DEVISEN/Schuldenkrise behält Euro fest im Griff
von externer Redakteur
Dienstag 30.11.2010, 17:27 Uhr FRANKFURT (Dow Jones) - Die seit Tagen gestiegene Risikoaversion der Anleger hat die Gemeinschaftswährung bis zum frühen Dienstagabend fest im Griff gehalten. Gegen Ende des europäisch geprägten Devisenhandels notierte der Euro zum Dollar nur knapp über 1,30 USD, im Tagestief hatte die Gemeinschaftswährung schon für 1,2969 USD den Besitzer gewechselt. Dies war der niedrigste Stand seit dem 15. September.
Und abermals war es in erster Linie die Sorge um die Refinanzierungsfähigkeit einzelner Mitglieder des Euroraums sowie der Zusammenhalt des Gemeinsamen Währungsgebiets, die Abgabedruck hervorrief. Erstmals kamen dabei sogar die Preise für Versicherungen gegen den Ausfall deutscher Staatsanleihen nennenswert in Bewegung.
"Institutionelle Investoren, die über Vermögenswerte in der Peripherie des Euroraums verfügen, hedgen sich, indem sie Short-Positionen in Euro-Dollar eingehen", nannte Harwig Wild, Devisenanalyst beim Bankhaus Metzler, einen weiteren Grund für die Schwäche der Gemeinschaftswährung.
Darüber hinaus nähmen Anleger auch im Vorfeld des für Mittwoch erwarteten chinesischen Einkaufsmanagerindex Risiko aus ihren Portfolios. "Es geht die Furcht um, dass ein guter Frühindikator abermalige geldpolitische Straffungen durch die chinesische Notenbank auslösen könnte", erklärte Wild.
Dass ganz allgemein der Wagemut gesunken sei, zeige sich auch in anderen als riskanter geltenden Vermögenswerten. So habe der Zloty zum Dollar bereits rund 10% verloren und stehe damit stellvertretend für andere Währungen aus Wachstumsmärkten. "Noch dazu trocknet die Liquidität zum Jahresende hin aus, was Wechselkursbewegungen überzeichnet", so der Devisenanalyst. Charttechnisch liegt die nächste Auffangmarke nun um 1,2850 USD.
Für eine kurze Erholung des Euro zum Greenback sorgte am Nachmittag lediglich ein überraschend gutes US-Konjunkturdatum. So meldete der Verband der Einkaufsmanager in Chicago einen überraschenden Anstieg des Index der Geschäftstätigkeit auf saisonbereinigt 62,5 Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Stand von 60,0 Punkten prognostiziert. Im Oktober hatte der Wert 60,6 Punkte betragen. Werte über 50 Punkte deuten auf eine Expansion, Zahlen darunter auf eine Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe der Region.
Damit habe sich im November die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe in fünf von sechs Regionen verbessert, kommentierte Heinrich Bayer Ökonom aus dem volkswirtschaftlichen Research der Deutschen Postbank. Eine positive Überraschung beim nationalen ISM-Index sei damit nicht unwahrscheinlich.