Der Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi soll sein Angebot für Covestro erhöht haben. Damit würde der Kunststoffkonzern mit elf Milliarden Euro bewertet – viel zu wenig, wie offenbar viele Aktionäre finden.
Abu Dhabis staatlicher Ölkonzern Adnoc kann Anleger mit einer höheren Übernahmeofferte für den Kunststoffkonzern Covestro offenbar nicht überzeugen. Covestro-Aktien fielen am Mittwoch um bis zu 3,2 Prozent auf 48,69 Euro und gehörten damit zu den größten Verlierern im Dax. Am Vorabend hatten erste Meldungen über ein höheres Angebot von Adnoc noch einen kurzzeitigen Kurssprung bei der Covestro-Aktie ausgelöst. Das Papier legte kurz vor Handelsschluss um rund 6 Prozent zu. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit der Sache vertrauten Personen erfuhr, hat Adnoc sein informelles Angebot für Covestro auf 57 Euro je Aktie von rund 55 Euro erhöht. Covestro wollte sich dazu nicht äußern, bei Adnoc war keine Stellungnahme erhältlich. Zuvor hatte bereits die Agentur Bloomberg darüber berichtet. Der Ölkonzern wolle mit der erhöhten Offerte von rund elf Milliarden Euro Verhandlungen mit dem Leverkusener Unternehmen aufnehmen. Nach Einschätzung von Analyst Markus Mayer von Baader Helvea wären 60 Euro je Aktie ein Startpunkt für Gespräche. "Damit Covestro zustimmt, muss aber etwas in Richtung 75 drauf stehen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Vor knapp einem Monat hatte Reuters von Insidern erfahren, dass Covestro den ersten Vorstoß von Adnoc als zu niedrig zurückgewiesen hatte. Die vorgeschlagene Bewertung von gut zehn Milliarden Euro sei keine Grundlage für weitere Gespräche. Zudem frage man sich bei Covestro, ob der staatliche Energieriese aus den Vereinigten Arabischen Emiraten für einige Teile des Unternehmen als Eigentümer geeignet sei. Am Markt gebe es die Ansicht, dass Covestro vor einem Angebot von 60 Euro je Aktie nicht einmal über eine Übernahmeofferte nachdenken würde, sagte ein Händler. "Unter dem Strich bleiben trotz der positiven Erwartungen einige Fragezeichen und angesichts dieser Unsicherheit nutzen offenbar einige die erhöhten Kurse zum Ausstieg." Bayer hatte seine ehemalige Kunststoff-Tochter 2015 unter dem Namen Covestro an die Börse gebracht. Adnoc soll gut 150 Milliarden Dollar zur Verfügung haben und will sich breiter aufstellen. Vorstandschef Sultan al-Jaber leitet den Vorstoß des Unternehmens in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien. Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern, der auch Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse herstellt, Zugang zu fortschrittlicheren Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen. Gleichzeitig befindet sich Adnoc momentan in Gesprächen mit der österreichischen OMV über eine mögliche Fusion der von den beiden Konzernen gestützten Petrochemieunternehmen Borouge und Borealis. Adnoc hat Pläne für Investitionen in Höhe von 150 Milliarden Dollar, um seine Aktivitäten in den Bereichen Erdgas, Chemikalien und saubere Energie weltweit auszubauen. Der Konzern fördert fast das gesamte Öl für das Opec-Mitglied Vereinigte Arabische Emirate. An OMV hält Adnoc bereits seit vergangenem Jahr Anteile.
Grüne Sterne beruhen auf Gegenseitigkeit!