News - 08.01.09 16:18
Commerzbank braucht weitere Milliarden
Für die Commerzbank war die Übernahme der Dresdner Bank von vornherein ein riskantes Spiel. Aber die Finanzkrise hat die Probleme erheblich verschärft. Nun reichen Deutschlands zweitgrößter Bank nicht einmal die 8,2 Milliarden Euro stille Einlagen, die sie bereits vom Staat bekommen hat. Die Commerzbank braucht weitere Milliarden.
HB HAMBURG/FRANKFURT. Wie die "Financial Times Deutschland" berichtet, braucht die Commerzbank weitere zehn Milliarden Euro an frischem Eigenkapital. Der Staat hatte der Commerzbank, die kurz vor der Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank steht, bereits Ende des vergangenen Jahres 8,2 Mrd. Euro als stille Einlage zur Verfügung gestellt. Bei der Commerzbank war vorerst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Soffin wollte die in dem Bericht genannten Zahlen nicht kommentieren.
Aus unternehmensnahen Kreisen wurde dem Handelsblatt ein weiterer Kapitalbedarf bestätigt. Über die Höhe gab es allerdings unterschiedliche Aussagen. Sprecher der Commerzbank und des Rettungsfonds Soffin lehnten einen Kommentar ab.
Mit den insgesamt 18,2 Mrd. Euro wolle die Commerzbank alle Risiken absichern, die durch die rund fünf Mrd. Euro teure Übernahme der Dresdner Bank drohen, die im Januar abgeschlossen sein soll. In den Büchern der Dresdner schlummern dem Bericht zufolge noch Milliardenrisiken durch ausfallgefährdete Wertpapiere. Die Allianz soll nach "FTD"-Informationen ausfallgefährdete Risikopapiere ihrer Banktochter in Höhe von 1,8 Mrd. Euro übernehmen. Das sei das Ergebnis von Gesprächen zwischen Soffin, Commerzbank und Allianz, hieß es in dem Bericht.
Ein Allianz-Sprecher wollte sich zu den in dem Bericht genannten Details nicht äußern. Er verwies darauf, dass der Verkauf der Dresdner Bank bis Ende Januar abgeschlossen sein soll. Die Aktie der Commerzbank setzte am Donnerstag ihre Talfahrt fort. Bis 16.00 Uhr verlor das Papier rund 21 Prozent auf ein neues Rekordtief von 4,79 Euro. Das Papier der Allianz gab knapp sieben Prozent ab.
Dabei fing der Tag für die Commerzbank eigentlich gut an: Die staatlich garantierte Anleihe des Instituts war auf eine überraschend starke Nachfrage gestoßen. Das Institut habe mit dem dreijährigen Bond fünf Mrd. Euro eingenommen, wie der zu Thomson Reuters gehörende Marktanalysedienst IFR Markets am Donnerstag meldete. Das ist rund doppelt soviel wie ursprünglich geplant. Allerdings fließt davon noch eine Gebühr an den Garantiegeber, den staatlichen Rettungsfonds Soffin. Mit dem Geld verschafft sich die zweitgrößte deutsche Bank Spielraum für ihr Kreditgeschäft. Zudem sichert sie so die gut fünf Mrd. Euro teure Übernahme der Dresdner Bank ab.
Beim Preis für die Anleihe peilt die Commerzbank laut IFR einen Aufschlag von 30 Basispunkten über dem relevanten Swap-Satz an. Dies entspräche einer Rendite von gut drei Prozent und läge damit im Rahmen der Analystenerwartungen. Banken ohne Staatsgarantie im Rücken und auch andere Firmen müssen sich derzeit wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu deutlich höheren Kosten refinanzieren. Allerdings stieg der Appetit der Anleger in den vergangenen Tagen wieder, zahlreiche Firmenanleihen wurden erfolgreich platziert.
Quelle: Handelsblatt.com