Habe ich von einem Testat gesprochen? Bitte genau Lesen bevor man sich lustig machen will.
Ein Jahresabschluss wird testiert, ein Quartalsabschluss nicht. Daher muss ein Quartalsabschluss theoretisch nicht von WPs begleitet werden, in der Praxis werden sie, aber nicht von Testatteams, also Abschlussprüfern, sondern Bilanzspezialisten. Wirtschaftsprüfer machen in der Regel ein bissl mehr als Abschlüsse nur prüfen.
Die meisten großen Firmen haben IFRS pflichtige Positionen oder zumindest Positionen, die einem Hedge Accounting oder ähnlichem unterliegen. Diese müssen im Quartalsbericht an den Marktwert angepasst werden. Diese Anpassung wird i.d.R. mit den WPs abgestimmt, um im Jahresbericht eine Bruchlandung zu vermeiden.
Bei solchen Prozessen werden auf jeden Fall die Prognosen überprüft und überarbeitet. Ob nun mit oder ohne externe Spezialisten ist sogar egal. Die Wirkung einer Prognoseanpassung kann aber erst kommuniziert werden, wenn der Prozess beendet wird. Und, Achtung Doppelbedeutung, ich hier von einer Prognoseanpassung rede, dann meine ich erst einmal Prognosen für Preise, also zum Beispiel den Verlaufspreis für die ganzen Kunststoffbasisprodukte, die Covestro herstellt. Da gibt es nicht wie beim Öl oder Gas eine Forwardkurve, sondern die Preise werden modelliert. Ein Prozess, den wiederum ein großes Unternehmen i.d.R. von externen Spezialisten, idealerweise vom prüfenden WP, gegenprüfen lässt.Um das Risiko rauszunehmen, dass der Prüfer beim Jahresabschluss nicht sagt, Du nimmst x an, ich y und y ist 20% drunter. Und in so einem Prozess kann es sein, dass eben der Impuls, einen Preisforecast zu senken vom beratenden WP kommt. Zumal beim bilanzieren das Vorsichtsprinzip gilt, man also im Zweifel ein konservatives Szenario zeigt, was im Fall großer Unsicherheiten nun mal sinkt. Darum legt man eine Spannbreite.
Das ist, wie man sich denken kann, kein linearer Prozess, gerade in solchen Zeiten. Daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass zur HV noch keine belastbaren oder kommunizierbaren Ergebnisse vorlagen. Dazu kommt noch der Rechtsrahmen einer AG. Wenn ich z.B. als Marktspezialist meinem CEO eine schlüssige Analyse vorlege, der Preis könnte 20% sinken, dann muss er darauf reagieren und worse Case eine Gewinnwarnung als Spannweitenwarnung rausgeben, sonst macht er sich worse case eines Verstoßes gegen Berichtspflichten schuldig. Daher kann man nicht einfach alles der Geschäftsführung erzählen, sondern die Informationen gehen über die zuständige Spezialabteilung, die genau abwägt nach den Regel und Umständen, wann sie solche Informationen an das Board gibt. Und abwägen heißt in der Regel, sich extern abzusichern. Man kann in der Regel davon ausgehen, dass es erst weitergegeben wird, wenn es nicht anders geht.
Das ist alles Mutmaßung, denn die genauen Prozesse kennen nur Covestro Insider und die DÜRFEN diese nicht erzählen. Was ich mit dieser Erläuterung nur verdeutlichen will. Ein Dax Unternehmen ist keine Familienfirma, wo der Chef mal kurz zum Analysten geht und fragt, was soll ich sagen. In einer AG kann es sein, dass eben jener Analyst genau weiß, die Prognose muss runter und es nicht sagen kann. In der Regel erahnt das ein guter CEO oder man kommuniziert das informell und rechtlich nicht angreifbar, dass da was kommen könnte. Aber es ist nun mal Part of the Game, dass so etwas eben auch kurzfristig kommt und das sind nach meiner Erfahrung gerne z.B. die begleitenden WPs, die nachhaltig anraten, Anpassungen vorzunehmen.
Jeder verstanden, was ich meine oder noch Leute, die sich lustig machen wollen?