Wie wir die Gold-Niederlage hätten vorhersehen können
10:01 Uhr | Clive Maund
Gold erlitt am Freitagnachmittag eine außerordentlich brutale Niederlage, die bereits von einem ähnlich heftigen Rückgang der Edelmetallaktien am Donnerstag prophezeit wurde. Bis zu dieser Entwicklung hatte sich Gold gut entwickelt und sah aus, als würde es als sicherer Hafen fungieren; im Gegensatz zu dem, was 2008 passierte.
Doch ungeachtet der Tatsache, dass diese heftige Umkehr zweifelsohne das Produkt eines Täuschungsmanövers auf dem Papiermarkt ist, stellt dies kein gutes Zeichen dar. Es deutet darauf hin, dass Investoren, während sich der große Bärenmarkt am Aktienmarkt entfaltet, nach demselben Drehbuch agieren werden und angesichts von Liquiditätsproblemen und Margin Calls "das Baby mit dem Badewasser ausschütten werden." Dabei wird, wie in vergangenen Krisen, wieder alles über Bord geworfen werfen. Angesichts der gedankenlosen Flucht hin zu essentiell wertlosen Staatsanleihen haben wir bereits Beweise dafür sammeln können.
Lag mein letztes Update falsch? Ja, das tat es. Hätten wir diese Niederlage kommen sehen können? Ja, das hätten wir. Der Schlüssel dazu lag in den CoTs-Daten, wie wir später sehen werden. Warum haben wir das also nicht vorhergesehen? Ein Grund dafür war die Tatsache, dass sich aufgrund der QE inflationärer Druck aufbaute, der Gold eigentlich zum sicheren Hafen "der ersten Wahl" hätte machen sollen, doch in einem ausgemachten Panik-Szenario wie in der letzten Woche werden diese Überlegungen durch willkürliche Massenliquidierung von Investoren zerquetscht.
Die CoTs-Daten befanden sich lange Zeit auf sehr hohen Niveaus und dies hielt Gold bis zur letzten Woche nicht auf. Doch um mir gegenüber fair zu bleiben, so prognostizierte ich den Crash. Fälschlicherweise nahm ich jedoch an, dass Gold und Silber diesen Niedergang überstehen würden. Nun befassen wir uns mit dieser deutlichen Entwicklung in den Charts, um festzustellen, was das für die Zukunft bedeutet.
Im 6-Monatschart für Gold können wir sehen, dass das Edelmetall bis Samstagmorgen in Ordnung war und dann plötzlich einbrach; ein Rückgang um 75,80 Dollar. Vor diesem plötzlichen Einbruch war es überkauft und sah aus, als würde es konsolidieren, um diesen Zustand hinter sich zu lassen. Doch letztlich führte der Schmerz, der an anderer Stelle gefühlt wurde, zu einer Verkaufslawine, die es zum Absturz brachte.
Es gab einige Anzeichen dafür, dass sich Probleme im Volumenmuster anbahnten, da vor dem Einbruch einige Tage rückläufigen Volumens verzeichnet wurden. Der Rückgang brachte es unter seine 34- und 50-tägigen exponentiellen gleitenden Durchschnitte. Diese Art massive Niederlage, die den Goldpreis zu seinem 50-tägigen gleitenden Durchschnitt brachte, wird als klarer "Schuss vor den Bug" gewertet und bedeutet große Schwierigkeiten.
Es soll ein Zeichen dafür sein, dass der aufkeimende Goldbullenmarkt fehlschlägt. Ohne den Coronavirus wäre das wahrscheinlich erst später der Fall, doch damit müssen wir leben. Es wird also als Zeichen gewertet, dass Gold- und Edelmetallsektor allgemein ebenfalls nach unten gedrückt werden - zumindest während der anfänglichen Panikphase des allgemeinen Bärenmarktes.
Beachten Sie jedoch, dass es aufgrund der Reversal-Kerze des allgemeinen Aktienmarktcharts sowie der Tatsache, dass Gold seinen 50-tägigen gleitenden Durchschnitt in einem kurzfristig überverkauften Zustand erreicht, wahrscheinlich ist, dass es zu einer eingeschränkten Erholungsrally kommt, bevor sich das Edelmetall umkehrt und erneut fällt - wie im Chart gezeigt. Das ist ein Szenario, das als recht wahrscheinlich angesehen wird.
Das Bild, das vom 2-Jahreschart dargestellt wird, sieht ausgesprochen bullisch aus; bis zum Einbruch am Freitag, der vollkommen untypisch war und deshalb als Umkehrzeichen angesehen wird. Da Gold an einem Tag zu einem Bereich deutlicher Unterstützung zurückgegangen ist, können wir kurzfristig etwas stotternde Erholung erwarten oder eine Konsolidierung, bevor dessen Rückgang weitergeht.
Im aktuellsten 10-Jahreschart können wir sehen, dass die Dinge für Gold besser zu laufen schienen. Für die Bullen ist es demnach traurig, es straucheln zu sehen, als es sich gerade nahe seiner 2011-Hochs befand. Mittelfristig könnte es garstig für Gold werden, sollte es unter seine Untertassen-Grenze und dann unter seine Unterstützung am oberen Ende der gigantischen Basisformation fallen. Nun kommen wir zu dem, was uns verraten hätte, dass Gold bereit für einen Rückgang ist: die CoTs-Struktur. Die Short-Positionen der Commercials und die Long-Positionen der großen Spekulanten befanden sich lange Zeit bereits nahe Extrema und stiegen letztlich auf Rekordwerte; dennoch stieg der Goldpreis weiterhin.
Das führte zu Selbstgefälligkeit, vor allem bei denjenigen, die glaubten, dass mehr und mehr QE letztlich zu einem Anstieg der Inflation führen würde - und die Auswirkungen des Coronavirus und die letztliche Marktimplosion, zu die diese führten, hatten wir ebenfalls nicht ausreichend einbezogen. Wir müssen abwarten, wie die Daten für die nächste Woche aussehen, doch üblicherweise dauert es lange, bis sich Extrema diesen Ausmaßes entspannt haben; das bedeutet, dass Gold noch mehr Raum für Abwärtsbewegungen hat.
Am Freitagmorgen hatten wir bereits realisiert, dass sich der Kreis schloss, nachdem der Breakout des erstaunlichen Cup-&-Handle-Fortsetzungsmusters im GDX heftig und entschieden bis Donnerstagabend stoppte und den dramatischen Goldrückgang prophezeite. Das wird als sehr bearische Entwicklung für den Sektor angesehen, vor allem da der GDX einen weiteren Abwärtstag verzeichnete.
Aktuell pausiert er in der Nähe der starken Unterstützung am Boden nahe der Tasse, was wahrscheinlich zu einer verhaltenen Erholungsrally führen wird; vor allem wenn der allgemeinere Markt diese Woche wie erwartet eine Rally verzeichnet. Doch danach soll er wieder zurückgehen und diese Unterstützung nach unten durchbrechen.
m 10-Jahreschart können wir sehen, dass der GDX, nach langer Vorbereitung, aussieht wie "bestellt und nicht abgeholt." Es scheint, als sei die Show abgeblasen worden, zumindest für die absehbare Zukunft...
Angesichts der Tatsache, dass der Goldpreis einbrach, hätte man wohl denken können, dass der Dollar steigen wird. Doch er fiel, gemeinsam mit dem Aktienmarkt, was ein beunruhigendes Anzeichen dafür ist, dass die amerikanische Wirtschaft auf Felsen zusteuert. Der rückläufige Dollar bot also keinerlei Aufwärtsantrieb für Gold.
Der 6-Monatschart des Dollarindex zeigt, dass es deutliche Unterstützung bei seinen gebündelten und steigenden gleitenden Durchschnitten und der oberen Spanne eines früheren Abwärtstrendkanals erreicht hat. Er könnte also bald, zumindest eine Zeit lang, nach oben steigen.
Lange, lange Zeit haben wir ein hässliches Muster im Blick behalten, das sich in langfristigen Charts für den Dollarindex bildet. Im 6-Jahreschart können wir erkennen, dass sich seit Anfang 2015 ein gigantisches, irreguläres "Bullhorn"-Muster bildet. Diese Muster sind üblicherweise Hochs, enden jedoch oftmals mit einer Rally auf neue Hochs, bevor sie einbrechen. Das ist der Grund, warum wir seit einiger Zeit relativ unentschlossen sind, was die langfristigen Entwicklungen des Dollar angehen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Entwicklungen der letzten Woche als bearisch interpretiert werden können, trotz der Aussichten einer kurzfristigen Erholungsrally für Gold und den Edelmetallsektor. Zudem ist dies auch ein Zeichen dafür, dass der kürzliche Bullenrun im Sande verläuft und dass Gold durch den aufkeimenden Bärenmarkt nach unten gedrückt werden wird.
Das wird zumindest während dessen anfänglicher Panikphase der Fall sein, wenn es zum Opfer willkürlicher Verkäufe angesichts von Margin Calls, etc. und einer Flucht zum Bargeld wird. Danach - während ein Versuch gestartet wird, die zerstörte Weltwirtschaft durch Gelddruckerei wie in der Weimarer Republik zu rettet - sollte Gold auf noch nie dagewesene Höhen steigen.
www.goldseiten.de/artikel/...vorhersehen-koennen.html?seite=3