung?
Im Grunde recht gut, wobei Erfolg oder Misserfolg von bestimmten Quoten abhängt, die Griechenland gesetzt hat. Demnach scheitert der Schuldenschnitt, falls mehr als 25 Prozent der Anleihebesitzer das Umschuldungsangebot Athens und zugleich die CAC-Aktivierung ablehnen. Stimmen hingegen mehr als 75 Prozent der Gläubiger dem Angebot zu, wird es komplizierter: Liegt die Zustimmung unter 90 Prozent, kommt es darauf an, ob sich Griechenland und seine öffentlichen Geldgeber mit der Entlastung durch den Schuldenschnitt zufriedengeben. Stimmen hingegen mehr als 90 Prozent der Gläubiger dem Angebot zu, soll der Schuldenschnitt auf jeden Fall durchgeführt werden.
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Welche freiwillige Beteiligung wird erwartet?
Die von Griechenland und seinen öffentlichen Geldgebern anvisierte Zustimmung von mindestens 90 Prozent gilt als sehr hohe Zielmarke, die vermutlich nicht erreicht werden wird. Realistischer ist eine Zustimmung zwischen 75 und 90 Prozent sowohl zum Umschuldungsprogramm als auch zu den CACs. Dann würde die Entscheidung, ob die Umschuldung erfolgt und über die CACs auf alle Gläubiger ausgeweitet wird, letztlich bei Athen und seinen Partner-Staaten liegen. Was passiert, wenn mehr als ein Viertel der Gläubiger ablehnen? In diesem Fall soll die anvisierte geordnete Umschuldung nicht weiter verfolgt werden. Griechenland bliebe die Möglichkeit eines „harten“, ungeordneten Schuldenschnitts. Die Konsequenzen sind aber kaum vorhersehbar, sowohl für Athen als auch für seine Gläubiger. Deshalb gilt dieser Fall unter Experten als unwahrscheinlich.
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Welche Entlastung ergibt sich für Athens Schuldenstand?
Liegt die Zustimmung der Investoren über 75 Prozent, geht die italienische Großbank UniCredit von einer Schuldenreduzierung um bis zu 110 Milliarden Euro aus. Dieser Maximalwert wird aber nur dann erreicht, falls Athen die Zwangsklauseln aktiviert und den Schuldenschnitt auf alle privaten Gläubiger ausweitet. Sollten die CACs nicht gezogen werden und es zu einem rein freiwilligen Schuldenerlass kommen, hängt die Schuldenreduktion vom Ausmaß der Beteiligung ab.
Für die nach griechischem Recht begebenen Anleihen in Höhe von 177 Milliarden Euro war die Grenze von 75 Prozent relevant, für die Anleihen nach anderem Recht in Höhe von 18 Milliarden Euro galten teils unterschiedliche Grenzen. Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos hatte zuvor bereits im Parlament verkündet: „Wir werden morgen ankündigen, dass Griechenland und die nächsten Generationen 105 Milliarden Euro Schuldenlast loswerden.“ Es sei ein „historischer Moment“ für Griechenland.
An der Börse waren erste Meldung über ein Überschreiten der 75-Prozent-Marke bereits euphorisch gefeiert worden. Denn ein erfolgreicher Schuldenschnitt war die Grundvoraussetzung für die Gewährung eines zweiten Rettungspaket durch die anderen Euroländer. Die Euro-Finanzminister wollen sich am Freitagnachmittag in einer Telefonkonferenz mit den Ergebnissen des griechischen Anleihetausch-Angebots beschäftigen. Auf der Tagesordnung steht die endgültige Freigabe des Anfang März grundsätzlich beschlossenen 130-Milliarden-Hilfspakets für Griechenland.
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Nach den bisherigen Planungen sollen dann am 12. März die verschiedenen Verträge zum Tausch der alten in neue Staatsanleihen mit langen Laufzeiten und günstigeren Konditionen unterzeichnet werden. Am 20. März werden Anleihen Griechenlands über 14,5 Milliarden Euro fällig. Ohne das neue Hilfspaket könnte das Euro-Land die Schulden nicht zurückzahlen.
Kernpunkt des Schuldenschnitts: Die Anleger verzichten auf 53,5 Prozent des Nennwerts ihrer Anleihen und bekommen für den Rest neue Papiere mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren und einer geringeren Rendite. Insgesamt müssen die Gläubiger Verluste von mehr als 70 Prozent hinnehmen.
* Seite 2: Der Schuldenschnitt löst die Krise nicht
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