Im Jahre 1806 überliess der Kurfürst von Hessen dem Bankier
Rothschild 10 Millionen. Rothschild lieh dieses Geld auf Zinsen
aus, seine Söhne und Enkel setzten dieses Geschäft fort und
liessen sich an allen grossen Welthandelsplätzen nieder. Im
Jahre 1914, also nach etwas mehr als l00jähriger Praxis, gleich-
gebliebener Geschäftspraxis dieser selben Familie Rothschild, ist
das Vermögen dieser Geldausleiherfamilie auf 40000 Millionen
angewachsen. 40000 Millionen in den Händen einer einzigen
Familie. Ob dies nun eine jüdische Familie war, spielt keine
ausschlaggebende Rolle. Das viel jüngere Bankhaus Morgan
hat in viel kürzerer Zeit noch viel mehr zusammengerafft und
war kein jüdisches Geschäft. Es kommt weniger darauf an, was
einer ist, als was einer tut. Was obige Summe von 40000 Mil-
lionen bedeutet, wird erst klar, wenn wir sie mit dem Wert der
gesamten deutschen Industrie, d. h. sämtlicher Fabriken, aller
Bergwerke, der gesamten deutschen Schiffahrt, aller Eisen-
bahnen und Elektrizitäts-Unternehmungen im Jahre 1914 ver-
gleichen. Der Gesamtwert all dieser Unternehmungen belief
sich damals auf nur 12 000 Millionen Mark. Und eine ein-
zige Familie, die in Frankfurt, Paris, London, New York und
anderen Plätzen sass, besass mehr als dreimal soviel als damals
die gesamte Industrie Deutschlands wert war. Und es war nicht
bloss diese eine jüdische Familie, die sich an der Ausplünde-
rung der gesamten werktätigen Bevölkerung der ganzen Welt
betätigte, sondern es machten da auch Christen aller Konfes-
sionen und sonstige schmarotzende Individuen arischen und
nichtarischen Ursprungs mit.
Und die berufsmässigen Moralprediger aller Konfessionen
machen heutzutage in der weitaus grössten Mehrzahl eifrig
mit, um diesem grössten aller Diebstähle, nämlich die planmäs-
sige Ausplünderung des arbeitenden Volkes um seinen Arbeits-
ertrag, auf gesetzlichem Wege vor dem Volke zu rechtfertigen.
Doch gehen wir zurück zum Thema der Verschuldung. Die
grossen Geldbesitzer haben natürlich ein für sie lebenswichtiges
Interesse daran, dass sich alles verschuldet, verschulden muss.
Wo sollten sie sonst ihr Geld an Zins anlegen? Als Deutschland
den ersten Weltkrieg verlor, war die Folge davon, dass Deutsch-
land eine Kriegsschuld von 200 000 Millionen Goldmark und
dazu noch 170 000 Millionen Entschädigungsforderungen zu
zahlen hatte. Dies zusammen ergab 370 000 Millionen Schul-
den nur aus dem Krieg, und da diese Schulden nicht bezahlt
werden können, sollen sie als Leih- und Zinsschulden stehen
bleiben. Dafür hätte Deutschland beinahe 20 000 Millionen
Mark Zinsen, eineinhalbmal soviel als damals die gesamte
deutsche Industrie wert war, jährlich aufbringen müssen, um
nur die Zinsen seiner Kriegsschulden zu zahlen. Mit solchem
Beweismaterial musste es den Nazis ein leichtes sein, das
deutsche Volk zu einem neuen Verzweiflungskrieg aufzufor-
dern. Ihre Vorläufer in der Regierung machten es ihnen dazu
mit ihrer Deflationspolitik noch besonders leicht. Muss denn
nicht das Geld, das als Zins auf die Kriegs- und Mobilisations-
anleihen gezahlt wird, erst von den Völkern herausgepresst
werden, um jenen, die solche Anleihen zu zeichnen in der Lage
waren, wieder als Zins zufliessen zu können? Und warum
mobilisiert man in Kriegsfällen nicht in erster Linie das Geld,
und zwar zinslos, wenn man sich doch daneben erlaubt, un-
ersetzliche Gesundheit und Leben entschädigungslos zu mobi-
lisieren? Und wenn wir die Aufhebung der Verzinsung for-
dern, wen trifft dann hauptsächlich der Schaden? Den kleinen
Mann, den kleinen Rentner oder den Grossen? Die Zinsen-
schuld wird auf alle möglichen und unmöglichen Objekte ge-
legt werden. Sämtliche Verbrauchsartikel werden durch Steuern
derart direkt und indirekt besteuert werden (Umsatzsteuer),
dass auch kleine Rentner, die bis zu l000 Franken Zinsen aus
solchen Anleihen einnehmen, mehr als l000 Franken an direk-
ten und indirekten Steuern und an allgemeiner Waren- und
Immobilienverteuerung zahlen müssen. Es muss sowohl der
Arbeiter, der keinen Rappen Anleihezinsen empfängt, wie auch
der kleine Rentner, der 1000 Franken Zinscoupons abschneiden
kann, durch geschraubte Verhältnisse die Zinsen und Zinslein
zahlen helfen, die der kleine Mann in ängstlicher Sorge sich
erhalten möchte. Die Aufrechterhaltung der Verzinsung hilft
einzig und allein den ganz Grossen unter den Geldverleihern,
nicht den Industriellen, sondern den Börsenkönigen. Denjeni-
gen, die nichts tun als Geld verleihen in den verschiedensten
Formen und die jene Besitzstandhöhe erreicht haben, dass sie
nur einen Bruchteil ihrer Zinseinnahmen brauchen. Diesen,
welche die eigentlichen Gläubiger des Staates sind, wird das
Geld in Form von Anleihezinsen zufluten wie Meereswellen.
Und sie werden es in der Hauptsache auch behalten und
Haufen zu Haufen legen. Es sind dies die 300 Börsenleute, von
denen der von den Nazis ermordete deutsche Minister Rathe-
nau sagte, dass sie sich alle untereinander kennen und dass sie
die Geschicke der Welt lenken. Es sind dies die überragenden
Geldfürsten ohne Krone, denen die Steuerwellen nicht mehr
gefährlich werden, weil sie dem Steuersturm durch ihre
Kreaturen gebieten, sich zu legen, bevor die aufgepeitschten
Steuerwellen über den Bord ihres Mammonschiffes schlagen.
Diese Blutsaugerei kann nur beseitigt werden, wenn man allen
Geldzins abschafft. Wo sind aber die Volksvertreter in den
verschiedenen Staaten, die mit der Abschaffung des Zinses,
des Lebenselementes der Blutsauger, Ernst machen? Ganz
selten einer bringt hiezu den Mut auf. Alle möglichen
Kraftsprüche werden gemacht, nur vor den Geldsäcken und
dem Einsacksystem der internationalen Geldfürsten ohne
Krone machen sie halt. Vor diesen Götzen machen sie
Kniefall, werfen sich vor ihnen in den Staub mit Kadaverge-
horsam wie der Hund des Räubers. Wer von den Lesern hat
schon darüber nachgedacht, warum bei all den verschiedenen
Anleihen soviel Mühe und Jahrmarktsgeschrei aufgewendet
wurde und wird, um selbst den ärmsten Arbeiter, das ärmste
Dienstmädchen, ja in Deutschland und Österreich selbst die
Schulkinder zur Zeichnung von Kriegsanleihebeträglein von
100, 50, 10, 5, 3, 2, 1 Mark oder Kronen zu veranlassen?
Selbst in die ärmste Hütte sollte ein Atomstäubchen von
solchen allen möglichen Anleihen kommen, um die Besitz- und
Eigentumsinstinkte von so und sovielen Tausenden und
Millionen Sparerlein in die Schranken zu rufen, wenn es gilt,
den Glauben an die Berechtigung des Zinses aufrecht zu
erhalten. Was heisst das? Eine schlaue Berechnung, eine
Spekulation auf die Kurzsichtigkeit der Massen. Das erkennt
man so recht an der deutschen 200 000-Millionen-Markanleihe
nach dem ersten Weltkrieg. 50 Millionen dieser Kriegsanleihe-
besitzer, von denen jeder durchschnittlich 100 Mark Anleihe
besass, besassen zusammen erst 5000 Millionen Mark. Wer
besass denn die übrigen 195 000 Millionen? Diese besassen
vielleicht 100 von den 300 Börsenmännern, von denen Rathe-
nau berichtet. Und um diesen Männern, um dieser Handvoll
Leute den Zinsbezug von 195 000 Millionen Mark Kapital zu
sichern, sind die Instinkte von 50 Millionen deutschen Sparern
und Vaterlandsfreunden geweckt worden. Man hat ihnen als
Köder den vierzigsten Teil, das ist 2,5 Prozent der Anleihe,
zugeworfen, damit sie von diesem Riechpulver hypnotisiert,
sich alle wie ein Mann im scheinbaren Eigeninteresse sich für
die Beibehaltung der Verzinsung aussprechen sollten. Für 2,5
Prozent Bestechungsgeld, das überdies nur Gaukelspiel, nur
Lüge, nicht einmal Wirklichkeit ist, sichern die Massen mit
ihrer vom Staate angekleisterten Intelligenz, richtiger gesagt
mit Dummheit und Unverstand, den 100 Mammonsfürsten
den Raub, den Gewinn aus dem Millionenblutbad des Welt-
krieges und versklaven sich und die Nachkommen für ganze
Geschlechterreihen der Zukunft. Man sage da nicht : Ja, das
war in Deutschland. Nein! Das ist in verschiedenen Variatio-
nen in allen Ländern der ganzen Erde so. Hat man nicht fast
überall Schulsparkassen eingeführt? Angeblich um den Spar-
sinn der heranwachsenden Jugend zu fördern. In Tat und
Wahrheit war die systematische Verankerung des Zinsdenkens
bei der heranwachsenden Generation der Zweck dieses Tuns.
Schule und Kirche, Staat und Privat reichten sich zu diesem
Zwecke brüderlich die Hände. Ihre leitenden Kreise waren ja
den Mammonsfürsten schon längst hörig geworden.
Wer heute noch dem Zinsgeld das Wort redet, der wirft das
gute Geld dem schlechten nach. Um sich einen Franken Zins
zu retten, verschlechtert er die Daseinsbedingungen seines
Volkes so sehr, dass er den einen Franken Zins mit 100
Franken Einbusse an Kapital und die Aufrechterhaltung des
ganzen Zinssystems mit vollständiger Verelendung und Ver-
sumpfung des Volksganzen, von dem er ein Teil ist, bezahlen
muss. Wäre der Staat, d. h. jene Korporation von Männern,
die Gesetze machen und regieren, nicht vom Zinsteufel
besessen, dann müssten sie dem Volke folgende Wahrheit
sagen: Wir können euch nichts geben und nichts schenken,
wenn wir es euch nicht zwiefältig zuvor abnehmen. Wir
zahlen euch so und soviele Millionen Franken Zins im Jahr,
damit wir aber auch diese Summen zahlen können, müssen wir
euch auf allen möglichen geraden, krummen und Schleichwe-
gen diese und noch mehr Millionen zuvor abzwacken, um euch
versprochene Million zurückgeben zu können. Die übrigen
Millionen aber sind Gehälter und Provisionen derjenigen, die
euch das Zinsgeld zuerst pfiffig abnehmen, um es euch
nachher mit einer prahlenden Geste zurück zu geben. In
Wirklichkeit aber führen wir euch am Narrenseil herum; denn
jeder einzelne kleine Zinsempfänger glaubt, die Zinsen, die der
Staat ihm zahlt, zahlen immer andere Leute, nur nicht er
selber. Würden diese Staats- und Geldnarren die reine nackte
Wahrheit kennen, dann würden sie lange Gesichter machen.
Wer nicht zu den ganz Grossen zählt, wer z. B. nur l000
Franken im Jahre Zins von seinen Anleihepapieren einnimmt,
der muss an direkten und indirekten Steuern und an allgemei-
nen Warenverteuerungen weit mehr als diesen Betrag bezah-
len. Der Überschuss, das Mehr, das er zahlt, fliesst aber in die
Kassen der ganz Grossen, das ist der ungeheure Hokuspokus
mit den Kriegs- und Mobilisationsanleihen, überhaupt mit den
Staatsanleihen, mit der Zinssklaverei. Die kleinen und mittle-
ren Zeichner von Anleihen haben trotz ihrer Zinsbezüge gar
keinen wirklichen Nutzen von der ganzen Anleihenkomödie,
sondern helfen lediglich den Grossen und ganz Grossen die
Taschen zu füllen. Sind wir mit der Forderung der Zinsab-
schaffung Utopisten oder Fanatiker? Wie sollte eine solche
Tat, die in der modernen Kulturwelt für den Mammonismus
ein ungleich grösseres Ereignis bedeuten würde als selbst die
beiden Weltkriege zusammen, Wirklichkeit werden? Diese
Frage beantworten wir wohl am besten mit einem praktischen
Beispiel, das die einzelnen Punkte besser verständlich macht
als alle theoretischen Abhandlungen.
Privatier Schafflützel hat 50 000 Franken am Zins, und zwar
als sogenannte Staatspapiere. Er meint ein kluger Mann zu
sein, er hat sich an keinem geschäftlichen Unternehmen
beteiligt, weil man da nur seine Scherereien hat, wenn
schlechte Verhältnisse und schlechter Geschäftsgang kommt.
Ausserdem hat Schafflützel dem Steueramt gegenüber immer
nur 30 000 Franken angegeben. Alle praktischen Erwägungen
haben Privatier Schafflützel bewogen, "nur Papiere" zu kau-
fen. Solange noch Frieden war, hat Schafflützel als sparsamer
Mann nur l500 Franken Zins im Jahre verbraucht, das andere
legte er auf die hohe Kante, d. h. er kaufte wieder neue
Abschnitte zu 200 und 500 Franken. So machte er es im
Kleinen, wie es die Familie Rothschild im Grossen macht. Und
so konnte er, ohne dass die Steuerschnüffler es merkten, sein
Kapitälchen auf 70 000 Franken erhöhen. Und dabei dachte er
sich: "Was bin ich doch für ein bescheidener, rechtschaffener,
kluger und sparsamer Mann. Selbst jetzt als Privatier werde
ich noch jedes Jahr reicher, und meine Kinder werden mich
segnen, wenn ich einmal von dieser Welt muss und ihnen
doppelt soviel hinterlasse, als sie vermuten." Dann kam der
Krieg. Aus Patriotismus (und weil es nebenbei für ihn sehr
vorteilhaft war) zeichnete Schafflützel nun Kriegs- und Mobi-
lisationsanleihen. Leider aber endete der Krieg dann anders,
als unser Patriot es erhofft hatte. Nicht nur kam eine sehr
teure Zeit, so dass Schafflützel seinen ganzen Zinsertrag
aufbrauchen musste, es wollte dieser Betrag nicht einmal
ausreichen. Dann das drohende Gespenst der Vermögensab-
gabe, die Abstempelung der Staatspapiere, der Steuerschnüffler
bringt heraus, wieviel er hat. Das bedroht seine zukünftige
Existenz aufs schwerste. Und nun wird in dieser Schrift gar
vorgeschlagen, durch den ganzen Zins einen Strich zu machen.
Das ist doch unmöglich, das geht doch überhaupt nicht. Da
würde doch alles zusammenbrechen. Gemach, Herr Schafflüt-
zel, dieser Zinsgegner meint es besser mit Ihnen als Sie selber.
Jetzt befindet sich nämlich der Staat in derselben Lage, wie
sich schon mancher Mieter und Zinszahler befunden hat. Er ist
bankrott. Es hilft alles nichts, heraus muss das Bekenntnis. Bis
der Staat seine Schulden zahlt, bis er seine Beamten zahlt, alles
zahlt, bis zu den Renten der Kriegsgeschädigten, der Witwen
und Waisen, bleibt für den Zinsabschnitt der Staatspapiere
rein nichts mehr übrig. Es sei denn, es werden ausserordentli-
che Steuern und Abgaben erhoben, solange dies überhaupt
möglich ist. Aber es ist doch auch bisher gegangen, jammert
Herr Schafflützel. Ja, lieber Herr, es ist bisher gegangen, weil
der Staat die Buchdruckpresse wacker laufen liess und auf
Mord und Kaputt Papiergeld druckte (Inflation). Was ist das
anderes als eine neue Staatsschuld, die zwar nicht direkt, aber
desto höher verzinst werden muss? Wieso? wird Schafflützel
fragen. So will ich Ihnen sagen: Jede neue Million Papiergeld-
vermehrung lässt die Kaufkraft bei gleichbleibender Waren-
menge sinken, und noch viel mehr bei abnehmender Waren-
menge. Man muss jetzt für die gleiche Warenmenge das
Doppelte oder vielleicht noch mehr bezahlen. Dieser hohe
Preis, der sich bei allen Warengattungen wiederholt, ist die
indirekte Verzinsung dieser "zinslosen" Staatsschuld. Hinten-
herum, ohne dass Herr Schafflützel in seiner Biedermeierart
mit Zipfelmütze es begreift, muss er sich ein Wegnehmen des
Zinses gefallen lassen, das zwar dem Scheine nach sein
Gesicht wahrt, als ob der famose protzige Staat weder Räuber
noch Dieb noch Bankrotteur ist. Hintenherum, Herr Schafflüt-
zel, sind Sie nicht der einfach Betrogene, Hereingelegte ,
sondern der doppelt und dreifach Betrogene. Der Wert Ihres
Vermögens schmilzt wie Butter an der Sonne. Ihre 70 000
Franken Wertpapiere werden ebenso wertlos werden wie die
2500 Franken Zinslein, die Sie von den Coupons jährlich
abschneiden können. Und Ihre Kinder können dereinst mit
Ihren Obligationen und Staatsschuldverschreibungen die Stube
tapezieren. Solange der Staat noch Millionen von Bildlein
druckt, mit denen er als Hokuspokusgeld die Zinsschulden
bezahlt, nehmen Sie wohl jährlich noch 2500 Franken Zins
ein, aber die Kaufkraft Ihres Kapitals wie die Zinsen haben die
galoppierende Schwindsucht. Diese fällt nicht nur um die 2500
Franken Zins, sondern sie fällt mindestens um das Doppelte
und Dreifache dieses Betrages. So ist es, wenn der Staat als
unaufrichtiger Bankrotteur zahlt. Durch seine Papiergeldmas-
senvermehrung treibt er gleichzeitig alle Preise der Bedarfsarti-
kel in die Höhe, schwindelnde Höhe, so dass Ihr Zinslein
nirgends mehr hinreicht, und dazu entwertet er auch die
Obligationen selber. Und Sie wollen noch immer glauben,
nicht der Betrogene zu sein, weil Sie immer noch - wenig-
stens Zins erhalten? Sie wollen also solange hoffen und
harren, bis Sie eines Tages auch keine Staatszinsen mehr
erhalten werden und diese Bilderbogen, genannt Staatspapiere,
genau soviel wert sind wie eine alte Zeitung, die man zum
Feuern in den Ofen steckt?
Unser Vorschlag, diejenigen Massnahmen zu ergreifen, um das
Zinsnehmen unmöglich zu machen, würde in erster Linie die
Wirkung haben, dass die Schulden des Landes, heisse es nun
wie es wolle, nicht mehr ins Riesenhafte durch Selbstvermeh-
rung der Zinswirtschaft wachsen. Nicht bloss unser Volk, auch
alle anderen Völker sind sich gar nicht recht bewusst, über
welch dämonische Krallen der Zinsteufel verfügt, ob den
Sparern 99 Prozent ihrer Guthaben durch die Inflation
abgeknöpft wird oder nur 60 bis 70 Prozent wie bei uns in der
Schweiz. (Die meisten Schweizer haben diesen Diebstahl nicht
einmal bemerkt und merken es heute noch nicht.) So sollten
die Arbeitenden aller Stände aus der Geschichte des Geldwe-
sens der letzten 50 Jahre doch soviel gelernt haben, dass,
soweit das Wirtschaftsleben der Völker in Betracht kommt,
jeder ehrliche und gerecht denkende Mensch die Beseitigung
der Zinssklaverei als erstes und oberstes Prinzip betrachten
sollte. Jeder anständige Mensch, der sich nur einigermassen
und oberflächlich mit dem Zinsproblem beschäftigt, kann
nicht bestreiten, dass mit der Zinspresserei mindestens die
Hälfte von dem, was ehrliche, fleissige Hände erarbeitet
haben, dazu dient, reiche Nichtstuer zu füttern und irgendwel-
che leichtsinnige Tunichtgute und ihre Mätressen in Berlin
oder Neapel, in Wien, Paris, Nizza oder St. Moritz, in
Karlsruhe oder Wiesbaden, im Hochgebirge oder am blauen
Meer zu einem nutzlosen, auf die Umgebung demoralisieren-
den Schlemmerleben und Parasitendasein zu verführen. Heute
ist es tatsächlich so, dass jeder Arbeitende denken muss, was
er erarbeitet, fällt nur zur Hälfte ihm und seiner Familie zu,
während die andere Hälfte der Früchte seiner Arbeit irgendei-
nem Zinscoupons abschneidenden Faulenzer in San Francisco,
Kalkutta, London oder Paris zufällt. Neben dem materiellen
Verlust, den die Arbeitenden aller Stände in ganz ungerechter
Weise erleiden, sind noch zu erwähnen die Kontraste und die
grosse Verschwendungssucht durch die moralisch herunterge-
kommenen Vertreter der "oberen Zehntausend", wie man sagt,
einerseits und der für das heutige technische Zeitalter so
beschämenden Armut der untersten Schichten der Völker.
Diese Kontraste erzeugen die Möglichkeit, dass das heutige
Geldsystem den Klassenhass nie zum Verschwinden kommen
lässt. Der Zinsteufel ist es, der immer von neuem Bauern
gegen Arbeiter, Unternehmer gegen Angestellte, Stadt gegen
Land und Produzent gegen Konsument hetzt, der uns nie zur
Ruhe kommen lässt und uns weiter alle scheren möchte. Der
Zinsteufel ist es, der die Welt mit seinem furchtbaren Gift
sättigt und die Voraussetzung des Völkerhasses schafft. Der
Zinsteufel ist es, der uns glauben macht, der Nebenmensch sei
schlecht, der die Arbeiter glauben macht, der Unternehmer sei
nicht recht, der den Bauern glauben macht, die Städter seien
samt und sonders nicht gut für ihn eingestellt, der den
Handwerker glauben macht, der Fabrikant sei schuld an
seinem Untergange, der mit einem Wort die Menschen
gegeneinander aufhetzt und sie davon abzuhalten weiss, den
wirklichen Spaltpilz im Leben der Völker, eben ihn selber mit
seiner dämonischen Macht, zu erkennen.
Der Titel dieses Büchleins lautet: "Vom Unsinn und den
Verbrechen des Zinses." So fassen wir nochmals kurz zusam-
men:
Es ist Unsinn, wenn wir einige armselige Franken Zins von
einem Sparguthaben empfangen, aber daneben Tausende von
Franken jährlich uns abknöpfen lassen für Zinsen, die in
Wohnung, Nahrung, Kleidung, Werkzeugen, Maschinen,
Werkstätten, Fabriken stecken. Es ist Unsinn, wenn Grossva-
ter, Vater und Sohn im Laufe von drei Generationen mit
Zinsen ein Häuschen mindestens sechsmal bezahlen, und
doch gehört es noch immer nicht dem Sohne, und der ist oft
noch ärmer, als der Grossvater es war. Es ist Unsinn, von der
Wiege bis zur Bahre sich für den Zins abzurackern, damit
reiche Nichtstuer ein nutzloses Leben führen können. Es ist
Unsinn, diesen empörenden Zustand der Zinssklaverei zu
erhalten angesichts der Tatsache, dass der Zins erwiesener-
massen auf lächerlich schwachen Füssen steht. Es ist aber
mehr als Unsinn, es ist ein Verbrechen, wenn akademisch
gebildete Nationalökonomen uns vorschwatzen, der Zins wir-
ke belebend auf die Volkswirtschaft, während der Zins in
Wirklichkeit nur vergiftend, lähmend, abtötend wirkt. Es ist
ein Verbrechen, wenn Millionen fleissiger und tüchtiger
Menschen keine Arbeit bekommen können, bloss weil der Zins
unzählige Arbeitsmöglichkeiten verhindert. Denn wenn ihm
nicht mindestens 5 Prozent Rendite garantiert wird, stellt er
sich nicht zur Verfügung. Und daneben wissen reiche Nichts-
tuer kaum, wie sie die Zeit totschlagen können. Es ist ein
Verbrechen, wenn Millionen wegen der Zinswirtschaft ge-
zwungen sind, sich recht und schlecht und oft unzweckmässig
zu ernähren, während jährlich Tausende von Landwirten nach
Übersee auswandern müssen. Es ist ein Verbrechen, wenn
Hunderttausende in ungesunden Wohnungen, jeder primiti-
ven Anforderung hohnsprechenden, ungesunden Löchern le-
ben müssen. Es ist ein Verbrechen, wenn Millionen durch das
Wirken des Zinsteufels in seelische, moralische und wirt-
schaftliche Not getrieben werden, weil sie noch nie eine
Wirtschaft erlebt haben, in der der Mensch zu seinen
Einsichten und Wahrheiten stehen darf. Es ist ein ungeheures
Verbrechen, wenn man die unter der Peitsche der Zinssklave-
rei schmachtenden Völker ständig im Glauben hält, es müsse
Krieg geben, weil man weiss, dass die Millionen durch den
Zinsteufel Entrechteten schliesslich das Massenmord-Hand-
werk einer eventuellen Krise oder einer schlechten Wirtschaft
noch beinahe vorziehen. Es ist ein Verbrechen, wenn man das
weiss und trotzdem gegen den Zinsteufel, diesen Völkerverhet-
zer, nicht mit den schärfsten geistigen und sittlichen Waffen
vorgeht. Es ist ein Verbrechen, aus purem Eigennutz die
Zinssklaverei zu verteidigen. Wem es ernst ist mit dem
Völkerfrieden, innen und aussen, der wird den ausgesproche-
nen Absichten des Grosskapitals entgegentreten. Er wird
versuchen, dem Bauern, dem Handwerker, dem Gewerbestand,
dem Unternehmer den rechtmässigen Besitz zu sichern. Er
wird der frech zu Tage tretenden Steuerhinterziehung des
Grosskapitals energisch und zielsicher Halt gebieten und eine
gerechte Besteuerung heranführen. Er wird versuchen, den
Stand der Mittellosen allmählich wieder in den Mittelstand
empor zu führen, hingegen das ungesunde Wachsen der
Riesenvermögen verhindern. Er wird die technischen Fort-
schritte zum Gemeingut und Gemeinwohl aller Menschen
machen wollen, ohne das Eigentum aufzuheben. Er wird der
drohenden, gewaltsamen sozialen Revolution vorbeugen und
einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung aller Stände
und Berufe ermöglichen und damit ein Zeitalter des Völker-
friedens herbeiführen. Wer es satt hat, durch nutzloses
Parteigezänk und fruchtlose Parlamentierereien sich über oben
erwähnte Zustände hinwegtäuschen zu lassen, wer es satt hat,
durch endlose Flickarbeit, die wir schliesslich doch wieder
selbst zahlen müssen, sich zur Almosengenössigkeit degradie-
ren zu lassen, ohne dass wirklich geholfen wäre, der lese und
überdenke diese Vorschläge.
Wenn man das Gehaben und Streben der Menschen betrach-
tet, ihr Tun und Lassen, ihr Jagen nach Reichtum, Ansehen
und Macht, möchte man meinen, es würde die ewige Seligkeit
von der Erreichung dieser Ziele abhängen. Wenn man aber
weiss, wieviel Heuchelei, Kriecherei und Rücksichtslosigkeit,
wieviel Unwürdigkeit, Charakterlosigkeit und Gewissenlosig-
keit zur Erreichung dieser Ziele vielfach erforderlich ist und
wieviele Mitmenschen unter diesem Machtstreben zu leiden
haben, wenn man andererseits sieht, wie der ewige Gleichma-
cher Tod von aller Macht und Herrlichkeit nur ein Stoppelfeld
übrig lässt, drängt sich jedem die Erkenntnis geradezu auf,
dass das Streben nach diesen materiellen Gütern nicht im
Sinne einer ewigen Ordnung liegen kann, dass es höhere
Werte geben muss, die dem Schöpfer der Weltordnung näher
stehen, und dass demzufolge alle irdische Macht, aller Reich-
tum, alles Ansehen vor diesem Schöpfer verblassen und deren
Inhaber als solche Gott ganz gleichgültig sind. Daher das
Wort: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Diese Gleichheit
aller Menschen vor Gott geht auch unzweifelhaft aus den
Geboten Gottes hervor und ist etwa folgendermassen am
klarsten dargestellt, wie es in nachstehenden Ausführungen
aufgezeigt wird:
Gott ist unser Schöpfer. Als seine Kinder hat er uns alle gleich
lieb. Er setzt jeden ohne Rang und Würde als ein armseliges
Menschenleben in die Welt und nimmt ihn wieder als
armseliges Wrack hinweg von der Welt. Wenn wir nun die
Kinder eines Vaters sind, sind wir auch untereinander Brüder
und Schwestern, und als solche haben wir in Beziehung auf
Gott gegenseitig sowohl unsere Rechte zu achten als auch
unsere Pflichten zu erfüllen. Was Gott an uns einer Beurtei-
lung unterzieht, ist also nicht die Beschaffenheit des Körpers,
sondern die der Seele, nicht unser Wissen, sondern unser
Wollen, nicht unser Geist, sondern unser Charakter, nicht
unsere geschäftliche Stellung, sondern unsere Stellung zu
seinem Gesetz. Er beurteilt uns nach unserer Gerechtigkeitslie-
be und Wahrheitsliebe, die sich in Taten äussern soll. Das
heisst aber, Gerechtigkeit nicht nur selbst üben, sondern auch
für die Mitmenschen vertreten, Wahrheit nicht nur selbst
erkennen, sondern auch Wahrheit verbreiten. Diese Taten
sollen aber auch nicht nur im Almosengeben bestehen.
Almosen an wirtschaftliche, gesellschaftliche Opfer von Nutz-
niessern und Befürwortern dieser Wirtschaftsordnung gespen-
det, gleichen einem Loskauf von der Verpflichtung, Gerechtig-
keit zu üben. Durch Almosengeben wird einesteils gut zu
machen und andererseits zu verdecken gesucht, was durch
Ungerechtigkeit gesündigt wurde. Man sollte nicht einen
Zustand für gottgewollte Ordnung erklären, wenn dieser
Zustand nicht allen unseren Brüdern frommt. Gott will, dass
die Erdengüter seinen Kindern zukommen nach dem Mass
ihrer Arbeit und ihres Arbeitswillens, nicht nach dem Masse
ihrer Raffiniertheit. Tragen nicht jene eine grosse Schuld und
Verantwortung, die eine Wirtschaftsordnung befürworten, die
einem grossen Teil von ehrlich Arbeitenden im Alter nur noch
eine Marschroute bieten - ins Armenhaus?
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Rothschild 10 Millionen. Rothschild lieh dieses Geld auf Zinsen
aus, seine Söhne und Enkel setzten dieses Geschäft fort und
liessen sich an allen grossen Welthandelsplätzen nieder. Im
Jahre 1914, also nach etwas mehr als l00jähriger Praxis, gleich-
gebliebener Geschäftspraxis dieser selben Familie Rothschild, ist
das Vermögen dieser Geldausleiherfamilie auf 40000 Millionen
angewachsen. 40000 Millionen in den Händen einer einzigen
Familie. Ob dies nun eine jüdische Familie war, spielt keine
ausschlaggebende Rolle. Das viel jüngere Bankhaus Morgan
hat in viel kürzerer Zeit noch viel mehr zusammengerafft und
war kein jüdisches Geschäft. Es kommt weniger darauf an, was
einer ist, als was einer tut. Was obige Summe von 40000 Mil-
lionen bedeutet, wird erst klar, wenn wir sie mit dem Wert der
gesamten deutschen Industrie, d. h. sämtlicher Fabriken, aller
Bergwerke, der gesamten deutschen Schiffahrt, aller Eisen-
bahnen und Elektrizitäts-Unternehmungen im Jahre 1914 ver-
gleichen. Der Gesamtwert all dieser Unternehmungen belief
sich damals auf nur 12 000 Millionen Mark. Und eine ein-
zige Familie, die in Frankfurt, Paris, London, New York und
anderen Plätzen sass, besass mehr als dreimal soviel als damals
die gesamte Industrie Deutschlands wert war. Und es war nicht
bloss diese eine jüdische Familie, die sich an der Ausplünde-
rung der gesamten werktätigen Bevölkerung der ganzen Welt
betätigte, sondern es machten da auch Christen aller Konfes-
sionen und sonstige schmarotzende Individuen arischen und
nichtarischen Ursprungs mit.
Und die berufsmässigen Moralprediger aller Konfessionen
machen heutzutage in der weitaus grössten Mehrzahl eifrig
mit, um diesem grössten aller Diebstähle, nämlich die planmäs-
sige Ausplünderung des arbeitenden Volkes um seinen Arbeits-
ertrag, auf gesetzlichem Wege vor dem Volke zu rechtfertigen.
Doch gehen wir zurück zum Thema der Verschuldung. Die
grossen Geldbesitzer haben natürlich ein für sie lebenswichtiges
Interesse daran, dass sich alles verschuldet, verschulden muss.
Wo sollten sie sonst ihr Geld an Zins anlegen? Als Deutschland
den ersten Weltkrieg verlor, war die Folge davon, dass Deutsch-
land eine Kriegsschuld von 200 000 Millionen Goldmark und
dazu noch 170 000 Millionen Entschädigungsforderungen zu
zahlen hatte. Dies zusammen ergab 370 000 Millionen Schul-
den nur aus dem Krieg, und da diese Schulden nicht bezahlt
werden können, sollen sie als Leih- und Zinsschulden stehen
bleiben. Dafür hätte Deutschland beinahe 20 000 Millionen
Mark Zinsen, eineinhalbmal soviel als damals die gesamte
deutsche Industrie wert war, jährlich aufbringen müssen, um
nur die Zinsen seiner Kriegsschulden zu zahlen. Mit solchem
Beweismaterial musste es den Nazis ein leichtes sein, das
deutsche Volk zu einem neuen Verzweiflungskrieg aufzufor-
dern. Ihre Vorläufer in der Regierung machten es ihnen dazu
mit ihrer Deflationspolitik noch besonders leicht. Muss denn
nicht das Geld, das als Zins auf die Kriegs- und Mobilisations-
anleihen gezahlt wird, erst von den Völkern herausgepresst
werden, um jenen, die solche Anleihen zu zeichnen in der Lage
waren, wieder als Zins zufliessen zu können? Und warum
mobilisiert man in Kriegsfällen nicht in erster Linie das Geld,
und zwar zinslos, wenn man sich doch daneben erlaubt, un-
ersetzliche Gesundheit und Leben entschädigungslos zu mobi-
lisieren? Und wenn wir die Aufhebung der Verzinsung for-
dern, wen trifft dann hauptsächlich der Schaden? Den kleinen
Mann, den kleinen Rentner oder den Grossen? Die Zinsen-
schuld wird auf alle möglichen und unmöglichen Objekte ge-
legt werden. Sämtliche Verbrauchsartikel werden durch Steuern
derart direkt und indirekt besteuert werden (Umsatzsteuer),
dass auch kleine Rentner, die bis zu l000 Franken Zinsen aus
solchen Anleihen einnehmen, mehr als l000 Franken an direk-
ten und indirekten Steuern und an allgemeiner Waren- und
Immobilienverteuerung zahlen müssen. Es muss sowohl der
Arbeiter, der keinen Rappen Anleihezinsen empfängt, wie auch
der kleine Rentner, der 1000 Franken Zinscoupons abschneiden
kann, durch geschraubte Verhältnisse die Zinsen und Zinslein
zahlen helfen, die der kleine Mann in ängstlicher Sorge sich
erhalten möchte. Die Aufrechterhaltung der Verzinsung hilft
einzig und allein den ganz Grossen unter den Geldverleihern,
nicht den Industriellen, sondern den Börsenkönigen. Denjeni-
gen, die nichts tun als Geld verleihen in den verschiedensten
Formen und die jene Besitzstandhöhe erreicht haben, dass sie
nur einen Bruchteil ihrer Zinseinnahmen brauchen. Diesen,
welche die eigentlichen Gläubiger des Staates sind, wird das
Geld in Form von Anleihezinsen zufluten wie Meereswellen.
Und sie werden es in der Hauptsache auch behalten und
Haufen zu Haufen legen. Es sind dies die 300 Börsenleute, von
denen der von den Nazis ermordete deutsche Minister Rathe-
nau sagte, dass sie sich alle untereinander kennen und dass sie
die Geschicke der Welt lenken. Es sind dies die überragenden
Geldfürsten ohne Krone, denen die Steuerwellen nicht mehr
gefährlich werden, weil sie dem Steuersturm durch ihre
Kreaturen gebieten, sich zu legen, bevor die aufgepeitschten
Steuerwellen über den Bord ihres Mammonschiffes schlagen.
Diese Blutsaugerei kann nur beseitigt werden, wenn man allen
Geldzins abschafft. Wo sind aber die Volksvertreter in den
verschiedenen Staaten, die mit der Abschaffung des Zinses,
des Lebenselementes der Blutsauger, Ernst machen? Ganz
selten einer bringt hiezu den Mut auf. Alle möglichen
Kraftsprüche werden gemacht, nur vor den Geldsäcken und
dem Einsacksystem der internationalen Geldfürsten ohne
Krone machen sie halt. Vor diesen Götzen machen sie
Kniefall, werfen sich vor ihnen in den Staub mit Kadaverge-
horsam wie der Hund des Räubers. Wer von den Lesern hat
schon darüber nachgedacht, warum bei all den verschiedenen
Anleihen soviel Mühe und Jahrmarktsgeschrei aufgewendet
wurde und wird, um selbst den ärmsten Arbeiter, das ärmste
Dienstmädchen, ja in Deutschland und Österreich selbst die
Schulkinder zur Zeichnung von Kriegsanleihebeträglein von
100, 50, 10, 5, 3, 2, 1 Mark oder Kronen zu veranlassen?
Selbst in die ärmste Hütte sollte ein Atomstäubchen von
solchen allen möglichen Anleihen kommen, um die Besitz- und
Eigentumsinstinkte von so und sovielen Tausenden und
Millionen Sparerlein in die Schranken zu rufen, wenn es gilt,
den Glauben an die Berechtigung des Zinses aufrecht zu
erhalten. Was heisst das? Eine schlaue Berechnung, eine
Spekulation auf die Kurzsichtigkeit der Massen. Das erkennt
man so recht an der deutschen 200 000-Millionen-Markanleihe
nach dem ersten Weltkrieg. 50 Millionen dieser Kriegsanleihe-
besitzer, von denen jeder durchschnittlich 100 Mark Anleihe
besass, besassen zusammen erst 5000 Millionen Mark. Wer
besass denn die übrigen 195 000 Millionen? Diese besassen
vielleicht 100 von den 300 Börsenmännern, von denen Rathe-
nau berichtet. Und um diesen Männern, um dieser Handvoll
Leute den Zinsbezug von 195 000 Millionen Mark Kapital zu
sichern, sind die Instinkte von 50 Millionen deutschen Sparern
und Vaterlandsfreunden geweckt worden. Man hat ihnen als
Köder den vierzigsten Teil, das ist 2,5 Prozent der Anleihe,
zugeworfen, damit sie von diesem Riechpulver hypnotisiert,
sich alle wie ein Mann im scheinbaren Eigeninteresse sich für
die Beibehaltung der Verzinsung aussprechen sollten. Für 2,5
Prozent Bestechungsgeld, das überdies nur Gaukelspiel, nur
Lüge, nicht einmal Wirklichkeit ist, sichern die Massen mit
ihrer vom Staate angekleisterten Intelligenz, richtiger gesagt
mit Dummheit und Unverstand, den 100 Mammonsfürsten
den Raub, den Gewinn aus dem Millionenblutbad des Welt-
krieges und versklaven sich und die Nachkommen für ganze
Geschlechterreihen der Zukunft. Man sage da nicht : Ja, das
war in Deutschland. Nein! Das ist in verschiedenen Variatio-
nen in allen Ländern der ganzen Erde so. Hat man nicht fast
überall Schulsparkassen eingeführt? Angeblich um den Spar-
sinn der heranwachsenden Jugend zu fördern. In Tat und
Wahrheit war die systematische Verankerung des Zinsdenkens
bei der heranwachsenden Generation der Zweck dieses Tuns.
Schule und Kirche, Staat und Privat reichten sich zu diesem
Zwecke brüderlich die Hände. Ihre leitenden Kreise waren ja
den Mammonsfürsten schon längst hörig geworden.
Wer heute noch dem Zinsgeld das Wort redet, der wirft das
gute Geld dem schlechten nach. Um sich einen Franken Zins
zu retten, verschlechtert er die Daseinsbedingungen seines
Volkes so sehr, dass er den einen Franken Zins mit 100
Franken Einbusse an Kapital und die Aufrechterhaltung des
ganzen Zinssystems mit vollständiger Verelendung und Ver-
sumpfung des Volksganzen, von dem er ein Teil ist, bezahlen
muss. Wäre der Staat, d. h. jene Korporation von Männern,
die Gesetze machen und regieren, nicht vom Zinsteufel
besessen, dann müssten sie dem Volke folgende Wahrheit
sagen: Wir können euch nichts geben und nichts schenken,
wenn wir es euch nicht zwiefältig zuvor abnehmen. Wir
zahlen euch so und soviele Millionen Franken Zins im Jahr,
damit wir aber auch diese Summen zahlen können, müssen wir
euch auf allen möglichen geraden, krummen und Schleichwe-
gen diese und noch mehr Millionen zuvor abzwacken, um euch
versprochene Million zurückgeben zu können. Die übrigen
Millionen aber sind Gehälter und Provisionen derjenigen, die
euch das Zinsgeld zuerst pfiffig abnehmen, um es euch
nachher mit einer prahlenden Geste zurück zu geben. In
Wirklichkeit aber führen wir euch am Narrenseil herum; denn
jeder einzelne kleine Zinsempfänger glaubt, die Zinsen, die der
Staat ihm zahlt, zahlen immer andere Leute, nur nicht er
selber. Würden diese Staats- und Geldnarren die reine nackte
Wahrheit kennen, dann würden sie lange Gesichter machen.
Wer nicht zu den ganz Grossen zählt, wer z. B. nur l000
Franken im Jahre Zins von seinen Anleihepapieren einnimmt,
der muss an direkten und indirekten Steuern und an allgemei-
nen Warenverteuerungen weit mehr als diesen Betrag bezah-
len. Der Überschuss, das Mehr, das er zahlt, fliesst aber in die
Kassen der ganz Grossen, das ist der ungeheure Hokuspokus
mit den Kriegs- und Mobilisationsanleihen, überhaupt mit den
Staatsanleihen, mit der Zinssklaverei. Die kleinen und mittle-
ren Zeichner von Anleihen haben trotz ihrer Zinsbezüge gar
keinen wirklichen Nutzen von der ganzen Anleihenkomödie,
sondern helfen lediglich den Grossen und ganz Grossen die
Taschen zu füllen. Sind wir mit der Forderung der Zinsab-
schaffung Utopisten oder Fanatiker? Wie sollte eine solche
Tat, die in der modernen Kulturwelt für den Mammonismus
ein ungleich grösseres Ereignis bedeuten würde als selbst die
beiden Weltkriege zusammen, Wirklichkeit werden? Diese
Frage beantworten wir wohl am besten mit einem praktischen
Beispiel, das die einzelnen Punkte besser verständlich macht
als alle theoretischen Abhandlungen.
Privatier Schafflützel hat 50 000 Franken am Zins, und zwar
als sogenannte Staatspapiere. Er meint ein kluger Mann zu
sein, er hat sich an keinem geschäftlichen Unternehmen
beteiligt, weil man da nur seine Scherereien hat, wenn
schlechte Verhältnisse und schlechter Geschäftsgang kommt.
Ausserdem hat Schafflützel dem Steueramt gegenüber immer
nur 30 000 Franken angegeben. Alle praktischen Erwägungen
haben Privatier Schafflützel bewogen, "nur Papiere" zu kau-
fen. Solange noch Frieden war, hat Schafflützel als sparsamer
Mann nur l500 Franken Zins im Jahre verbraucht, das andere
legte er auf die hohe Kante, d. h. er kaufte wieder neue
Abschnitte zu 200 und 500 Franken. So machte er es im
Kleinen, wie es die Familie Rothschild im Grossen macht. Und
so konnte er, ohne dass die Steuerschnüffler es merkten, sein
Kapitälchen auf 70 000 Franken erhöhen. Und dabei dachte er
sich: "Was bin ich doch für ein bescheidener, rechtschaffener,
kluger und sparsamer Mann. Selbst jetzt als Privatier werde
ich noch jedes Jahr reicher, und meine Kinder werden mich
segnen, wenn ich einmal von dieser Welt muss und ihnen
doppelt soviel hinterlasse, als sie vermuten." Dann kam der
Krieg. Aus Patriotismus (und weil es nebenbei für ihn sehr
vorteilhaft war) zeichnete Schafflützel nun Kriegs- und Mobi-
lisationsanleihen. Leider aber endete der Krieg dann anders,
als unser Patriot es erhofft hatte. Nicht nur kam eine sehr
teure Zeit, so dass Schafflützel seinen ganzen Zinsertrag
aufbrauchen musste, es wollte dieser Betrag nicht einmal
ausreichen. Dann das drohende Gespenst der Vermögensab-
gabe, die Abstempelung der Staatspapiere, der Steuerschnüffler
bringt heraus, wieviel er hat. Das bedroht seine zukünftige
Existenz aufs schwerste. Und nun wird in dieser Schrift gar
vorgeschlagen, durch den ganzen Zins einen Strich zu machen.
Das ist doch unmöglich, das geht doch überhaupt nicht. Da
würde doch alles zusammenbrechen. Gemach, Herr Schafflüt-
zel, dieser Zinsgegner meint es besser mit Ihnen als Sie selber.
Jetzt befindet sich nämlich der Staat in derselben Lage, wie
sich schon mancher Mieter und Zinszahler befunden hat. Er ist
bankrott. Es hilft alles nichts, heraus muss das Bekenntnis. Bis
der Staat seine Schulden zahlt, bis er seine Beamten zahlt, alles
zahlt, bis zu den Renten der Kriegsgeschädigten, der Witwen
und Waisen, bleibt für den Zinsabschnitt der Staatspapiere
rein nichts mehr übrig. Es sei denn, es werden ausserordentli-
che Steuern und Abgaben erhoben, solange dies überhaupt
möglich ist. Aber es ist doch auch bisher gegangen, jammert
Herr Schafflützel. Ja, lieber Herr, es ist bisher gegangen, weil
der Staat die Buchdruckpresse wacker laufen liess und auf
Mord und Kaputt Papiergeld druckte (Inflation). Was ist das
anderes als eine neue Staatsschuld, die zwar nicht direkt, aber
desto höher verzinst werden muss? Wieso? wird Schafflützel
fragen. So will ich Ihnen sagen: Jede neue Million Papiergeld-
vermehrung lässt die Kaufkraft bei gleichbleibender Waren-
menge sinken, und noch viel mehr bei abnehmender Waren-
menge. Man muss jetzt für die gleiche Warenmenge das
Doppelte oder vielleicht noch mehr bezahlen. Dieser hohe
Preis, der sich bei allen Warengattungen wiederholt, ist die
indirekte Verzinsung dieser "zinslosen" Staatsschuld. Hinten-
herum, ohne dass Herr Schafflützel in seiner Biedermeierart
mit Zipfelmütze es begreift, muss er sich ein Wegnehmen des
Zinses gefallen lassen, das zwar dem Scheine nach sein
Gesicht wahrt, als ob der famose protzige Staat weder Räuber
noch Dieb noch Bankrotteur ist. Hintenherum, Herr Schafflüt-
zel, sind Sie nicht der einfach Betrogene, Hereingelegte ,
sondern der doppelt und dreifach Betrogene. Der Wert Ihres
Vermögens schmilzt wie Butter an der Sonne. Ihre 70 000
Franken Wertpapiere werden ebenso wertlos werden wie die
2500 Franken Zinslein, die Sie von den Coupons jährlich
abschneiden können. Und Ihre Kinder können dereinst mit
Ihren Obligationen und Staatsschuldverschreibungen die Stube
tapezieren. Solange der Staat noch Millionen von Bildlein
druckt, mit denen er als Hokuspokusgeld die Zinsschulden
bezahlt, nehmen Sie wohl jährlich noch 2500 Franken Zins
ein, aber die Kaufkraft Ihres Kapitals wie die Zinsen haben die
galoppierende Schwindsucht. Diese fällt nicht nur um die 2500
Franken Zins, sondern sie fällt mindestens um das Doppelte
und Dreifache dieses Betrages. So ist es, wenn der Staat als
unaufrichtiger Bankrotteur zahlt. Durch seine Papiergeldmas-
senvermehrung treibt er gleichzeitig alle Preise der Bedarfsarti-
kel in die Höhe, schwindelnde Höhe, so dass Ihr Zinslein
nirgends mehr hinreicht, und dazu entwertet er auch die
Obligationen selber. Und Sie wollen noch immer glauben,
nicht der Betrogene zu sein, weil Sie immer noch - wenig-
stens Zins erhalten? Sie wollen also solange hoffen und
harren, bis Sie eines Tages auch keine Staatszinsen mehr
erhalten werden und diese Bilderbogen, genannt Staatspapiere,
genau soviel wert sind wie eine alte Zeitung, die man zum
Feuern in den Ofen steckt?
Unser Vorschlag, diejenigen Massnahmen zu ergreifen, um das
Zinsnehmen unmöglich zu machen, würde in erster Linie die
Wirkung haben, dass die Schulden des Landes, heisse es nun
wie es wolle, nicht mehr ins Riesenhafte durch Selbstvermeh-
rung der Zinswirtschaft wachsen. Nicht bloss unser Volk, auch
alle anderen Völker sind sich gar nicht recht bewusst, über
welch dämonische Krallen der Zinsteufel verfügt, ob den
Sparern 99 Prozent ihrer Guthaben durch die Inflation
abgeknöpft wird oder nur 60 bis 70 Prozent wie bei uns in der
Schweiz. (Die meisten Schweizer haben diesen Diebstahl nicht
einmal bemerkt und merken es heute noch nicht.) So sollten
die Arbeitenden aller Stände aus der Geschichte des Geldwe-
sens der letzten 50 Jahre doch soviel gelernt haben, dass,
soweit das Wirtschaftsleben der Völker in Betracht kommt,
jeder ehrliche und gerecht denkende Mensch die Beseitigung
der Zinssklaverei als erstes und oberstes Prinzip betrachten
sollte. Jeder anständige Mensch, der sich nur einigermassen
und oberflächlich mit dem Zinsproblem beschäftigt, kann
nicht bestreiten, dass mit der Zinspresserei mindestens die
Hälfte von dem, was ehrliche, fleissige Hände erarbeitet
haben, dazu dient, reiche Nichtstuer zu füttern und irgendwel-
che leichtsinnige Tunichtgute und ihre Mätressen in Berlin
oder Neapel, in Wien, Paris, Nizza oder St. Moritz, in
Karlsruhe oder Wiesbaden, im Hochgebirge oder am blauen
Meer zu einem nutzlosen, auf die Umgebung demoralisieren-
den Schlemmerleben und Parasitendasein zu verführen. Heute
ist es tatsächlich so, dass jeder Arbeitende denken muss, was
er erarbeitet, fällt nur zur Hälfte ihm und seiner Familie zu,
während die andere Hälfte der Früchte seiner Arbeit irgendei-
nem Zinscoupons abschneidenden Faulenzer in San Francisco,
Kalkutta, London oder Paris zufällt. Neben dem materiellen
Verlust, den die Arbeitenden aller Stände in ganz ungerechter
Weise erleiden, sind noch zu erwähnen die Kontraste und die
grosse Verschwendungssucht durch die moralisch herunterge-
kommenen Vertreter der "oberen Zehntausend", wie man sagt,
einerseits und der für das heutige technische Zeitalter so
beschämenden Armut der untersten Schichten der Völker.
Diese Kontraste erzeugen die Möglichkeit, dass das heutige
Geldsystem den Klassenhass nie zum Verschwinden kommen
lässt. Der Zinsteufel ist es, der immer von neuem Bauern
gegen Arbeiter, Unternehmer gegen Angestellte, Stadt gegen
Land und Produzent gegen Konsument hetzt, der uns nie zur
Ruhe kommen lässt und uns weiter alle scheren möchte. Der
Zinsteufel ist es, der die Welt mit seinem furchtbaren Gift
sättigt und die Voraussetzung des Völkerhasses schafft. Der
Zinsteufel ist es, der uns glauben macht, der Nebenmensch sei
schlecht, der die Arbeiter glauben macht, der Unternehmer sei
nicht recht, der den Bauern glauben macht, die Städter seien
samt und sonders nicht gut für ihn eingestellt, der den
Handwerker glauben macht, der Fabrikant sei schuld an
seinem Untergange, der mit einem Wort die Menschen
gegeneinander aufhetzt und sie davon abzuhalten weiss, den
wirklichen Spaltpilz im Leben der Völker, eben ihn selber mit
seiner dämonischen Macht, zu erkennen.
Der Titel dieses Büchleins lautet: "Vom Unsinn und den
Verbrechen des Zinses." So fassen wir nochmals kurz zusam-
men:
Es ist Unsinn, wenn wir einige armselige Franken Zins von
einem Sparguthaben empfangen, aber daneben Tausende von
Franken jährlich uns abknöpfen lassen für Zinsen, die in
Wohnung, Nahrung, Kleidung, Werkzeugen, Maschinen,
Werkstätten, Fabriken stecken. Es ist Unsinn, wenn Grossva-
ter, Vater und Sohn im Laufe von drei Generationen mit
Zinsen ein Häuschen mindestens sechsmal bezahlen, und
doch gehört es noch immer nicht dem Sohne, und der ist oft
noch ärmer, als der Grossvater es war. Es ist Unsinn, von der
Wiege bis zur Bahre sich für den Zins abzurackern, damit
reiche Nichtstuer ein nutzloses Leben führen können. Es ist
Unsinn, diesen empörenden Zustand der Zinssklaverei zu
erhalten angesichts der Tatsache, dass der Zins erwiesener-
massen auf lächerlich schwachen Füssen steht. Es ist aber
mehr als Unsinn, es ist ein Verbrechen, wenn akademisch
gebildete Nationalökonomen uns vorschwatzen, der Zins wir-
ke belebend auf die Volkswirtschaft, während der Zins in
Wirklichkeit nur vergiftend, lähmend, abtötend wirkt. Es ist
ein Verbrechen, wenn Millionen fleissiger und tüchtiger
Menschen keine Arbeit bekommen können, bloss weil der Zins
unzählige Arbeitsmöglichkeiten verhindert. Denn wenn ihm
nicht mindestens 5 Prozent Rendite garantiert wird, stellt er
sich nicht zur Verfügung. Und daneben wissen reiche Nichts-
tuer kaum, wie sie die Zeit totschlagen können. Es ist ein
Verbrechen, wenn Millionen wegen der Zinswirtschaft ge-
zwungen sind, sich recht und schlecht und oft unzweckmässig
zu ernähren, während jährlich Tausende von Landwirten nach
Übersee auswandern müssen. Es ist ein Verbrechen, wenn
Hunderttausende in ungesunden Wohnungen, jeder primiti-
ven Anforderung hohnsprechenden, ungesunden Löchern le-
ben müssen. Es ist ein Verbrechen, wenn Millionen durch das
Wirken des Zinsteufels in seelische, moralische und wirt-
schaftliche Not getrieben werden, weil sie noch nie eine
Wirtschaft erlebt haben, in der der Mensch zu seinen
Einsichten und Wahrheiten stehen darf. Es ist ein ungeheures
Verbrechen, wenn man die unter der Peitsche der Zinssklave-
rei schmachtenden Völker ständig im Glauben hält, es müsse
Krieg geben, weil man weiss, dass die Millionen durch den
Zinsteufel Entrechteten schliesslich das Massenmord-Hand-
werk einer eventuellen Krise oder einer schlechten Wirtschaft
noch beinahe vorziehen. Es ist ein Verbrechen, wenn man das
weiss und trotzdem gegen den Zinsteufel, diesen Völkerverhet-
zer, nicht mit den schärfsten geistigen und sittlichen Waffen
vorgeht. Es ist ein Verbrechen, aus purem Eigennutz die
Zinssklaverei zu verteidigen. Wem es ernst ist mit dem
Völkerfrieden, innen und aussen, der wird den ausgesproche-
nen Absichten des Grosskapitals entgegentreten. Er wird
versuchen, dem Bauern, dem Handwerker, dem Gewerbestand,
dem Unternehmer den rechtmässigen Besitz zu sichern. Er
wird der frech zu Tage tretenden Steuerhinterziehung des
Grosskapitals energisch und zielsicher Halt gebieten und eine
gerechte Besteuerung heranführen. Er wird versuchen, den
Stand der Mittellosen allmählich wieder in den Mittelstand
empor zu führen, hingegen das ungesunde Wachsen der
Riesenvermögen verhindern. Er wird die technischen Fort-
schritte zum Gemeingut und Gemeinwohl aller Menschen
machen wollen, ohne das Eigentum aufzuheben. Er wird der
drohenden, gewaltsamen sozialen Revolution vorbeugen und
einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung aller Stände
und Berufe ermöglichen und damit ein Zeitalter des Völker-
friedens herbeiführen. Wer es satt hat, durch nutzloses
Parteigezänk und fruchtlose Parlamentierereien sich über oben
erwähnte Zustände hinwegtäuschen zu lassen, wer es satt hat,
durch endlose Flickarbeit, die wir schliesslich doch wieder
selbst zahlen müssen, sich zur Almosengenössigkeit degradie-
ren zu lassen, ohne dass wirklich geholfen wäre, der lese und
überdenke diese Vorschläge.
Wenn man das Gehaben und Streben der Menschen betrach-
tet, ihr Tun und Lassen, ihr Jagen nach Reichtum, Ansehen
und Macht, möchte man meinen, es würde die ewige Seligkeit
von der Erreichung dieser Ziele abhängen. Wenn man aber
weiss, wieviel Heuchelei, Kriecherei und Rücksichtslosigkeit,
wieviel Unwürdigkeit, Charakterlosigkeit und Gewissenlosig-
keit zur Erreichung dieser Ziele vielfach erforderlich ist und
wieviele Mitmenschen unter diesem Machtstreben zu leiden
haben, wenn man andererseits sieht, wie der ewige Gleichma-
cher Tod von aller Macht und Herrlichkeit nur ein Stoppelfeld
übrig lässt, drängt sich jedem die Erkenntnis geradezu auf,
dass das Streben nach diesen materiellen Gütern nicht im
Sinne einer ewigen Ordnung liegen kann, dass es höhere
Werte geben muss, die dem Schöpfer der Weltordnung näher
stehen, und dass demzufolge alle irdische Macht, aller Reich-
tum, alles Ansehen vor diesem Schöpfer verblassen und deren
Inhaber als solche Gott ganz gleichgültig sind. Daher das
Wort: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Diese Gleichheit
aller Menschen vor Gott geht auch unzweifelhaft aus den
Geboten Gottes hervor und ist etwa folgendermassen am
klarsten dargestellt, wie es in nachstehenden Ausführungen
aufgezeigt wird:
Gott ist unser Schöpfer. Als seine Kinder hat er uns alle gleich
lieb. Er setzt jeden ohne Rang und Würde als ein armseliges
Menschenleben in die Welt und nimmt ihn wieder als
armseliges Wrack hinweg von der Welt. Wenn wir nun die
Kinder eines Vaters sind, sind wir auch untereinander Brüder
und Schwestern, und als solche haben wir in Beziehung auf
Gott gegenseitig sowohl unsere Rechte zu achten als auch
unsere Pflichten zu erfüllen. Was Gott an uns einer Beurtei-
lung unterzieht, ist also nicht die Beschaffenheit des Körpers,
sondern die der Seele, nicht unser Wissen, sondern unser
Wollen, nicht unser Geist, sondern unser Charakter, nicht
unsere geschäftliche Stellung, sondern unsere Stellung zu
seinem Gesetz. Er beurteilt uns nach unserer Gerechtigkeitslie-
be und Wahrheitsliebe, die sich in Taten äussern soll. Das
heisst aber, Gerechtigkeit nicht nur selbst üben, sondern auch
für die Mitmenschen vertreten, Wahrheit nicht nur selbst
erkennen, sondern auch Wahrheit verbreiten. Diese Taten
sollen aber auch nicht nur im Almosengeben bestehen.
Almosen an wirtschaftliche, gesellschaftliche Opfer von Nutz-
niessern und Befürwortern dieser Wirtschaftsordnung gespen-
det, gleichen einem Loskauf von der Verpflichtung, Gerechtig-
keit zu üben. Durch Almosengeben wird einesteils gut zu
machen und andererseits zu verdecken gesucht, was durch
Ungerechtigkeit gesündigt wurde. Man sollte nicht einen
Zustand für gottgewollte Ordnung erklären, wenn dieser
Zustand nicht allen unseren Brüdern frommt. Gott will, dass
die Erdengüter seinen Kindern zukommen nach dem Mass
ihrer Arbeit und ihres Arbeitswillens, nicht nach dem Masse
ihrer Raffiniertheit. Tragen nicht jene eine grosse Schuld und
Verantwortung, die eine Wirtschaftsordnung befürworten, die
einem grossen Teil von ehrlich Arbeitenden im Alter nur noch
eine Marschroute bieten - ins Armenhaus?