Andreas Hürkamp - Aktienmarktstratege, Commerzbank: Der Bärenmarkt dürfte noch anhalten. Wiederholt sich also die Geschichte und Anleger sehen das DAX-Rezessionstief erneut im März?
Trotz fallender Frühindikatoren sind die Notenbanken weltweit wegen der hohen Inflation gezwungen, ihre Leitzinsen weiter anzuheben. Dagegen wurden die DAX-Tiefpunkte in den Jahren 2003, 2009 und 2020 begleitet von recht drastisch fallenden Leitzinsen der US-Notenbank. Vor dem Hintergrund dieser historischen Erfahrung halten wir es für wahrscheinlich, dass sich der DAX-Bärenmarkt so lange fortsetzen wird, bis die US-Notenbank klar kommuniziert, dass ihr Leitzinserhöhungszyklus abgeschlossen ist. Dieser notwendige Strategiewechsel der Fed könnte tatsächlich erst im Frühjahr 2023 anstehen.
www.ideas-magazin.de/2022/ausgabe-247/titelthema/
Die Ankündigungen der Europäischen Notenbanken dazu sind jedenfalls klar und deutlich:
Geldpolitik in einem Umfeld hoher Inflation: Konsequenz und Klarheit - Vortrag von Christine Lagarde, Präsidentin der EZB: "Die Inflation im Euroraum ist viel zu hoch und erreichte im Oktober erstmals zweistellige Werte. Die Kombination der Schocks, mit denen wir konfrontiert sind – Krieg, Energiekrise, Lieferkettenengpässe, Umverteilung der Nachfrage – bedeutet, dass die Inflation noch einige Zeit über unserem Zielwert bleiben wird...Daher werden wir die Zinssätze auf ein Niveau anheben müssen, mit dem wir unser mittelfristiges Inflationsziel von 2 % erreichen. Das endgültige Ziel unseres Zinspfades ist klar, und wir haben es noch nicht erreicht....In diesem Zusammenhang werden wir, wie ich bereits auf der Pressekonferenz in der vergangenen Woche erklärte, im Dezember die wesentlichen Grundsätze für den Abbau der Anleihebestände darlegen, die wir im Rahmen unserer zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Portfolios erworben haben."
www.ecb.europa.eu/press/key/date/2022/...1~8be9a4f4c1.de.html
Eurozone in schwierigen und unsicheren Zeiten. Rede von Ignazio Visco, Governor of the Bank of Italy, Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF): "... lässt sich sagen, dass die Kosten der Inflation ein entschiedenes Eingreifen der Geldpolitik erfordern, um die Gefahr abzuwenden, dass die Erwartungen aus der Verankerung geraten und eine Spirale zwischen Preisen und Löhnen ausgelöst wird, die die negativen Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaften aufgrund der geopolitischen Unsicherheit und der Energiekrise verstärken würde. und verlängern ihre Dauer. Die Leitzinsen der EZB wurden daher seit Juli um 2 Prozentpunkte angehoben, ausgehend von den außerordentlich niedrigen Niveaus, die sie erreicht hatten, als sie sich zunächst mit den Folgen der globalen Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise und dann mit denen der Pandemie befassten. Die von uns beobachtete rasche Verschlechterung der Konjunkturaussichten im Euroraum, die vor allem durch den außergewöhnlichen Anstieg der Energiekosten beeinträchtigt wird, erfordert, dass wir diese Maßnahmen fortsetzen."
www.bancaditalia.it/pubblicazioni/...v2022/Visco_03112022.pdf