Das ist ein brisantes Spiel, welches wir zukünftig bestaunen dürfen. Einerseits trällern uns solche Leute wie Dominique Strauss-Kahn beschwichtigende Sprüche wie "dass wir kein zweites Mal erleben werden, dass Hunderte von Milliarden in den Finanzsektor gepumpt werden" vor, andererseits sind im Zuge der Finanzkrise noch größere Finanz-Kolosse zusammen geschmiedet worden, welche "Too Big to Fail und Too Big to Jail" sind und zu deren evtl. erneuter notwendiger Rettung es auch künftig keine Alternative für die Staaten geben wird.
Wenn das große Zocken der Banken, wie ja aus der Vergangenheit gewohnt, nun künftig wieder rascher Fahrt aufnimmt (und diese Beobachtungen sind ja mittlerweile auch recht eindeutig belegbar), wenn sich die geretteten Banken, die mit Staatsmitteln ihre Taschen voll Geld gestopft haben, die große Treibjagd auf 25%ige Renditen und den fetten Milliarden-Boni veranstalten und möglicherweise anschließend erneut mit einer wuchtigen Fahrt gegen die Wand enden, so stellt sich doch die Frage: Endet alles mit einem lauten Knall oder darf bzw. wird der Steuerzahler, ob er nun will oder nicht, erneut für ein verursachtes Debakel aufkommen müssen, wenn er denn von etliche Banken um Hilfe angebettelt wird. Da bekanntlich an den Börsen nur die Minderheit gewinnen kann ist dies ein sehr gefährliches Spiel, wenn diese Blase platzt.
Da sich die Politik nicht hat zu regulatorischen und reformerischen Maßnahmen hat durchringen können, heißt es beim nächsten Crash dann evtl. mal wieder sinnig: "Das Finanzministerium war zum Gebrauch von Steuergeld berechtigt, um Spareinlagen zu schützen und Vertrauen im Finanzsektor zu stabilisieren und wiederherzustellen". Egal, ob wir uns auf die nächsten 100 Generationen weiterverschulden, denn nach uns die Sintflut.
Denn addiert man mal aktuell alle Schulden z.B. die der USA zusammen, so bestehen überhaupt keine Zweifel daran, dass diese Schuldensumme weder von der nächsten oder geschweige denn auch von der über-übernächsten Generation in keinster Weise zurückgezahlt werden kann. Die USA sind mit über zehn Billionen Dollar mittlerweile dramatisch verschuldet, und eben weil sie versuchen, eine durch Überschuldung ausgelöste Krise mit noch mehr Schulden zu bekämpfen. Sprich: Sie wollen den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Das kann aber nur schiefgehen beziehungsweise nur so lange gutgehen, wie die Zinsen bei nahe Null verharren.
Ein Großteil der Verschuldung ist am kurzen Ende erfolgt. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 1. Dezember sagte der US-Volkswirt Kenneth Rogoff, dass in den kommenden zwei Jahren 40 Prozent der US-Staatsschuld refinanziert werden muss. Und darin seien die Schulden der Fed noch nicht einmal enthalten. Also dürfte Bernanke den Leitzins in den kommenden zwei Jahren gar nicht anheben (den Zins am kurzen Ende kann die Fed bestimmen). Aber: Sollte die Fed früher als erwartet vom Markt gezwungen werden, den Leitzins anzuheben, kämen deutliche Zins-Zusatzbelastungen auf die Staatskasse zu.
In der BRD sieht es durchaus ähnlich aus: Eine Tilgung der Schulden findet faktisch nicht statt, weil fällige Titel durch neue Kreditaufnahme abgelöst werden. So meint Eberhardt Unger, Chefvolkswirt des unabhängigen Analyseinstituts Fairesearch, mit Blick auf die "absurd hohe Staatsverschuldung" in Deutschland: "Es ist eine Illusion zu glauben, dass diese Schulden jemals wieder zurückgezahlt werden."
Jahr für Jahr muss Deutschland mehr als 40 Milliarden Euro an Zinsen überweisen - Tendenz steigend. Der Schuldendienst ist 2009 erneut der zweitwichtigste Etatposten direkt hinter Arbeit und Soziales und macht über 15 Prozent des kompletten Bundeshaushaltes aus. Der deutsche Staat überweist seinen Gläubigern in der ganzen Welt mehr Geld, als er für Verkehr, Bau, Gesundheit, Umwelt und Familie zusammen ausgibt!!
Obwohl die aktuelle Krise bereits heuer eine große Anzahl der entwickelten Länder bis an die Oberkante der Unterlippe oder teilweise sogar schon noch weitgehender bis zum Haarschopf in Schulden zurücklassen wird, ist durch das Laissez-Faire und der Untätigkeit der Verantwortlichen weiteren Erpressbarkeiten durch das unverantwortliche Gezocke der Finanzwelt, und darauf können wir ganz sicher zählen, Tür und Tor geöffnet. Verstärkt werden diese Risiken durch die sehr wahrscheinlich langanhaltende Nullzinspolitik der Zentralbanken.
Der große Aktien-Bullenmarkt begann mit dem "Deficit-Spending" Ronald Reagans zu Beginn der 80er Jahre. Mehr Verschuldung bedeutet mehr Liquidität. Und das wiederum begünstigt generell die Aktienmärkte. Das funktioniert jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt, nämlich so lange der Staat gewillt und in der Lage ist, das Defizit zu finanzieren.
Selbst der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben gewarnt (hört, hört!), dass das viele billige Geld neue Blasen bilden kann. Wir können somit ebenfalls davon ausgehen, dass bei den Finanz-Akteuren am Markt ganz sicherlich keinerlei Vernunft einsetzten wird. Angetrieben durch Nullzinspolitik, einer damit verbundenen Geldschwemme und weiterhin lax agierenden Gesetzgebern kann man denn auch von einer Masse Markt-Teilnehmern eigentlich kaum etwas anderes erwarten, als den einen Gedanken, das eine grundlegende Motiv: Die Gier nach noch mehr Profit, Profit, Profit.
Wir können hier nicht von dem klassischen Bild des rationalen Menschen ausgehen. Denn die klassische Ökonomie versagt nämlich dann völlig, wenn es darum geht zu erklären, warum viele Menschen plötzlich dem systematischen Wahnsinn bzw. der Irrationalität verfallen.
Und es ist ja nicht die erste Krise, die stets nach den immer gleichen Mustern abläuft - "Psychologie der Massen" ist auch schon wieder mehr als 100 Jahre alt - eigentlich handelt es sich hier nur um eine erneute Krise vor der nächsten Krise.
Empfehle noch ergänzend dazu
Kosten für die Rettung bisher - Fünf Billionen für die Banken
www.sueddeutsche.de/finanzen/348/496662/text/
und
J.Jahnke schreibt aktuell, dass die Kreditportfolios der Banken in einem Rekordumfang abgeschmolzen werden (also kaum Kredite an die Real-Wirtschaft), um gleichzeitig die einflussreichen Anleihezeichner der Banken zu schützen und zu bedienen. Im Rahmen der Kreditblase vor Ausbruch der Krise haben die Banken per Anleihen Unmengen von Geld aus der Realwirtschaft aufgenommen, höchst riskant angelegt und dabei ihre Eigenkapitalbasis dramatisch überhebelt.
Interessanter Artikel mit einigen ebenfalls recht interessanten Charts.
www.jjahnke.net/rundbr64.html#bon
Bubbles are normal and non-bubble times are depressions!