Schon interessant. Da kommt ein wirklich hoch interessanter Artikel über Conergy und offenbar interessiert das keinen einzigen bei Ariva. Da ist wirklich nur Kopfschütteln angesagt. aber gerade der Handelsblatt Artikel mit "Pleitegefahr bei Conergy nicht gebannt" bringt die ganze Sachlage bei Conergy hervorragend rüber und einige extrem wichtige Details wurden in diesem Artikel genannt, die bis jetzt absolut nicht bekannt waren. Hier der Link dazu:
www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/...ebannt%3B2695888
Die Sachlage derzeit stellt sich bei Conergy offenbar so dar:
- Hedge Fonds haben rd. 150 Mio. € an Conergy-Krediten aufgekauft mit einem Abschlag von 70 bis 80%.
- Die Cobank dürfte so 100 Mio. € Kredite bei Conergy haben und der Rest der noch übrig gebliebenen Banken, dann nur noch so um die 70 Mio. €
- Jedoch sind hier keine Lieferantenkredite oder auch Bürgschaften beinhaltet
Dass die Hedge-Fond mittlerweile rd. 40% der offenstehenden Conergy-Krediten in ihrem Besitz haben ist völlig neu. Bis jetzt ging man gerade mal von 50 Mio. € aus. Auch ist absolut neu, dass bis auf die Hedge-Fonds alle anderen Banken, so sehr viele dürften es nicht mehr sein, gewillt sind ihre offenen Kredite in ein Mezzanine-Darlehn umzuwandeln. Somit würden die Kredite von Conergy quasi in Eigenkapital umgewandelt werden, da ein Mezzanine-Darlehn als nachrangige Schulden gelten. Das würde zwar auf den zweiten Blick an der hohen Verschuldung bei Conergy absolut nichts ändern, aber zu einem hätten die Lieferanten von Conergy ein wesentlich höhere Sicherheit das Geld bei einer Inso für ihre gelieferten Waren wieder zurückzubekommen und Conergy würde sich wesentlich einfacher tun um neues Geld zu bekommen, denn diese Kredite hätten dann den Vorrang gegenüber dem Mezzanine-Darlehn. Alles in Allem ist deshalb ein Mezzanine-Darlehn eine sehr probate Finanztransaktion um mittelfristig die Finanzprobleme von Conergy in den Griff zu bekommen. Voraussetzung dabei wäre aber, dass die Tilgung des Mezzanine-Darlehns auf mindestens 2 Jahre gestundet würden. Alles andere würde so gut wie gar nichts bringen, denn ein Mezzanine-Darlehn muss normalerweise genau so getilgt werden wie ein normaler Kredit und es gibt beim Mezzanine-Darlehn genau so Kreditvereinbarungen wie bei einem normalen Kredit. Somit kann auch, wenn gegen die Kreditvereinbarungen verstoßen wird ein Mezzanine-Darlehn gekündigt werden. Jedoch sind die Kreditgeber des Mezzanine-Darlehn nur nachrangig bei einer Inso zu bedienen. Ganz grob gesagt, sind die Mezzanine-Kreditgeber dann fast auf der gleichen Stufe wie die Aktionäre, nur dass sie kein Mitspracherecht haben wie ein Großaktionär. Quasi sind sie stille Teilhaber von Conergy.
Die Hege-Fonds wollen natürlich etwas ganz anders. Erstens wollen sie schnell Geld verdienen und zweitens wollen sie einen schnellen und großen Einfluss auf das Unternehmen Conergy haben. Die Hedge-Fonds wollen einen teilweisen Schuldenerlass und anschließend eine Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital (Debt-Equity-Swap). Also Conergy-Aktien für Kredite. Somit würden die Hedge-Fonds nach der Kapitalerhöhung die Kontrolle bei Conergy übernehmen. Wenn die Hedge-Fonds wirklich 150 Mio. € Conergy-Verbindlichkeiten aufgekauft haben sollten, dann werden sie auch die Kontrolle bei Conergy übernehmen. Die Marktkapitalsierung von Conergy beträgt ja gerade mal nur noch 160 Mio. €. Da hilft es auch nur wenig, dass die Cobank dann selbst Kredite in Conergy-Aktien umwandeln würde und zu ihren schon 130 Mio. Conergy-Aktien weitere dazu bekommen würde. Die Cobank hatte schon mal eine Ausnahmegenehmigung von der BAFIN wegen Conergy und eine zweite Ausnahme wird wohl die Cobank von der BAFI nicht mehr bekommen.
Es scheint ein ganz heftigen Machtkampf zwischen der Cobank und den Heuschrecken hinter den Kulissen zu geben. Darum äußert sich ja Conergy zu diesem Sachverhalt überhaupt nicht, denn das Conergy-Management ist bei diesem Machtkampf nur Zuschauer und hat null Einfluss bei diesen Verhandlungen bzw. dem Machtkampf.
Die Vorteile liegen eindeutig bei den Hedge-Fonds, denn die haben weitaus weniger zu verlieren wie die Cobank. Die Hege-Fonds dürften gerade mal so 30 bis 40 Mio. € eingesetzt haben, während die Cobank sicher inkl. den Aktien mit satten 150 Mio. € bei Conergy drin stecken. Sollte es dann zu einer Inso kommen, dann wären die Hedge-Fonds die größten Gläubiger von Conergy und hätten somit ein sehr großes Mitspracherecht bei einer Inso im Gläubigerausschuss. Das kann im Prinzip die Cobank nun überhaupt nicht wollen.
Die Cobank hat genau drei Möglichkeiten. Entweder sie zahlen den Hedge-Fonds die rd. 150 Mio. € zurück, dann hätten die Hedge-Fonds innerhalb weniger Monaten einen satten Gewinn von um die 100 Mio. € gemacht, sie lassen Conergy in die Inso, dann hätte die Cobank eine Menge Geld in den Sand gesetzt oder sie akzeptieren die Forderungen der Hedge-Fonds, dann würde die Cobank die Kontrolle über Conergy verlieren und auch die eine oder andere Mio..
Für mich sieht es danach aus, dass die Hedge-Fonds sich durchsetzen werden. Sie haben ganz einfach die besseren Karten in ihren Händen und haben am Wenigsten zum Verlieren.. Das würde dann zu einer riesen Verwässerung der Alt-Aktien von Conergy führen und wäre somit wieder einmal eine Enteignung der Conergy-Aktionäre.
Was nach dieser Kapitalerhöhung die Hedge-Fonds mit Conergy vor haben ist dann natürlich komplett ungewiss. Da würde es Möglichkeiten zuhauf geben: Der Worst Case wäre ein Squeeze Out, dann würden alle Conergy-Aktionäre zu einem festgelegten Preis aus der Conergy AG raus gedrängt (so 0,50 bis 0,60 €) oder beim Best Case würde es bei Conergy so weiter gehen wie heute. Gegen den Best Case spricht aber, dass Hedge-Fonds normalerweise nicht gerade allzu lange in Unternehmen investiert sein wollen und auch das sehr aggressive Vorgehen der Hedge-Fonds. Zumal ja noch alle PV-Unternehmen in den nächsten 1 bis 2 Jahre vor sehr schwierigen und fast unkalkulierbare Zeiten stehen und Conergy alles andere als ein Cash Cow ist.
Spannend wird das jetzt allemal. In 4, 5 Wochen wissen wir mehr.
Eines ist aber klar, dass die Heuschrecken derzeit null Interesse an hohen Conergy-Kursen haben, denn je weiter unten die Kapitalerhöhung stattfindet umso mehr haben die neuen Aktien gegenüber den alten Aktien an Wert. Umso mehr werden die Alt-Conergyaktionäre wieder mal enteignet. Auch die Cobank. Aber das habe ich auch schon vor Monaten in diesem Thread geschrieben, als auf einmal York Capital bei Conergy Ende Juli aufgetaucht ist.