Lenovo: Begeisterung für „made in Germany“
06.06.2012 - Ausgabe 22/12
Der chinesische Computerhersteller Lenovo, der einst den Aldi-Zulieferer Medion übernahm, entdeckt jetzt den Reiz der Produktion in Deutschland.
von Thomas Schmidtutz
Der chinesische Computerbauer Lenovo erwägt, einen Teil seiner PCs künftig auch in Deutschland fertigen zu lassen. „Wir prüfen gegenwärtig, ob wir zusätzlich zu den Medion-Produkten bald auch Geräte der Marke Lenovo in Sömmerda produzieren lassen“, sagte der für Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) zuständige Lenovo-Manager Gianfranco Lanci dieser Zeitung. Eine Entscheidung dazu solle noch im Sommer fallen.
Sollte das Werk in Sömmerda den Zuschlag erhalten, wäre Lenovo bereits der zweite große asiatische Computerbauer, der auf den Standort Deutschland setzt. Erst vor wenigen Wochen hatte der Chef von Fujitsu Technology Solutions (FTS), Rolf Schwirz, die Vorzüge des Fujitsu-Werks in Augsburg in den höchsten Tönen gelobt: Der Standort sei „auch im internationalen Vergleich spitze“, sagte er. Die Bedeutung des Standorts Augsburg werde daher in den kommenden Jahren noch zunehmen.
Ähnlich beeindruckt zeigte sich Lanci von der Leistungsfähigkeit des thüringischen Werks: Bei der Entscheidung über einen möglichen Produktionsauftrag für Sömmerda spielten neben den Kosten auch andere Aspekte wie die Erweiterungsfähigkeit der Produktion und des Werks eine Rolle. Zumindest bei den Kosten sei Sömmerda aber schon jetzt „sehr wettbewerbsfähig“.
Die Chinesen hatten Aldis Haus-und-Hof-Lieferanten im Vorjahr für rund 629 Millionen Euro übernommen. Medion lässt Teile seiner Modellpalette seit Jahren bei einem Auftragsfertiger in Sömmerda produzieren. Nach der Übernahme hatte man bei Lenovo daher auch überlegt, ob die Produktion von Geräten der Marke Medion aus Kostengründen komplett nach Asien verlegt werden solle. Dies sei jedoch „längst kein Thema mehr“, versicherte Lanci.
Rasantes Wachstum
Lenovo wächst seit neun Quartalen schneller als der Gesamtmarkt. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr verbuchte der Konzern ein Umsatzplus von 37 Prozent auf 29,6 Milliarden Dollar. Nach einer Übersicht des US-Marktforschungsunternehmens IDC ist der Konzern mit einem Marktanteil von zuletzt 13,4 Prozent hinter HP die Nummer 2 weltweit. Nun bereitet sich der Konzern auf den Gipfelsturm vor: „Wir wollen an HP vorbeiziehen. Wenn wir unser Tempo so halten können, werden wir das in den nächsten zwölf Monaten schaffen“, sagte der Italiener.
Neben dem traditionell guten Geschäft mit Unternehmenskunden soll dazu auch das Geschäft mit Verbrauchern beitragen. Dabei spiele auch Medion eine zentrale Rolle. Man prüfe derzeit, ob man die Marke künftig auch in Russland oder China an den Start schicke, sagte Lanci.
Dem für Herbst geplanten Start von Microsofts neuem Betriebssystem Windows 8 sieht Lanci mit großer Zuversicht entgegen. „Windows 8 wird dem gesamten Markt einen kräftigen Schub bringen“, glaubt der Lenovo-Manager. Das neue Betriebssystem sei „keine Evolution, sondern eine Revolution“, sagte Lanci mit Blick auf neue Funktionen wie die Unterstützung von berührungsempfindlichen Bildschirmen.
"Lebbe geht weiter"