Das ist genau richtig. Fuer viele Deutsche ist das ganze Ausmass dieser Kreditkatastrophe noch immer nicht fassbar. Ich wohne dagegen in Kalifornien und kenne diese Spezies Leute persoenlich, die in ihrem Leben nie einen Cent gespart, aber dafuer umso mehr anderer Leute Geld ausgegeben haben. Die bekommen es jetzt mit sehr ernsten Zukunftsaengsten zu tun, aber trotzdem verstehen sie immer noch nicht richtig, in welche missliche Lage sie eigentlich geraten sind. Die sind nicht sehenden, sondern tatsaechlich blinden Auges in die Katastrophe geschlittert, weil sie naemlich zu dumm sind, weiter als zwei Tage vorauszuschauen. Eine aeltere Dame, die ich hier kenne, hat noch vor nicht allzu langer Zeit eine Kreditkarte bei Saks Fifth Avenue (ein Luxusmodegeschaeft) das $20,000-Limit vollstaendig ausgereizt. Die schoenen Kleider sind natuerlich jetzt nichts mehr wert, und sie ist haarscharf an einer Hauspfaendung vorbeigekommen. Hier sagt man zu so Leuten, he/she has a champagne taste on a beer budget. Wie lange sie mit ihrer mageren Pension (die 1% im Jahr waechst!) ueber die Runden kommt, steht in den Sternen. Und diese Frau hat vor 10 Jahren schon einmal Privatinsolvenz angemeldet. Also nichts dazugelernt. Es mag ein besonders krasser Fall sein, aber wenn man sowas mal hautnah miterlebt, bekommt man einen sehr nuechternen Blick auf die ganze Lage. Fuer mich ist die USA im Endstadium des Roemischen Reiches angelangt: imperial overstretch im Aeusseren und Dekadenz und finanzpolitische Verantwortungslosigkeit im Innern. Es wird bald einen grossen Knall geben, und dann wehe dem, der nicht vorher seine Habseligkeiten in Sachwerte (ja, Gold und Silber!) getauscht hat. Irgendwie tut's mir ja leid fuer Kalifornien, denn das ist ja schon schoen da. Aber ich komm mir hier echt vor wie im Januar 1923 in Deutschland. Natuerlich nur sprichwoertlich, so alt bin ich nicht...