Deflation, Deleveraging, Geldschwemme

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Dollar, Yen und Franken werten weiter auf

 
27.10.08 23:39
27. Oktober 2008 Am Devisenmarkt geht es schon seit Wochen stürmisch zu. Ausgelöst durch die Kredit- und Wirtschaftskrise werden weiterhin die überzogenen Trends der vergangenen Jahre zurückgedreht.

Hatte sich lange Jahre sowohl für Anleger als auch für Unternehmen gelohnt, sich in Währungen mit tiefen Zinsen zu refinanzieren, um die erlösten Mittel in Währungsräumen mit höheren Renditen zu investieren, so werden nun seit einigen Wochen genau diese Strategien mit hoher Geschwindigkeit und mit voller Wucht zurückgedreht.

Das führt dazu, dass Währungen wie der Dollar, der Yen und der Schweizer Franken massiv aufwerten, während andere, die in den vergangenen Jahren gut gelaufen waren, ebenso deutliche Kursverluste hinnehmen müssen. Einzelne Staaten wie Australien oder auch Ungarn versuchen inzwischen zwar, mit Interventionen oder massiven Zinserhöhungen gegen den rasanten Verfall der eigenen Währungen vorzugehen. Allerdings ist die Eigendynamik inzwischen viel zu groß, als dass solche Maßnahmen etwas bewirken könnten.
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Die Dynamik leitet sich aus verschiedenen Faktoren ab. Erstens zwingt die Kreditkrise aufgrund der knapper gewordenen Finanzmittel und im Wert fallender Sicherheiten hoch verschuldete Banken, Unternehmen und auch private Personen - seien es Anleger oder Konsumenten - dazu, die Verschuldung zu reduzieren. Das führt zu einer Verkaufswelle bei allen Vermögenswerten, die sich auf die Schnelle in noch gut funktionierenden Märkten liquidieren lassen.

Die erlösten Mittel werden dann in jene Währungen zurücktransferiert, mit welchen sie in den vergangenen Jahren finanziert worden waren. Das sind eben Yen, Franken und Dollar. Die amerikanische Währung hatte sich in den vergangenen Jahren nicht nur durch tiefe Zinsen ausgezeichnet. Sondern da alle Welt auf die Abwertung wettete, lohnte sich die Finanzierung in Dollar auch aus diesem Grund.

Nun gilt gerade das Gegenteil. Inzwischen hat die amerikanische Währung mit 1,2405 Dollar je Euro innerhalb weniger Wochen so etwas wie einen fairen Wert im Verhältnis zur europäischen Einheitswährung erreicht, nachdem sie zuvor deutlich unterbewertet gewesen war. Andere Währungen wie der australische Dollar, die isländische Krone, der polnische Zloty, der ungarische Forint, der südafrikanische Rand, der brasilianische Real und auch der südkoreanische Won haben in den vergangenen drei Monaten gegen den Dollar zwischen 31 und 38 Prozent ihres Wertes verloren. Innerhalb kürzester Zeit wurden Kursniveaus korrigiert, die sich zuvor über Jahre aufgebaut hatten.

In den kommenden Wochen dürften diese Währungen nun auf der anderen Seite überschießen und noch deutlich schwächer werden können. Denn sollte sich die Weltwirtschaft so dramatisch abkühlen, wie es derzeit den Anschein hat, und sollten sich die Energie- und Rohstoffpreise weiter zurückbilden, so dürften die Zentralbanken in Europa und in anderen Teilen der Welt die Leitzinsen weiter zurückschrauben. Die Zentralbank Südkoreas ging am Montag voran und reduzierte den Leitzins um 75 Basis- oder 0,75 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Allerdings geht sie damit ein hohes Risiko ein. Immerhin schwächt sie auf diese Weise die Währung des Landes weiter. Das kann über die Importschiene den Preisauftrieb zum Problem werden lassen, sollten die zu importierenden Rohstoffe nicht günstiger werden.

FAZ

=> Den Euro muß als vierte Möglichkeit gelten. Die Poteniale dieser vier Währung sind sehr unterschiedlich. Japan kann mit einem hohen Yen nicht leben und wird abwerten. Der Euro dürfte auf sicht gegenüber dem USD wieder aufholen, und wenn nicht bietet er für Staatsanleihen als einziges der vier Währungsräume noch Zinssenkungsphantasien. Der Schweizer Franken bietet für mich das größte Aufwertungspotential, das zwar erst zögerlich beginnt, aber dafür weiter tragen wird als der Dollar und die übrigen. Die Schweiz kann mit den Exportfolgen leben, auch weil es sein Image als Weltbank damit stärkt. Ich habe allerdings noch immer keine EUR/CHF Put-OS gefunden, die weit aus dem Geld sind. Hat jemand einen Vorschlag.  
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Pakistan vor dem Staatsbankrott

 
28.10.08 11:58
Pakistan braucht kurzfristig Kredite zwischen 10 und 15 Mrd. $, um seine Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten. Das sagte Finanzminister Shaukat Tareen am Dienstag. Das Land nimmt heute in Dubai Gespräche mit dem IWF auf. Sollten beide Seiten sich über Kredite einigen, rechnen Beobachter mit weiteren Hilfszusagen. Pakistans Devisenreserven schwinden; zudem leidet das Land unter einer Inflationsrate von 25 Prozent. Beobachter gehen davon aus, dass Islamabad mit seinen derzeitigen Kapitalreserven nur noch sechs Wochen überbrücken kann.

vor drei Tagen schrieb die TAZ noch:
Der globale Finanzcrash hat Pakistans kränkelnde Wirtschaft besonders schwer getroffen - und droht jetzt das Land in den Staatsbankrott zu treiben. Shaukat Tarin, der Finanzberater des Premiers, erklärte, das Land benötige innerhalb der kommenden 30 Tage drei bis fünf Milliarden Dollar, um die Kernschmelze seiner Finanzmärkte zu stoppen. Pakistan werde "als letzte Option" den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe bitten.

IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn erklärte, Pakistans Regierung habe "um Gespräche" gebeten. Islamabad wolle den "Zahlungsschwierigkeiten begegnen, denen sich das Land wegen der hohen Lebensmittel- und Treibsoffpreise sowie der weltweiten Finanzkrise ausgesetzt sieht.

Der Gang zum IWF ist in Pakistan umstritten, denn die Regierung müsste sich dafür strengen Auflagen unterwerfen. Doch Premier Yusuf Raza Gillani verdeutlichte den Ernst der Lage in einem Brief an Oppositionsführer Nawaz Sharif. Er schreibt, "der globale finanzielle Abschwung" habe den "Raum für Wachstum und eine Erholung" erdrückt.

2007 hatten sich zahlreiche ausländische Investoren aus Pakistan zurückgezogen. Der hohe Ölpreis und die weltweit gestiegenen Lebensmittelpreise taten ihr Übriges: Der Staat verlor in den vergangenen Monaten drei Viertel seiner Devisenreserven. Nun sollen der Verkauf von Staatsunternehmen wieder ausländisches Geld ins Land holen.

Pakistan bezahlt mit seinem finanziellen Beinahe-Kollaps für seine jahrzehntelangen Militärdiktaturen. Die 620.000 Mann starke Armee frisst ein Viertel des Staatshaushalts auf. Vor wenigen Monaten legten die Streitkräfte dem Parlament zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ihr Budget zur Abstimmung vor. Etliche Groß- und nahezu alle Staatskonzerne sind in der Hand hochrangiger Militärs. Diese haben zahlreiche Monopole geschaffen und sich daran bereichert - was zu Lasten des Wirtschaftswachstums ging.

Wegen dieser wirtschaftlichen Hiobsbotschaften ging eine bedeutende Resolution des Parlaments beinahe unter. Die Abgeordneten beider Kammern erklärten nach tagelangen Konsultationen über die Sicherheitslage des Landes am späten Mittwochabend, dass "Extremismus, Militanz und Terrorismus in allen Formen eine gravierende Gefahr für die Stabilität und Integrität des Nationalstaates" darstellten. Weiter heißt es: "Pakistans Territorium soll nicht in irgendeiner Weise für Angriffe auf andere Länder genutzt werden."

Damit reagierten die Abgeordneten auf die von Afghanistan erhobene Forderung, Pakistan solle Angriffe islamistischer Fanatiker von seinem Gebiet aus unterbinden. Die Medien und religiöse Instanzen sollten dazu beitragen, "einen öffentlichen Konsens gegen den Terrorismus zu schaffen".
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Dänische Währung unter starkem Druck

 
28.10.08 16:33
EZB unterstützt Dänemark mit zwölf Milliarden Euro

Die Finanzkrise wird zur Staatenkrise: Nach Island, Pakistan, Ungarn und der Ukraine meldet nun Dänemark dringenden Finanzbedarf. Die EZB springt ein – und überweist zwölf Milliarden Euro nach Kopenhagen. Die dänische Währung war zuletzt stark unter Druck geraten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hilft der dänischen Notenbank bei der Versorgung der angespannten Geldmärkte des Landes mit Euro. Dazu wurde ein Tauschgeschäft zwischen der EZB und der dänischen Zentralbank über zwölf Milliarden Euro abgeschlossen, teilte die EZB mit. Damit kann die Notenbank Dänemarks zusätzliche Euro-Mittel an die Banken geben. Dänemark hat den Euro nicht eingeführt, viele dänische Banken sind aber auf Euro angewiesen. Geschäftsbanken können sich von den Notenbanken frisches Geld geben lassen, müssen dafür aber Sicherheiten hinterlegen und Zinsen zahlen.
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Verkaufskurse in technischer Reaktion

 
30.10.08 17:05
Folgt man der Analyse dieses Themas und der Zusammenschau der Beiträge, dann sind das heute Verkaufskurse.
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fortgesetzte Baisse am Ölmarkt

 
30.10.08 23:26
Die konjunkturbedingt sinkende Nachfrage nach Rohöl und seinen Nachprodukten ist nach Darstellung von Händlern schon seit längerem zu spüren. Nur die Zahlen über die chinesischen Importe liefen dieser Tendenz bis zuletzt noch entgegen. Doch auch dies wird sich nach Ansicht von Fachleuten rasch ändern, denn die Wirtschaft in China lässt ebenfalls deutliche Anzeichen schwächeren Wachstums erkennen. Dies alles hat bewirkt, dass die Ölvorräte in den führenden Verbraucherregionen zunehmen.

Dass die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) allein oder zusammen mit anderen Produzenten wie Russland das Ruder in ihrem Sinne herumreißen kann, gilt als immer unwahrscheinlicher. Selbst neuerliche Ankündigungen aus dem Kartell, die Förderung weiter zu senken, haben den Ölmarkt nicht beeindruckt. Hier herrscht nach wie vor die Überzeugung vor, dass zahlreiche Opec-Mitglieder eher mehr produzieren müssen, um die Preiseinbußen durch einen höheren Mengenabsatz aufzufangen. Dahinter stehen fiskalische Zwänge, denn die Einnahmenseite der Haushalte vieler dieser Länder gründet sich auf Ölpreise, die im Zuge der Baisse bis auf weiteres irreal geworden sind. Dies gelte auch und besonders für Russland, heißt es. Mittlerweile werden sogar Zweifel daran geäußert, dass Saudi-Arabien, der führende Produzent und Exporteur, über einen ausreichenden finanziellen Spielraum verfügt, um die missliche Lage anderer Kartellmitglieder mit einer nennenswert geringeren Förderung wenigstens etwas aufzufangen.

Die Saudis haben diese Rolle in den zurückliegenden Jahrzehnten wiederholt übernommen. Zugunsten der Opec könnte wirken, dass ungebundene, zu einem großen Teil teuer fördernde Produzenten inzwischen ihre Kosten nicht mehr erwirtschaften und daher die Förderung aus einer Reihe von Vorkommen aufgeben müssen. Es kursieren sogar Vermutungen, nach denen die Erschließung des riesigen Ölvorkommens vor der brasilianischen Atlantikküste gedrosselt oder hinausgeschoben werden muss, bis wieder höhere Preise erzielt werden können.

FAZ 30.10.2008
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Währungsinterventionen im Überblick

 
31.10.08 15:23
Im vergangenen Monat ersuchten Island, Ungarn, Weißrussland, Pakistan und die Ukraine den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Finanzhilfen. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve kündigte an, Mexiko, Singapur, Südkorea und Brasilien durch Währungsswaps mit bis zu 120 Milliarden Dollar (94,4 Milliarden Euro) an Liquidität zu versorgen. Darüber hinaus senkten die Zentralbanken in den Vereinigten Staaten , China, Hongkong und Taiwan die Leitzinsen. Schließlich hatte die EZB Stützungsmaßnahmen für Ungarn und Dänemark angekündigt.

Nach Einschätzung von Experten können die IWF-, Fed- und EZB-Maßnahmen zur Unterstützung einzelner ausgewählter Länder das Gespenst einer weltweiten Rezession nicht vertreiben. Zudem richteten sich die Maßnahmen mitunter an Länder, die es gar nicht nötig hätten. „Es grenzt an Ironie, dass die meisten Zielländer der Hilfsaktionen im Besitz hoher Devisenreserven sind. Es stellt sich die Frage, warum diese Länder nicht fähig oder nicht willens sind, diese Reserven zur Stützung ihrer Währungen einzusetzen.“

Tatsächlich sind die Währungen Rumäniens, Indonesiens und auch Islands von Donnerstag auf Freitag wieder unter Druck geraten. 31.10.2008
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Technische Reaktion abgeschlossen

 
05.11.08 18:30
Nach dem Absturz der Börsen dürfte die technische Reaktion jetzt abgeschlossen sein. Meines Erachtens ist jetzt eine Seitwärtsentwicklung zu erwarten, die wachsam Signale aufnimmt, wie tiefgreifend die Effekte auf die Realwirtschaft ausfallen und inwieweit die politischen Hilfsmaßnahmen greifen. Das Ungemach droht dabei von außen, also den Schwellenländern und Energieexporteuren, weil diese nur mittelbar über Währungen und IWF zu stützen sind. Temporäre Höhenflüge sollten daher aus meiner Sicht für Gewinnmitnahmen oder Glattstellungen genutzt werden.
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AIG-Pleite hätte globale Folgen, besonders für BRD

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05.11.08 22:09
Für Deutschland wäre diese sich unten abzeichnende AIG-Pleite eine gigantische Katastrophe, weil über AIG fast alle cross-border-licensing Geschäfte deutscher Kommunen abgesichert worden sind, das sind Steuersparmodelle mit gigantischen Volumina, die unmittelbar nachbesichert werden müßten. Kippt AIG, kippt entsteht auch bei anderen Rückversicherungsgeschäften ein astronomischer Nachsicherungsbedarf, der die Strecke zum vollständigen weltweiten Kollaps dramatisch verkürzen dürfte. Insofern wird vielleicht verständlich, warum die Fördergelder sofort an Geschäftspartner verteilt werden und nicht zur Sanierung genutzt werden. An der Sanierung, die vielleicht gar nicht finanzierbar ist, müssen sich schließlich alle beteiligen. Der AIG-Fall sollte daher exterm aufmerksam verfolgt werden.

Nachfolgend die aktuellen Meldungen zur AIG

US-Versicherers AIG droht ein Faß ohne Boden zu werden. Die staatlichen Hilfszusagen für AIG summieren sich mittlerweile auf mehr als 143 Milliarden Dollar (111 Mrd. Euro). Die US-Notenbank hatte dem Versicherer zunächst Mitte September in letzter Minute ein Darlehen von 85 Milliarden Dollar gewährt und erhielt dafür 80 Prozent der Konzernanteile. Seither kamen in zwei weiteren Schritten Kreditlinien von insgesamt 58 Milliarden Dollar hinzu. Der Konzern schöpfte die Gesamtsumme allerdings bisher nicht aus.

AIG hatte sich im Zuge der Kreditkrise mit Milliardenverlusten durch riskante Finanzgeschäfte an den Rand des Abgrunds manövriert. Zur Sanierung will der Versicherer umfangreiche Konzernteile verkaufen. Ein wesentlicher Grund für das Scheitern der Gesellschaft waren nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ unzureichende Risiko-Abschätzungen. Die Computermodelle für bestimmte Finanzgeschäfte des Konzerns hätten wesentliche Gefahren nicht berücksichtigt, so die Zeitung. Weil der Konzern die Verwendung der Mittel nicht offenlegt, wird befürchtet, dass das Geld bislang zur Absicherung bestehender Geschäfte bei Geschäftspartnern und nicht zur Lösung des Problems verwandt wurde.

„Wenn die Staatshilfe nicht neu strukturiert wird, wird der amerikanische Steuerzahler vermutlich große Verluste erleiden“, schrieb Ex-AIG-Chef und Aktionär Maurice Greenberg zuletzt an das Management und forderte es zur Offenlegung der Mittelverwendung auf. Dies lehnte AIG im Vorfeld des für Montag angesetzten Quartalsberichts ab. Am Kapitalmarkt stiegen daher in den vergangenen Tagen die Kosten für eine Versicherung gegen eine AIG-Insolvenz deutlich an und signalisierten so wachsende Unruhe auch in der Finanzgemeinde.

Mitte September hatte die US-Regierung die Investmentbank Lehman pleite gehen lassen, um statt dessen AIG mit einem 85 Mrd. Dollar Kredit aufzufangen. Vor allem Versicherungsgeschäfte (Credit Default Swaps, CDS) auf Subprimekreditportfolios, die die Londoner AIG-Finanzsparte unkontrolliert abgeschlossen hatte, hatten den Konzern an den Rand des Kollaps gebracht. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte die über Jahre hochprofitable Einheit zur Bewertung der CDS zwar ein Modell des renommierten Yale-Professors Gary Gorton verwandt.

Dabei hatten die Spezialisten aber wider besseren Wissens ignoriert, dass das Modell die Nachforderungen von Sicherheiten (Collaterals) durch Geschäftspartner in fallenden Märkten nicht berücksichtigt. Erst als AIG sich über CDS ein Risiko von über 80 Mrd. Dollar eingekauft hatte, sei das Modell Anfang 2006 aus dem Verkehr gezogen worden, sagte jetzt Gorton. Da war es aber bereits zu spät. Denn als die Subprimekredite Mitte 2007 in der Finanzkrise an Wert verloren, brauchte AIG immer mehr Geld für Sicherheiten. Im September 2008 bekam der Versicherungsriese erst 85 Mrd. Dollar, später weitere 38 Mrd. Dollar bewilligt. Zuletzt aber musste AIG-Chef Edward Liddy eingestehen, dass auch das nicht reichen könnte.

Der US-Versicherer AIG ist nicht das einzige Sorgenkind der USA-Regierung. Einem Zeitungsbericht zufolge wollen 1800 Finanzunternehmen Gelder aus dem 700 Milliarden schweren Rettungspaket in Anspruch nehmen. Dies verlaute aus dem Finanzministerium und der Bankenaufsicht, berichtete das „Wall Street Journal“. Die Unternehmen befürchten demnach, sie könnten im sich neu formenden Finanzsektor als Verlierer dastehen, wenn sie die Hilfen nicht annehmen.
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Blutbad bei den Reedereien mit globalen Folgen

 
05.11.08 22:20
Die ersten Reedereien sind Pleite. Die Frachtraten sinken unter Einstandspreis. Die Auftrage im Schiffbau sind in der Folge praktisch vollständig ausgetrocknet. Laufende Aufträge werden mit Penalties ausgebucht. In der Folge bricht derzeit die Werftindustrie ein und auch die Stahlindustrie reduziert ihre Kapazitäten im hohen zweistelligen Prozentbereich. Dies hat Auswirkungen auf Energie und Rohstoffpreise, insbesondere die Schrotthändler geraten weltweit unter erheblichen Abschreibungsdruck. Die Spirale wird sicherlich einige Monate noch nach unten gehen, bevor überhaupt an eine Stabiliserung zu denken ist.  
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1 Billion US-Staatsanleihen für Q4 2008

 
05.11.08 23:18
Das bedeutet, daß der Kapitalbedarf der US-Regierung von einem Jahr  über den gesamten US-Staatsanleihvolumen liegt, was die übrigen Länder derzeit halten. Der Dollar-Run ermöglicht derzeit noch eine zinsgünstige Finanzierung, die US-Regierung wird dies nutzen, um ordentlich die Notenpresse anzuschmeißen und die Staatsnachfrage nach oben schnellen zu lassen. Das wird die Zinsen nach oben treiben. In Erwartung dessen sollte man keine US-Staatsniedrigzinser halten, da neben dem Währungs auch noch das Zinsrisiko tritt. Damit droht ein Dollarverfall. Angesichts des damit einsetzenden Teufelskreises stellt sich die Frage, ob die Amis nicht einen lieber einen weltweiten Finanzkollaps provozieren und dann weltweit neu anfangen, anstatt in den nächsten fünf Jahren als großer Verlierer dazustehen, während der Euro und die anderen Systeme die Vorherrschaft übernehmen. Obama war ja überraschend ernst bei seiner Siegesrede.        



                                MAJOR FOREIGN HOLDERS OF TREASURY SECURITIES
                                                (in billions of dollars)
                                              HOLDINGS 1/ AT END OF PERIOD

                               Aug        Aug
Country                  2008      2007

       
Japan                     585.9     595.8
China, Mainland     541.0      471.2
United Kingdom 2/  307.4      99.8
Oil Exporters 3/      179.8     134.7
Carib Bnkng Ctrs 4/147.7     103.8
Brazil                      146.2      107.7
Luxembourg             77.5        57.1
Russia                      74.4        31.9
Hong Kong               61.2        53.2
Switzerland              45.3        37.4
Germany                  41.5        42.3
Norway                   41.3           6.4
Taiwan                   40.6          39.5
Korea                     37.9          42.6
Turkey                    34.0          29.2
Mexico                    33.5          30.2
Thailand                 31.7          22.9
Singapore              31.0           37.8
Canada                  27.7          18.8
India                      14.2          12.1
Netherlands           14.1          16.6
Poland                    13.7          10.5
Egypt                     12.8           10.1
Sweden                 12.7           15.7
Chile                      12.4             7.6
Italy                      12.1            13.2
Belgium                 11.8            14.6
Ireland                  11.6            16.8
All Other              139.2           137.9
Grand Total       2740.3         2217.5

Of which:
For. Official         1784.7         1595.1
Treasury Bills        244.7         180.0
T-Bonds & Notes 1540.0       1415.1

Department of the Treasury/Federal Reserve Board
October 16, 2008

1/  Estimated foreign holdings of U.S. Treasury marketable and non-marketable bills, bonds, and notes
    reported under the Treasury International Capital (TIC) reporting system are based on annual
    Surveys of Foreign Holdings of U.S. Securities and on monthly data.
2/  United Kingdom includes Channel Islands and Isle of Man.
3/  Oil exporters include Ecuador, Venezuela, Indonesia, Bahrain, Iran, Iraq, Kuwait, Oman, Qatar,
    Saudi Arabia, the United Arab Emirates, Algeria, Gabon, Libya, and Nigeria.
4/  Caribbean Banking Centers include Bahamas, Bermuda, Cayman Islands, Netherlands Antilles and Panama.
    Beginning with new series for June 2006, also includes British Virgin Islands.
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Extreme Reflationierungspolitik der Zentralbanken

 
06.11.08 15:34
Mit starken Leitzinssenkungen - die teilweise massiv den Rahmenbedingungen des entsprechenden Staates widersprechen -, mit Garantien und mit extremen Liquiditätsschüben versuchen Notenbanken und Regierungen beinahe aktionistisch mit allen Mitteln, die globale Wirtschaft vor einem zu starken Rückschlag zu schützen.

Das mag zunächst vernünftig klingen. Allerdings ist sowohl die Finanz- als auch die Wirtschaftskrise die Folge regulatorischen und wirtschaftspolitischen Versagens der Vergangenheit, das in Vermögenspreisblasen und riesigen Ungleichgewichten mündete. Das heißt, es müssten drastische Schritte unternommen werden, um die strukturellen Schieflagen - starke Verschuldung, überdimensionierter Finanzsektor, einseitige Handelsströme aufgrund unfreier Währungen, zu tiefe Zinsen - zu bereinigten, statt die fehlerhafte Politik der vergangenen Jahrzehnte in gigantischen Ausmaß auf die Spitze zu treiben. Die finanzielle Gigantomanie zeigt sich daran, dass die Bilanzen der Zentralbanken in kürzester Zeit sehr stark aufquellen.

Selbst der Devisenmarkt scheint mit ausgeprägten Kursbewegungen wieder zu den Reflexen der vergangenen Jahre zurückzukehren: Der Dollar wertet in kürzester Zeit gegen den Euro, den Yen und vor allem auch die Hochzinswährungen ab. Am Dienstag verlor die amerikanische Währung im Verlauf eines Tages gegen den Euro so viel an Wert, wie noch nie zuvor seit der Einführung der europäischen Einheitswährung: Waren am Montag im Tagestief noch 1,2526 Dollar nötig gewesen, um einen Euro erwerben zu können, so sind dafür am Dienstag im späten europäischen Handel 1,3017 Dollar nötig. Das heißt, die amerikanische Währung hat alleine an einem Tag 3,7 Prozent gegen ihr europäisches Pendant verloren. Die gewaltigen Kursbewegungen legen die Vermutung nahe, dass die Finanzkrise ihr Ende noch nicht gesehen hat.

FAZ 4. Nov 08
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Drastische Senkungen der Leitzinsen in Europa

 
06.11.08 15:41
Am Anleihemarkt werten die Händler die zum Teil drastischen Zinsschritte der Notenbanken als Krisensignale. Die Sorgen vor einer tieferen Wirtschaftskrise verstärken sich, das fördert den Run auf sichere Staatsanleihen.

HB FRANKFURT. In Reaktion auf teilweise unerwartet drastische Zinssenkungen europäischer Notenbanken sind die Kurse der europäischen Staatsanleihen am Donnerstag nach oben geschnellt. Der richtungsweisende Bund-Future kletterte in der Spitze um 94 Ticks auf 118,01 Zähler. Am Morgen hatte der Kontrakt noch 31 Ticks im Minus notiert. Die zehnjährige Bundesanleihe lag 70 Ticks im Plus bei 104,55 Zählern und rentierte mit 3,678 Prozent.

"Es hat sehr den Anschein, als wollten die Zentralbanken keine Zeit verlieren", kommentierte UniCredit-Analyst Kornelius Purps die Zinssenkungen von Europäischer Zentralbank (EZB), Bank of England (BoE) und Schweizerischer Nationalbank (SNB). Derart aggressive Zinssenkungen signalisierten, dass die Zentralbanken äußerst besorgt über die konjunkturellen Aussichten seien. "Insofern scheint es weiterhin viel zu früh zu sein, um auf eine breite Stabilisierung oder gar Erholung der Finanzmärkte zu setzen."

Die EZB senkte den Leitzins zwar erwartungsgemäß um 50 Basispunkte auf nunmehr 3,25 Prozent. Kurz zuvor hatte allerdings die Bank of England die Finanzmärkte mit einer drastischen Zinssenkung um 150 Basispunkte auf nun drei Prozent überrascht. Zuletzt hatte es einen solchen Schritt zu Zeiten der britischen Wirtschaftskrise zu Beginn der 90er Jahre gegeben. Die Schweizer Nationalbank SNB senkte vollkommen unerwartet zum zweiten Mal in vier Wochen den Leitzins um 50 Basispunkte auf 2,0 Prozent.

Nun warteten Marktteilnehmer auf die Erläuterungen von EZB-Chef Jean-Claude Trichet. "Die sich rasch und rapide eintrübenden Wachstumsperspektiven für die Euro-Zone und die sehr viel freundlicheren Aussichten in Bezug auf die Inflationsentwicklung sollten EZB-Präsident Trichet dazu veranlassen, die Tür für weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten sehr weit offen zu lassen", sagte Analyst Peter Müller von der Commerzbank voraus.

Handelsblatt 6.11.2008
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Warten auf die nächste Hiobsbotschaft

 
07.11.08 13:21
Nach der technischen Reaktion infolge des heftigen Absturzes sind wir zunächst wieder auf den Negativtrend eingeschwenkt, der durch massive Zinssenkungen gebremst wurde und bei wachsenden Volatilitäten zunehmend in eine Seitwärtsbewegen übergeht. Von Bodenbildung würde ich aber nicht sprechen, da eine Reihe neuer Hiobsbotschaften auf dem Weg ist, die das Niveau noch mehrfach drücken werden. Meines Erachtens sollten mehrere gute Tage in Folge weiterhin zur Auflösung von restlichen Aktienpositionen genutzt werden. Rentenpapiere dürften infolge der Zinssenkungen erhebliche Kursgewinne verbuchen, so daß diese weiter aufgestockt oder zumindest gehalten werden sollten. Aus US-Anleihen würde ich allerdings zunehmend in den Euroraum wechseln, weil der dortige Finanzierungsbedarf über kurz oder lang nach Zinssteigerungen verlangt und auch der US-Dollar derzeit möglicherweise wieder an einem Wendepunkt verharrt.
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AIG, Hypo Real, HSH & Co. - die Front bröckelt

 
12.11.08 17:20
Die Lage der Finanzinstitute scheint sich trotz aller Hilfsmaßnahmen dramatisch zuzuspitzen. Dabei fehlen noch viele Stimmen wie z.B. aus Italien, wo Berlisconi trotz aller Absagen darauf bestehen wollte, daß jedes Land 3 % seines BIP in einen Topf tut. Es hieß damals, er müsse etwas Schreckliches gesehen haben. Welche Finanzkadaver schlummern noch in den feuchten Katakomben Roms? Solange die ursächliche Finanzmarktkrise noch nicht einmal unter Kontrolle ist, bewegen wir uns auf extrem dünnen Eis. Die wiederkehrende Dollarstärke deutet an, daß die internationale Kapitalflucht einen erneuten Schub bekommt. Wer noch Aktien besitzt daher bitte anschnallen, Helmgurt fester ziehen und warm anziehen, denn wenn die oberste dünne Eisschicht bricht kann der Schwung gleich für einige Etagen reichen. Die bisherigen Rettungsnetze können schnell irgendwo oben hängenbleiben, und sollten sie ganz reißen, dann bitte jeweils selbstverantwortlich Schleudersitz oder wer hat Fallschirm auslösen.  
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Größter US-Abwärtstrend seit mindestens 30 Jahren

 
13.11.08 13:03
Der derzeitige Wirtschaftsabschwung in den USA dürfte mit der längsten Abwärtsspirale seit drei Jahrzehnten verbunden sein. Dies geht aus den von Bloomberg erhobenen Schätzungen unter den Volkswirten hervor. Es bestehe sogar die Möglichkeit, dass die weltgrößte Volkswirtschaft vor der schlimmsten Rezession seit dem Ende des zweiten Weltkriegs steht. Im Bereich des Konsums ist mit der schlimmsten jemals registrierten Durststrecke zu rechnen. Die Implosion der Kreditmärkte vom Vormonat ziehe vermutlich eine Schrumpfung der Wirtschaft im vierten Quartal um 3 Prozent nach sich. Im ersten Quartal 2009 soll das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 Prozent rückwärts laufen. Der Abwärtstrend im Bereich der Haushaltsausgaben dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen, zumal sich infolge der schlimmsten Finanzkrise seit 70 Jahren die Arbeitgeber zu Gehaltskürzungen gezwungen sehen. Die Schätzungen zur Arbeitslosenrate sehen zum ersten Quartal 2009 einen Anstieg auf 7 Prozent vor.
Christian Hoyer/NY

Diese Daten leuchten alle noch rosarot. Es geht um keine Erkältung, sondern um eine multimorbide Ansammlung von Grippeviren. Bisher haben wir nur die Halsschmerzen gespürt und seit ein paar Monaten läuft die Nase. Der Husten mit blutigem Auswurf steht uns noch bevor. Die HSH Nordbank sucht übrigens seit Wochen einen Boden, um eine Auffanglinie zu definieren, bisher - wie man hört - wohl leider erfolglos. Und bei der WestLB hat man in ein paar abgelegenen Schublagen noch eine Reihe bisher unentdeckter Finanzkadaver entdeckt, deren Beerdigung wohl auch noch ein paar Köpfe von Lebenden kosten dürfte. Die Guilliotinen-Hersteller dürften derzeit ohnehin Sonderkonjunktur haben...    
Rosinenpicker:

US-Außenwirtschaft schrumpft um 6%

 
13.11.08 16:54
Im Oktober schrumpften die Exporte um 6 Prozent auf 155,4 Mrd. Dollar, während die Importe um 5,6 Prozent auf 211,9 Mrd. Dollar fielen. (13.11.2008) Das Handelsbilanzdefizit liegt bei ca. 56 Mrd. USD
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Equador setzt Schuldendienst aus

 
19.11.08 17:50
Ecuador hat am 15. November erstmals einen Termin für Zinszahlungen über 30 Millionen Dollar (23,8 Millionen Euro) auf die auch in Deutschland gehandelte, 2012 fällige Dollar-Anleihe verstreichen lassen.

Die Abwertung des britischen Pfund nimmt dramatische Ausmaße an. Allein in den vergangenen zehn Tagen ist der Wechselkurs gegenüber dem Euro um fast 10 Prozent eingebrochen. Innerhalb eines Jahres hat die britische Währung damit 18 Prozent an Wert eingebüßt. Seit Mitte vergangenen Jahres, dem Ausbruch der Finanzkrise, verbilligte sich die britische Währung sogar um 27 Prozent.
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Hedge Fonds:Kreditklemme und Kaptailflucht

 
19.11.08 17:53
Am schlimmsten trifft Hedge-Fonds die inzwischen extreme Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Die Banken müssen bis Jahresende verstärkt darauf achten, ihre Kreditrisiken zurückzufahren. „Es wäre nicht so schlimm, wenn sich die Kreditvergabe an uns nur verteuern würde; damit könnten wir leben“, sagt der Vertreter eines Hedge-Fonds, der nicht genannt werden möchte. „Aber Banken gewähren mitunter überhaupt keinen Kredit mehr an Hedge-Fonds.“ Zahlreiche Fonds müssen daher ohne Fremdfinanzierung leben, können also ihren Kapitaleinsatz nicht mehr hebeln und erzielen damit nicht mehr annähernd die Renditen, die noch vor wenigen Monaten möglich waren.

Der dramatische Wertverfall in fast allen Segmenten des Finanzmarkts hat den Hedge-Fonds nach Angaben von HFRI Hedge-Fund Research in diesem Jahr bis Oktober einen Verlust von 15,5 Prozent beschert. Dies ist schon jetzt mit Abstand das katastrophalste Jahr der Branche überhaupt. Die Verluste bedeuten zudem, dass fast alle Fonds nur mit der Verwaltungsgebühr von 2 Prozent der Anlagemittel auskommen müssen, die die Fonds allenfalls kostendeckend operieren lässt.

Wegen der verlustreichen Entwicklung der Fonds versuchen zudem immer mehr Investoren, ihr Geld aus Hedge-Fonds abzuziehen. Nach Schätzungen von Morgan Stanley könnte dies bedeuten, dass die Vermögenswerte der Branche im vierten Quartal um 24 Prozent auf 1,3 Billionen Dollar fallen dürften. Die Branche wurde Ende dieser Woche mit einer neuen Kündigungswelle von Anlagegeldern konfrontiert.

Dies stürzt die Hedge-Fonds in einen Teufelskreis: Je mehr Gelder die Fonds an ihre Investoren zurückzahlen müssen, desto mehr liquide Anlagepositionen an den Finanzmärkten müssen sie auflösen. Dies beschleunigt den Preisverfall an den Aktienbörsen, Devisen- und Rohstoffmärkten. Was wiederum die Rendite der Fonds drückt und zu höheren Margen-Anforderungen ihrer Hausbanken führt. Das stürzt die Fonds in neue Liquiditätsengpässe und lässt manche Investoren aus Furcht um die Stabilität der Fonds noch mehr Mittel abziehen.

Zahlreiche Hedge-Fonds haben allerdings vertraglich vereinbarte Beschränkungen von Mittelabflüssen greifen lassen, sogenannte „Gates“. Sie erlauben nur eine bedingte und eingeschränkte Mittelrückzahlung. Diese „Gates“ sind in der Regel Bestandteil von Hedge-Fonds-Verträgen, um einen „Run“ auf die Fonds im Interesse aller Investoren zu verhindern.

Einige Hedge-Fonds haben inzwischen auch die radikale Aussetzung von Rückzahlungen verfügt. Diese Suspendierung von Rückzahlungen ist vertraglich für Extremfälle vorgesehen. Sie wird von Hedge-Fonds angewendet, um das Anlegerinteresse der Investoren zu schützen, die lieber abwarten wollen, ob sich die Situation wieder bessert - sich die Fonds also im neuen Jahr vielleicht wieder refinanzieren können und die Finanzmärkte erholen.

Hedge-Fonds weigern sich auch, Mittel auszuzahlen, nur weil Dachfonds ihren eigenen Anlegern monatliche Liquidität zugesagt haben - obwohl die Einzelfonds, in die die Dachfonds investieren, wesentlich längere Kündigungszeiten vereinbart haben.
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Schrottpreise im Sturzflug

 
20.11.08 11:04
Nach der Marktwende im August befinden sich die Schrottpreise in einem regelrechten Sturzflug. Vielfach sind schon wieder Entsorgungskosten zu zahlen. China hat die Einfuhr sehr stark gedrosselt. In England bemüht man sich um Lagerflächen für recylefähiges Material. Schrottpreise sind ähnlich wie Rohstoffpreise ein guter Frühindikator.  
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Charttechnik greift nicht mehr - globale Rezession

 
20.11.08 13:40
"Es herrscht eine ziemliche Ausverkaufsstimmung", sagte Susanne Lahmann, Marktstrategin der Bremer Landesbank. Sie könne auch nicht sagen, wo die Bodenbildung einsetzten werde, sämtliche Chart-Technik greife nicht mehr. "Die Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, Gewinnaussichten zu geben, wir sind voll in der Rezession", fügte Lahmann hinzu.

Der Klimaindikator für die Weltwirtschaft ist auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren geschrumpft. Dies geht aus den Ergebnissen des Ifo World Economic Survey (WES) vom vierten Quartal 2008 hervor, die das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag vorlegte. Insgesamt deuten die Daten auf eine globale Rezession hin. Die Abkühlung des Weltwirtschaftsklimas betraf dieses Mal nicht nur die großen Wirtschaftsregionen Nordamerika, Westeuropa und Asien, sondern auch Mittel- und Osteuropa, Russland, Lateinamerika und Australien.
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China will Goldreserven versiebenfachen

 
20.11.08 18:35
Die Volksrepublik will sich auch auf der Währungsseite absichern. Einem Zeitungsbericht zufolge will die chinesische Zentralbank ihre Goldreserven knapp versiebenfachen. Die Edelmetallreserven sollten von heute rund 600 auf 4000 Tonnen gesteigert werden, berichtete die Zeitung "Guangzhou Daily" am Mittwoch unter Berufung auf Kreise in Hongkong, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Zentralbank wollte diese Informationen auf Anfrage zunächst nicht bestätigen. China hielt zu Ende September umgerechnet rund 1,5 Billionen Euro an Währungsreserven. Erstmals überrundete die Volksrepublik mit 585 Milliarden Dollar auch Japan mit 573,2 Milliarden Dollar als Hauptgläubiger der USA, wie das Finanzministerium in Washington am Dienstag mitteilte.

China will seine Währung offenbar gegenüber einer Weltwährungskrise absichern. Gibt es einen Währungsschnitt, würde man sicherlich zunächst auf die Goldrelation abstellen müssen.
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Köhler fordert Bretton Woods II (mit Goldbindung?)

 
21.11.08 11:30
Bundespräsident Horst Köhler hat als Konsequenz aus der Finanzmarktkrise eine „grundlegende Erneuerung des Bankgewerbes“ gefordert. Insgesamt ist die Krise nach Ansicht Köhlers nur durch einen internationalen Kraftakt zu lösen. „Ich bleibe dabei: Die Dimension der Krise heute verlangt ein Bretton Woods II, eine Versammlung der Besten, die mit Sachverstand, Moral und politischem Willen systematisch an die Arbeit gehen.“ In dem amerikanischen Kleinort Bretton Woods war 1944 unter Führung der USA die Grundlage für die Weltwirtschaftsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt worden.

„Auf den internationalen Finanzmärkten muss die staatliche Ordnungsfunktion neu definiert und durchgesetzt werden“, sagte der Bundespräsident. „Ich plädiere für die Schaffung einer internationalen Aufsichtsorganisation, und ich halte es für richtig, dem Internationalen Währungsfonds die Wächterfunktion über die Stabilität des globalen Finanzsystems zu übertragen.“ Damit er diese Aufgabe wirksam erfüllen könne, solle der IWF mehr Unabhängigkeit bekommen. Köhler war selbst von 2000 bis 2004 Direktor des IWF, dessen Gründung auch 1944 in Bretton Woods beschlossen worden war.

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Preis- und Mengeneinbruch im Diamantenmarkt

 
25.11.08 14:51
Im Oktober war es mit der bisher glänzenden Zeit des Diamantenhandels daher vorbei: Nach Angaben des Antwerpener Diamantenzentrums (AWDC) brach der Export von polierten Steinen aus dem europäischen Diamantenzentrum dem Volumen nach im Monatsverlauf um knapp 13 Prozent ein; der Import polierter Steine ging gleichzeitig dem Volumen nach gar um 53,29 Prozent zurück. Der Branchen-Informationsdienst Polishedprices.com warnte in seinem jüngsten Marktbericht, dass der Handel in polierten Steinen mittlerweile praktisch eingefroren sei.

Die Branche reagiert mit erheblichem Druck auf die Minengesellschaften, ihre Produktion von Rohdiamanten zu kürzen oder zumindest keine weiteren Rohdiamanten mehr auf den Markt zu geben, um drastische Preisnachlässe am Markt zu vermeiden. De Beers hat schon angekündigt, die Produktion in seinen beiden neuen kanadischen Minen um 10 bis 20 Prozent zu drosseln. Sergey Vybornov, der Präsident der größten russischen Diamantenmine Alrosa, sagte kürzlich, die Gesellschaft werde prüfen, ob die Produktion um bis zu 40 Prozent gesenkt werde.

Der Export von Rohdiamanten über Antwerpen brach im Oktober um 44 Prozent dem Volumen nach ein; der Import ging um 35 Prozent in die Knie. Indiens Staatsgesellschaft, die für den Im- und Export von Diamanten zuständig ist, die Gem and Jewellery Export Promotion Council (GJEPC), hat bekanntgegeben, dass das Land vom kommenden Dienstag an sämtliche Einfuhren von Rohdiamanten für zunächst einen Monat einstellen wird, um den Markt vor einer dramatischen Krise zu bewahren.

Schließlich stehen in den indischen Schleifzentren für Diamanten 800.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. „Die Situation am Markt ist alarmierend“, sagte Vasant Mehta, Chef der GJEPC. In die gleiche Richtung geht eine Äußerung von Freddy Hannard, Chef des Antwerpener Diamantenzentrums: „Die Marktsituation ist ohne bisherigen Vergleich; wir sind mitten in der Krise.“ Das Gefährlichste sei, dass dem Markt die Zuversicht fehle.

Die Diamantenproduktion wird von wenigen Großproduzenten wie De Beers und Alrosa dominiert, die über Lagerhaltung und Vermarktung versuchen, die Preise am Markt zu steuern. Anders als bei anderen Rohstoffen hat die Finanzkrise daher nicht zu einem Kollaps der Preise geführt wie zum Beispiel bei Platin. Aber im Oktober lag der Hauptindex für Diamantenpreise, gemessen an dem von ABN Amro unterstützten Index von Polishedprices, bei polierten Diamanten um 10,8 Prozent unter dem Rekord von August und um 6,1 Prozent unter dem Vorjahrespreis.

Die Preisrückgänge hätten im Oktober sämtliche Wertskalen betroffen: auch werthaltige, größere Steine, die Anfang Oktober sogar noch im Wert gestiegen seien, dann aber stark verloren. Preise für Diamanten von 0,5 Karat liegen bei schönen Schmucksteinen um 16 Prozent unter Vorjahreswert und bei Industriediamanten um 10 Prozent unter Vorjahreswert.

F.A.Z. 21.11.2009 Von Bettina Schulz

Die Aktien von Diamanten-Aktiengesellschaften sind sämtlichst noch viel stärker eingebrochen.
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Markit-Einkaufsmanager-Index mit Minusrekord

 
01.12.08 12:45
Industrie blickt in den Abgrund

Die Industrie in der Euro-Zone hat ihre Talfahrt im November mit erhöhter Geschwindigkeit fortgesetzt. In fast allen Ländern fuhren die Unternehmen ihre Produktion so stark zurück wie nie zuvor, ergab der Markit-Einkaufsmangerindex. Auch die weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern „Made in Germany' brach demnach dramatisch ein.

Besonders in den letzten Tagen des Monats dürfte sich die Lage bei den Unternehmen verschlechtert haben, wie aus dem am Montag veröffentlichten Markit-Einkaufsmangerindex hervorgeht. „Kein Land ist von den steigenden Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft unbeeinflusst geblieben“, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. „Die Industrieproduktion fällt so stark wie nie seit Beginn der Erhebungen in allen Ländern der Euro-Zone, weil sowohl die Nachfrage aus dem Ausland als auch aus dem Inland eingebrochen ist.“

Der Einkaufsmanagerindex sank auf 35,6 Punkte von 41,1 Zählern im Oktober und ist so weit von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten entfernt wie nie. Damit hält der Abschwung bereits sechs Monate in Folge an. In einer ersten Schätzung hatte das Barometer noch einen Stand von 36,2 Punkten angedeutet; weil sich seither aber alle Bestandteile eingetrübt hätten, dürfte sich die Situation für die Unternehmen zum Monatsende verschärft haben, schrieben die Forscher.

Die deutsche Industrieproduktion schrumpfte im November so stark wie nie zuvor seit Beginn der Umfrage im April 1996, wie aus dem Markit/BME-Einkaufsmanagerindex hervorgeht. Auftragseingang und Produktion gingen demnach im Rekordtempo zurück. „Zahlreiche Befragte berichteten, dass die striktere Kreditvergabepraxis der Banken und die globale Konjunktureintrübung dafür verantwortlich waren, dass die weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern „Made in Germany' dramatisch eingebrochen ist“, schrieben die Experten zu ihrer Umfrage unter 500 Unternehmen.

In der Folge drosselten die Firmen ihre Produktion bereits den vierten Monat in Folge und bauten so viele Stellen ab wie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren. Dabei waren alle drei Hauptbereiche der Industrie betroffen. Entlastung kam dagegen erneut von den sinkenden Preisen: Im Schnitt verbilligten sich die Einkäufe für die Firmen so kräftig wie zuletzt im Oktober 2001. Das veranlasste - zusammen mit der Nachfrageflaute - die Betriebe erstmals seit Dezember 2005 zu Preissenkungen.

Handelsblatt 1.12.2008
Rosinenpicker:

Abwärtstrend setzt sich wie erwartet wieder durch

 
01.12.08 17:34
- 6 % im Dax zum Wochenbeginn ist schon mal eine nette vorweihnachtliche Einstimmung auf einen sehr harten Börsenwinter. Mich würde es nicht überraschen, wenn wir diese Woche noch die drei vorne sehen, in jedem Fall aber noch vor Weihnachten. Mitte nächsten Jahres kommt dann die zwei, und dann wollen wir mal sehen, ob die Neige schon in Sciht ist. Die jüngsten Meldungen der Bayrischen LB zeigen jedenfalls, daß bislang noch nicht einmal die Auswirkungen der auslösenden Krise im Griff sind, ganz im Gegenteil.  
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