Liebe Moderatoren,
die nun folgende Trilogie handelt ausschließlich von Hypoport (Dampfer), den aktuellen Geschehnissen und einem Aktionär (Passagier), der sich dazu seine (etwas andere) Gedanken macht.
Prolog
Die Pfarrerstochter hatte ein Gefühl. Es machte ihr deutlich, dass Gedanken zu ihr unterwegs waren, die Worte sein wollten. Sie nahm Stift und Ringbuch aus der Seitentasche ihrer Hängematte und begann damit, die Gedanken in Worte zu verwandeln...
Nachdem die Worte in Form von drei kleinen Geschichten geflossen waren, hatte sie das Gefühl, dass es da noch einen Platz gab, der ein guter Platz für diese Worte war. Ein Platz, an dem jeder der Passagiere die Geschichten lesen konnte.
Der Pfarrerstochter war bewusst, dass an ihren Worten möglicherweise nur geringes Interesse bestehen würde. Aber vielleicht gab es auch Menschen, die für diese drei Geschichten noch eine andere Verwendung hatten…
Teil 1 - Annäherung
Von zehn besonderen Fäden
Die Pfarrerstochter lag in der Hängematte und ließ die Seele baumeln. Ihr Blick ruhte dabei auf dem Stoff ihrer Hängematte, die eine besondere Hängematte war. Das Besondere an ihr war die Webart, genauer gesagt die Fäden, mit denen die Hängematte gewoben war. Sie bestand aus zehn verschiedenen Fäden, wodurch die Hängematte eine außergewöhnliche Fähigkeit hatte.
Immer wenn der Dampfer einen größeren Satz nach vorne tat oder durch Winde und Strömungen stärker zurückgetrieben wurde, schaukelten die Hängematten auf dem Deck des Dampfers heftig hin und her. Dabei kam es oftmals vor, dass Passagiere aus ihren Hängematten geworfen wurden.
Bei der Pfarrerstochter war es anders. Sobald die Hängematten der anderen Passagiere durch die heftigen Bewegungen des Dampfers zu schlingern begannen, legte sich der Stoff der Pfarrerstochter fest um sie und gab ihr das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.
Beides beruht auf Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Dinge oft eine Folge von etwas sind, was sich früher ereignete, weshalb sich immer wieder auch ein Blick zurück lohnt.
Dieser Blick zurück zeigt Dinge, die entweder vertrauensschaffend waren oder anders. Erstere kann der Betrachter getrost übernehmen. Waren sie anders, kann er sich (statt zu jammern und wehzuklagen) überlegen, was er tun könnte, um Vertrauen zu haben und zu geben – um offen zu sein. Denn was nutzt ein vertrauensschaffender Gedanke, wenn der Mensch sich diesem Gedanken verschließt?
Die Pfarrerstochter hatte Vertrauen. Dieses Vertrauen hatte sie sich in vielen Jahren „erarbeitet“. Oder besser gesagt: Sie war offen geblieben für vertrauensschaffende Dinge... hatte sie eingehend betrachtet und in sich eingelassen. Mit dem Einlassen dieser Dinge konnte sie zu einer Sicht gelangen, die ihr zeigte, dass es zehn besondere Fäden braucht, um eine Hängematte der besonderen Art zu weben.
Da gab es unter anderem den Faden mit Namen „hoher Burggraben“. Ein anderer Faden war der Faden des „bodenständigen Managements“, ein weiterer wurde „funktionierendes Geschäftsmodell“ genannt.
Diese zehn besonderen Fäden waren eben „die zehn Fäden des Vertrauens“. Im Grunde waren sie eine Art zehn Gebote – ähnlich denen, nach denen viele Menschen lebten. Mit dem Unterschied, dass die zehn Fäden des Vertrauens wirkliche Ge-und keine Verbote waren.
Zehn Gebote, die sich anboten, angenommen zu werden … da ihre Annahme eine Wirkung entfalten kann, die es den in der Hängematte schaukelnden Menschen ermöglicht, in ihren Hängematten liegen bleiben zu können…
mit Vertrauen.
Teil 2 - Betrachtung
Von Ränkespielen, Retourkutschen und einer speziellen Art des Vertrauens
Die Pfarrerstochter lag in der Hängematte, genoss die Fahrt... und die anderen Passagiere, die immer wieder gute Worte von sich gaben. Worte, die zeigten, dass sie gute Gründe hatten, diese Reise zu tun. Die Pfarrerstochter gab auch ab und an Worte von sich. Meistens tat sie dies an den Sonntagen. Es waren Worte, mit deren Hilfe sie den Dingen, die sich während der Fahrt ereigneten, eine nähere Betrachtung angedeihen ließ. Sie war der Meinung, dass es eine lohnenswerte und schöne Sache war, wenn der Mensch das, was ihn umgab, genauer als oberflächlich betrachtete.
An diesem Sonntag kamen Gedanken zu ihr, die den 11. Faden des Vertrauens aufzeigten. Das 11. Gebot sozusagen, das auch noch etwas anderes war und „eigentlich“ eine Selbstverständlichkeit.
Es war die „Unterstützung durch die örtliche Politik“.
Menschen, wie der Kapitän des Dampfers einer war, haben Vertrauen in die örtliche Politik und vertrauen zum einen auf ein gutes Miteinander mit den Politikern (ein Miteinander von Mensch zu Mensch sozusagen), zum anderen darauf, dass in der (örtlichen) Politik Kritikfähigkeit vorhanden ist.
Kritikfähig ist ein Mensch, wenn er bei Kritik – auch wenn sie hart klingen mag – davon ablassen kann „zurückzuschlagen“. Die Voraussetzung dafür ist, dass er die Kritik als solche annehmen kann. Fühlt sich dieser Mensch bei Kritik „geschlagen“, so bietet es sich für ihn an, zu (hinter-)fragen, warum er die Kritik so empfindet. Möglicherweise ist es gerade hier an der Zeit, einen Blick zurückzutun. Wenn ein Mensch auf Kritik mit Zurückschlagen antwortet, so ist auch diese Handlungsweise kaum „vom Himmel gefallen“.
Die Nachricht, die der Kapitän des Dampfers vor einiger Zeit erhalten hatte und die das Ende der Fahrt in diesem Dampfer deutlich machte, war anders als „Miteinander“. Der Zeitpunkt beim Eintreffen der Nachricht am allerletzt möglichen Tag war eher ein Knüppel zwischen die Beine – ein Zurückschlagen.
Aus Sicht der Pfarrerstochter konnte das eben auch eine Art Ränkespiel oder Retourkutsche sein. Möglicherweise wegen der Worte, die der Kapitän immer wieder von sich gegeben hatte, um auf das aufmerksam zu machen, was seiner Meinung nach in einem gewissen Bereich der Politik „anders als gut“ lief.
Weitere Gedanken kamen zur Pfarrerstochter...
Wenn ein Mensch in der Politik zugange war, bot es sich gerade für diesen Menschen an, die anstehenden Dinge gut zu machen. Und dabei sollte es sich weder um Ränkespiele noch um Retourkutschen handeln. Denn Letzteres sind Dinge, die ein Fuhrunternehmen zu tun hat und Ränkespiele waren etwas für Herrscher.
War es möglich, dass die örtlichen Politiker übersahen, dass sie keine Herrscher waren, sondern Regierende? Dass sie dachten, das (arbeitende) Volk sei für sie da, statt zu sehen, dass es ihre Aufgabe war, für das Volk da zu sein?
Es stellte sich die Frage, ob sich die örtlichen Politiker als Herrscher oder als Dienstleister des Volkes sahen.
Des Volkes, an das sie den Wunsch richteten, doch bitte zur Wahl zu gehen...
Des Volkes, das durch vertrauensbildende Dinge wie Pünktlichkeit, Strebsamkeit, Fleiß, Ordnung, Innovationskraft und vieles mehr dafür sorgt, dass Menschen in der Politik Steuermittel zur Verfügung haben, die auch dazu verwendet werden, die Politiker für das, was sie tun, zu entlohnen.
Noch ein Gedanke fand den Weg zur Pfarrerstochter, und noch eine Frage gesellte sich zu ihr...
Kann es sein, dass Menschen in der Politik, die sich so verhalten, wie es die hinsichtlich des Kapitäns des Dampfers getan hatten, auch Vertrauen hatten? Ein Vertrauen darauf, dass Steuermittel vom Himmel fallen?
Teil 3 - Verdeutlichung
Von einer Lüge und von Mustern
Ein neuer Tag brach an. Begleitet vom vertrauten Geräusch, das der Tretbootmann machte. Nach einer Weile kam ein weiteres Geräusch hinzu. Es war das Rattern, das die Schubkarre machte, die ein Passagier namens Mitsch an Bord gebracht hatte. Genau betrachtet war es umgekehrt. Die Schubkarre hatte Mitsch mit an Bord gebracht. Es war sozusagen eine Ziehkarre. Diese Karre hatte eine besondere Eigenschaft. Sie hatte den „Zug zum Geld“. Ihr Antrieb war keine Muskelkraft desjenigen Menschen, der die Karre in die Hand nahm, sondern die Anziehungskraft des Geldes. Gab es irgendwo Geld zu holen... Die Karre fand den Weg dorthin. Mitsch musste sie nur in die Hand nehmen und alles andere ihr überlassen.
Für die Pfarrerstochter war es wenig verwunderlich, dass Mitsch von der Ziehkarre auf den Dampfer der außergewöhnlichen Art gezogen worden war. Es war ein Ort, an dem die Dinge im Fluss waren. Dass dem so war, lag an dem Kapitän des Dampfers und dessen Crew, die eine hervor-ragende Arbeit leisteten. Auch dieses Hervor-Ragen war es gewesen, das der Pfarrerstochter damals den Weg auf diesen Dampfer wies. Seit dieser Zeit hatte der Dampfer gut Fahrt aufgenommen und die Stimmung an Bord war sehr angenehm bis wohltuend. Sowohl bei den Passagieren als auch der Crew, die sich in der Zentrale des Dampfers befand und von dort aus dafür sorgte, dass der Dampfer immer wieder neue Gewässerzonen befahren konnte.
Mittlerweile war fast die 200-Meilen-Zone erreicht – und alle waren stolz auf den Dampfer. Na ja…, fast alle. Es gab da ein paar wenige, die dem Kapitän große Sorge bereiteten. Diese wenigen wollten den Kapitän und seine Crew aus der Dampferzentrale raushaben, um darin Menschen unterzubringen, die genau genommen an jedem anderen Ort untergebracht werden konnten.
Diese Absicht kam der Pfarrerstochter (obwohl dem Spanischen nicht mächtig) ziemlich spanisch vor. Aus ihrer Sicht war der Grund für die Verwehrung der weiteren Aufenthaltserlaubnis nur vorgeschoben. Denn diese Menschen waren normalerweise (gerade beim Erteilen von Aufenthaltserlaubnissen) sehr großzügig. Und dass sie dies sein konnten, hatten sie im Grunde der Arbeit von Menschen wie dem Kapitän und seiner Crew zu verdanken.
Ein Gedanke …
zeigte der Pfarrerstochter auf, dass das Sprichwort „Undank ist der Welten Lohn“ hier zutage trat. Doch um welche Welt handelte es sich bei der Welt, die dem Kapitän und seiner Crew den Dank verweigerte? Es war die Welt der Politik. Eine Welt, in der oft andere Dinge getan werden als die, die sich anbieten, getan zu werden.
Ein Gefühl …
zeigte der Pfarrerstochter auf, dass die Welt des Dampfers ganz anders war als die Welt der Politik. Auf dem Dampfer wurden die Dinge getan, die es brauchte, um den Dampfer voranzubringen. In der Welt der Politik, so schien es, gab es so manchen Menschen, der sich auf dem „falschen Dampfer“ befand. Solch ein Mensch war aus Sicht der Pfarrerstochter die Frau, die auf die Frage, ob es schon eine Lösung hinsichtlich der Zentrale des Dampfers gebe, mit „Ja“ geantwortet hatte.
Dieses Ja war aus Sicht des Dampferpassagiers Effektenkombinat eine glatte Lüge, was die Pfarrerstochter aufhorchen ließ. Für sie war es außerhalb ihres Vorstellungsvermögens, andere Menschen zu belügen, und genauso unvorstellbar, dass die Frau aus der Politik gelogen haben könnte. Doch Effektenkombinat war sich seiner Sache ganz sicher, wie er im vertraulichen Austausch verlauten ließ.
Die Pfarrerstochter war nach diesem Austausch sehr nachdenklich und hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, in der Hängematte schaukelnd, die Seele baumeln zu lassen und sich für Gedanken zu öffnen, die unterwegs zu ihr waren.
Nach einer Weile des sanften Schaukelns fing ihre Seele an zu baumeln und Gedanken kamen zu ihr ...
Da alle Dinge eine Vorgeschichte haben, hat alles, was ein Mensch von sich gibt, seinen Grund, seine Ur-Sache.
Wenn die Frau aus der Politik eine Frage mit einer Lüge beantwortet, so hat auch das seinen Grund. Beim Auf-den-Grund-Gehen von Lügen stößt man oft auf zwei Ursachen: Vorteilsnahme und Angst.
Da es im Grunde keine Vorteilsnahme sein konnte – schließlich hatte die Frau schon alle Trümpfe auf ihrer Seite – blieb eigentlich nur die Angst. Vor was aber konnte eine Frau wie sie Angst haben?
War sie doch hinsichtlich des Kapitäns in einer fast schon gottgleich zu bezeichnenden Position… oder zumindest gleich einem Herrscher.
Die Pfarrerstochter schaukelte sanft weiter. Ihr Blick fiel dabei auf das Webmuster ihrer Hängematte. Es war, als wollte ihr dieses Muster etwas verdeutlichen. Egal wie abstrus ein Gedanke auch sein mochte, die Pfarrerstochter war offen für ihn... So wie sie auch offen war für andere und deren Nöte. Erst vor Kurzem hatte sie mithilfe der Dampferpassagiere etwas in die Wege leiten können, das zur Linderung der Not junger Menschen beitrug. Dass dies allen Unkenrufen zum Trotz gelang, war u.a. einer Sache zu verdanken: ihrer ehrlichen und offenen Kommunikation, frei von Lügen.
Nachdem sie den Gedanken, dass ihr das Muster ihrer Hängematte etwas deutlich machen wollte, in sich eingelassen hatte, begann er zu wirken. Nach einer Weile zeigte er ihr auf ...
So wie eine Hängematte ein (Web-)Muster hatte, so hatte auch jeder Mensch ein (Verhaltens-)Muster. Letzteres wird meist in früher Kindheit gelegt – Wirkung oft lebenslänglich. Der Mensch wird immer wieder in Situationen geraten, in denen er Dinge sagt oder tut, die (im Nachhinein auch ihm selbst) anders als verständlich sind. Zum Beispiel wird er in Situationen lügen, in denen mit klarem Erwachsenenblick „eigentlich“ keine Not zu lügen besteht.
Die Pfarrerstochter dachte an die Frau aus der Politik und fragte sich, ob diese Frau an dem für sie richtigen Ort stand. Oder ob es für die Frau Zeit war, sich auf einen Weg zu machen, an dessen Ende sie auf Fragen ehrlich antworten und wirklich das tun konnte, was sich für sie anbot... Unter anderem dem Kapitän und seiner Crew die Dampferzentrale zu lassen oder zumindest für gleichwertigen Ersatz zu sorgen.
Ein weiterer Gedanke kam zur Pfarrerstochter …
Wer lügt, muss lügen. Wer lügen muss, hat ein Problem.
Die Pfarrerstochter schaute in den Nachthimmel und war froh darüber, dass sie in der Lage war, ohne Lügen kommunizieren zu können. Sie bedauerte die Frau aus der Politik und wünschte ihr im Stillen alles Gute.
Epilog
Die Pfarrerstochter sah auf das, was deutlich geworden war. Dass die Welt der örtlichen Politik und die Welt des Dampfers sehr unterschiedliche Welten waren, die sehr weit voneinander entfernt lagen. Und noch etwas sah die Pfarrerstochter. Dass es da etwas gab, das die beiden Welten miteinander verbinden konnte.
Es war eine Brücke der außergewöhnlichen Art. Eine Brücke, …
> die zu bauen für beide Welten eine großartige Sache wäre
> auf die beide Welten stolz sein könnten
> die wie kaum eine andere Brücke deutlich machen könnte, dass es sich anbietet, die vorhandenen Potenziale im Miteinander zur Entfaltung zu bringen
> deren Zeit ihrer Meinung nach einfach reif war und
> die zu begehen, vielen Menschen ermöglichen würde, das zu erweitern, was sich für jeden Menschen anbietet: seine Sicht der Dinge.
Die Pfarrerstochter schaukelte sanft in der Hängematte. Ein Gedanke kam zu ihr. Er zeigte ihr, dass es mit Brücken ähnlich ist wie mit Lösungen. Es macht keinen Sinn, sie „hinterherzutragen“.
Manchmal wünschte sich die Pfarrerstochter, ein Zauberer zu sein. Ein Zauberer, dem es möglich wäre, den Menschen der beiden Welten diese wunderschöne Brücke zu zeigen. Die aufzuzeigen, würde die Pfarrerstochter keine halbe Stunde benötigen.