14.10.2008 , 18:39 Uhr
Anleihen
Die Talfahrt der Anleihekurse hat sich am Dienstag in den USA und zeitweise auch in Europa fortgesetzt. Die Kurse der zehnjährige US-Treasuries fielen auf den tiefsten Stand in zehn Wochen und rentierten einen Basispunkt höher bei 3,99 Prozent.
FRANKFURT. In den USA war der Anleihehandel am Montag aufgrund eines Feiertags ausgesetzt gewesen.
Händler verwiesen auf den Plan der US-Regierung, etwa 125 Mrd. Dollar in neun der größten US-Banken zu investieren. Das sei der Grund für den Optimismus, sagte Robert Allen, Leiter des Handels mit Staatsanleihen bei Banc of America Securities LLC. So komme die Fähigkeit der Banken, einander Geld zu leihen und die Stabilität des Finanzsystems voran, sagte Allen.
Noch stärker fielen die Kursverluste bei den dreißigjährigen US-Staatsanleihen aus. Die Rendite auf die dreißigjährige Benchmarkanleihe zog elf Basispunkte an auf 4,25 Prozent. Bei Investoren setzt sich angesichts der jüngsten Konjunkturdaten die Ansicht durch, dass das bisherige Inflationsszenario durch eine deflationäre Entwicklung abgelöst werden könnte. An der Terminbörse in Chicago zeigen Kontrakte an, dass 83 Prozent der Händler mit einer weiteren Zinssenkung in den USA vor Jahresende rechnen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe war kaum verändert bei 4,06 Prozent.
Dienstag, 14. Oktober 2008 - 09:58 |
Die Busch-Trommel
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Nach der Krise ist vor der Krise |
Friedhelm Busch, Börsenkommentator n-tv Kommt das dicke Ende noch? n-tv Forum Wirtschaft & Geld Portrait Friedhelm Busch Vielleicht haben wir ja mit dem jüngsten Ausverkauf an den Aktienmärkten den Höhepunkt der Finanzkrise schon erreicht, wenn nicht gar überschritten. Doch Grund zum Aufatmen gibt es noch nicht, denn nun sickert die lange Zeit aus den Schlagzeilen verdrängte Wirtschaftskrise ins Bewusstsein der Börsianer. Monatelang haben wir die Vertrauenskrise im Bankenapparat `rauf und `runter buchstabiert, haben uns über die unfassbare Gier auf den Chefetagen der Finanzwirtschaft empört und über mögliche Ansteckungsgefahren für die Realwirtschaft geunkt und dabei vergessen, dass es noch eine zweiten Kriegsschauplatz gibt: Die schwächelnde Konjunktur. Nach der Finanzkrise kommt jetzt die Wirtschaftskrise aufs Tapet… Durchaus möglich, dass die vorübergehende Beteiligung des Staates an angeschlagenen deutschen Banken, wie es jetzt die Bundesregierung offensichtlich plant, und darüber hinaus eine Änderung rigider Bilanzierungsvorschriften für zeitweise unverkäufliche Kreditforderungen und Anleihen den Finanzinstituten wieder Luft zum Atmen verschafft. Möglich auch, dass dadurch das gegenseitige Misstrauen innerhalb des Bankenapparates schwindet. Für die Börsianer aber ist damit die Kuh längst noch nicht vom Eis. Im Gegenteil! In den nächsten Wochen werden sich die Hiobsbotschaften aus der Industrie mehren. Alles deutet darauf hin, dass die Gewinne des nächsten Jahres stärker fallen werden als von den Analysten noch vor Monaten verkündet, die gegenwärtigen Kurse folglich trotz der dramatischen Verluste durchaus noch Spielraum nach unten haben. Die Finanzkrise mag diese Entwicklung verstärkt haben, aber konkrete Hinweise auf eine Konjunkturabkühlung in den USA hat es schon vor dem spektakulären Ausbruch der amerikanischen Immobilienkrise gegeben: Hemmungslos überzogene Kreditkarten- und Girokonten, Autofinanzierungen zum Nulltarif, Sparquoten ebenfalls unter Null! Doch berauscht von einem fast fünfjährigen Boom in der Wirtschaft und an der Börse hatte niemand diese Warnsignale ernst genommen. Am Ende aber haben steigende Zinsen, explodierende Preise für Benzin oder Nahrungsmittel, unbezahlbare Mieten aufgrund des Immobilienbooms, selbst den Amerikanern, diesen Weltmeistern im Schuldenshopping, die Lust am Konsum genommen. Sparen ist jetzt angesagt! In den USA wie in Europa, vor allem in Deutschland. Auch in Asien, wo sich immer mehr Menschen, dank steigenden Wohlstandes, mit den Segnungen des Konsums angefreundet haben. Sparen, weil das Geld nicht mehr reicht und die Banken auf der Kreditbremse stehen, Sparen aus Sorgen um den Arbeitsplatz, Sparen aus Angst vor der Zukunft. Angesichts der Kaufenthaltung ihrer Kundschaft greift die Wirtschaft tief in die Jammerharfe und klagt über leere Kassen. Das einzige was in Industrie und Handel wächst, sind die Halden unverkäuflicher Autos und volle Warenlager, sind Horrormeldungen über steigende Arbeitslosenzahlen. Noch ist diese Entwicklung auf Amerika begrenzt, aber schneller als erwartet könnte dieses Szenario auch Deutschland erreichen. Erst recht, wenn das „ Mehr Netto vom Brutto“ der Gewerkschaften über unmäßige Tariflohnerhöhungen in der Realität der Unternehmen ankäme. Doch es gibt auch den Keim der Hoffnung: Die Banken könnten den Kreditspielraum nutzen, der ihnen jetzt durch das zusätzliche Eigenkapital aus der Staatskasse und durch die freigiebige Geldpolitik der Notenbank beschert wird und den Privatkunden verstärkt mit billigem Geld unter die Arme greifen. Denn Geld haben die meisten Kreditinstitute zur Genüge, sie haben es in den letzten Monaten aber leider gehortet, um für unerwartete Notlagen gewappnet zu sein. Dass gerade dieses Horten die allgemeine Notlage verursacht hat, sollte inzwischen auch den ängstlichsten Bankmanagern klar geworden sein. Wem sollen sie jetzt sonst ihr Geld andienen, wenn nicht dem kleinen Kunden, der mit seinen Einlagen die Basis der Kreditwirtschaft sichert? Schließlich werden sie auf absehbare Zeit wohl kaum wieder die Spekulanten finanzieren wollen, die in der Vergangenheit mit kurzatmigen Krediten in Millionenhöhe die Wirtschaft aus den Angeln gehebelt und den ganzen Schlamassel mit verursacht haben. Sicher, das Investmentbanking hat jahrelang vortrefflich davon profitiert. Nicht zuletzt zum Wohl der Aktionäre. Doch die Zeiten in denen deutsche Banken die Bekanntgabe ihrer stolzen Gewinne vor der staunenden und jubelnden Öffentlichkeit wie Krönungsmessen zelebrierten, sind vorbei, dafür werden schon die neuen Anteilseigner aus den Berliner Ministerien sorgen. Nach den fetten Jahren ist künftig Rendite-Diät angesagt. Gesünder ist das allemal. |
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