"Warum? „Mit meinem Mann ist es immer das gleiche. Bisschen
Gefummel am Busen, schnurgerade zur Muschi runter, ein bisschen
gerubbelt, geprüft, ob ich auch feucht bin. Nach spätestens fünf Minuten
ist alles vorbei, dann schnarchi, schnarchi.“
Seit einem Jahr geht Susanne fremd – mit einem
verheirateten Mann. Beide denken gar nicht
daran, sich scheiden zu lassen. „Das wäre doch
Blödsinn“, erklärt sie mir. „Ich liebe meinen
Mann, aber ich kann doch trotzdem mit einem
anderen ins Bett gehen. Das sind zwei
verschiedene Paar Schuhe.“
Wumm. Das sitzt. Dabei ist Susanne kein Flittchen – ich bin sicher, ihr
Mann würde jeden Eid schwören, dass Susanne anständig ist und nicht
im Traum daran denkt, ihn zu betrügen.
Susanne ist ein Beispiel für einen Trend. 2001 gehen Frauen fremd wie
wild. In einer Zeit, in der Treue angeblich Hochkonjunktur hat. Für 73
Prozent aller Deutschen steht sie ganz oben auf der Liste privater
Lebensziele.
Aber wie das Leben so spielt: Wir
wollen alle treu sein, wir wünschen
uns treue Partner. Die Wahrheit
aber ist: Wir sind es nicht.
Frauen können Sex und Liebe
trennen. Klammheimlich tummeln
sie sich in fremden Betten. Und sie
treiben es schlimmer als die
Männer! Das behauptet Henner
Ertel vom Institut für rationelle
Psychologie in München. Seine
Zahlen sprechen für sich:
„66 Prozent der Männer sind
untreu, bei Frauen liegt der Wert
bei 70 Prozent.“ Und es kann den
Damen nicht schnell genug gehen:
Während Männer nach der Heirat
immerhin eine Anstandsfrist von
fünf Jahren verstreichen lassen,
gedulden sich Frauen im
Durchschnitt gerade mal vier Jahre,
bis sie das erste Mal fremdgehen.
Ertel: „Frauen über 40 sind besonders scharf auf Affären!“ Sie entwickeln
jetzt mehr Lust auf Sex – bei den meist gleichaltrigen Ehemännern
nimmt die Lust aber ab. 15 Prozent der Fremdgängerinnen suchen sich
ein Dauer-Verhältnis, 55 Prozent wagen den einmaligen Seitensprung.
So wie Astrid, sie schwärmt: „Ich hatte einen total heißen
One-Night-Stand. Kennenlernen, Sex und tschüs. Keine Zeit für
Streit und Langeweile. Danach habe ich mich so richtig auf meinen
Mann gefreut.“
Klingt cool. Für Männer war Fremdgehen immer schon wie ein Stopp an
der Tankstelle. Lange hielt sich der Irrglaube, dass Frauen nur
fremdgehen, wenn es zu Hause nicht stimmt. Zum Beispiel, weil er zu
selten „ich liebe dich“ sagt oder den Hochzeitstag vergisst. Quatsch.
Frauen tun’s auch nur aus reiner Sex-Gier! Und so wie es sich für
einen klassischen Seitensprung gehört: diskret. Sie haben Freude an
der Heimlichkeit und wenig Schuldgefühle.
Warum gelten Männer dann immer noch als die schlimmeren
Betrüger? Weil sie ihre Klappe nicht halten können. Viele beichten,
oft sogar ohne Not, ihre Fehltritte. Aber die meisten Beziehungen
verkraften so ein Geständnis nicht. „Ich würde meinem Mann nie was
erzählen“, sagt Susanne. „Noch nicht einmal meine beste Freundin weiß
Bescheid.“
© 2001 BILD"