Einige geordnete Gedanken für das was hier im Forum seit Wochen teils sehr kontrovers berichtet wird und das, obwohl Balda bereits im Vorfeld den Vorgang transparent dargestellt hat.
Das Nachfolgende entspringt vereinfacht zusammengefasst meinen Notizen der HV, so wie ich es für mich verstanden habe. Ich gebe keinerlei Gewähr auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Im Zweifel sollte das Protokoll der HV angefordert werden oder zumindest die o.g. FAQ zu den häufig gestellten Fragen durchgeschaut werden.
Ein Blick auf die Uhrzeit zeigt auch, dass ich vielleicht nicht mehr ganz fit bin.
Zum Verkaufsprozess und alles was damit zusammenhängt (incl. Paragon, Nebenvereinbarungen etc.) wurde auf der HV nun wirklich fast jede erdenkliche Frage gestellt (incl. wer, wann, wen getroffen hat um was wie zu besprechen etc) und auch überraschend detailliert beantwortet.
Bei den operativen Einheiten (die Balda Gruppe) wurden die Strukturen vereinfacht und die Wertschöpfungskette optimiert – ein Vorgang der mittlerweile weitgehend abgeschlossen ist. Der Wert der Gruppe (Zahlen poste ich als HV-Zusammenfassung nur ungern) wurde im Aktienkurs nicht berücksichtigt. Das weitere natürliche Wachstum ist begrenzt. Ein potentieller Zukauf wurde konkret geprüft, scheiterte letztlich an der Preisvorstellung der Verkäufer (eine Wertsteigerung für die Aktionäre wäre unwahrscheinlich gewesen). Brauchbare weitere Firmen zu vernünftigen Preisen wurden nicht identifiziert.
Erste Verkaufsgespräche waren im Frühjahr 2015 mit H+T (nicht mit Paragon). Diese waren nicht beabsichtigt, sondern haben sich aus den bestehenden Geschäftsbeziehungen ergeben. H+T zeigte Kaufinteresse, es gab Vertraulichkeitserklärungen und schließlich wurden Fairness-Opinions (keine Wertgutachten) bei mehreren neutralen Gutachtern in Auftrag gegeben. Es gibt keinen objektiven Wert für ein Unternehmen. Balda prüft(e) stets die Grundlagen und rechnete mit einem Wert von zuletzt (Oktober) bis zu 75Mio € (d.h. maximal!)
H+T hat sein unverbindliches Angebot deutlich nach unten korrigiert, als der Großkunde bei Balda-Amerika wegbrach. Ende Juli brach H+T die weiteren Verhandlungsgespräche ab. Ein Dialog gab es aber weiterhin.
Schließlich kam Paragon auf den Plan, hat jedoch vertraglich gesicherte Zusagen gefordert.
Beide Beteiligten (Paragon und H+T) wußten voneinander, H+T war jedoch zu keinen weiteren Zugeständnissen bereit.
Paragon machte Druck und forderte sogar, dass die Elector bei einer HV gegen andere Optionen stimmt. Dazu war er Elector/v.A. aber nicht bereit.
v.A. unterschrieb als Geschäftsführer von Elector (Großaktionär von Balda) eine Klausel, wonach Elector 1 Mio bezahlt, sollte Elector bei der kommenden HV nicht für einen Verkauf an Paragon stimmen (hieraus resultierte die Stimmenmitteilung der Paragon für diese eine Frage – kein volles Stimmrecht, keine Dividendenberechtigung für Paragon). Hierfür hat v.A. laut eigenen Aussagen keinerlei Vorteile erhalten oder angeboten bekommen. v.A. war für mich in der Präsentation der Vorgänge – zu der er sich genötigt fühlte sie teilweise auch selbst darzustellen – absolut glaubwürdig. Er machte deutlich, dass er hierfür angefeindet und angegangen wurde. Er hat sich hierum nicht gerissen, aber nur dadurch war ein Verkauf realistisch und ist letztlich ist hierdurch der gesamte weitere Vorgang erst in Gang gesetzt worden.
Und noch bevor der notarielle Kaufvertrag mit Paragon unterschrieben wurde, ist H+T von den Gesamtumständen informiert worden. Es folgte die adhoc über den Kaufvertrag mit Paragon und erst später folgte das deutlich nachgebesserte Angebot von H+T.
Dieses wurde klar als das bessere angesehen (von Vorstand und Aufsichtsrat), aber man war im Dilemma, das Elector per Vertragsbindung für Paragon stimmen mußte. Bei einer „normalen“ Stimmenpräsenz war somit der Verkauf an Paragon wahrscheinlich.
Zwischengedanke von mir: Balda hat damals aber deutlich in der adhoc für Stimmenpräsenz geworben um ggfs. einen Verkauf an Paragon zu umgehen und infolge für H+T stimmen zu können (Hauptantrag, Hilfsantrag).
Für Paragon hat sich dadurch die Gefahr ergeben, nicht zum Zuge zu kommen.
Dr. v.A. hat nun als Geschäftsführer von Elector alleine mit Paragon verhandelt und diesen in meinen Augen wirklich tollen Deal verhandelt: Paragon bietet deutlich mehr als bisher, nimmt zusätzliche Finanzierungsmittel bei Balda auf UND besonderes wichtig: werden 74 Mio von irgend jemand geboten ist Elector von ihrer Stimmenbindung befreit. Die Balda zahlt für die Auflösung des Vertrages mit Paragon dann 1,4Mio Euro. Somit wurde ein vergleichbares Angebot zwischen Paragon und H+T hergestellt und H+T unter Zugzwang gebracht.
Es wurde der mögliche Konflikt von Dr. van Aubel als Aufsichtsratschef von Balda und Geschäftsführer von Elector (=Großaktionär von Balda) diskutiert. Da Elector aber nicht mit Balda verhandelte, was dies legitim.
Letztlich kam erst durch den ersten Paragon Kaufvertrag Bewegung zum Vorteil von Balda in die Verkaufsgespräche die aktuell zu einem bindenden und per Beschluss angenommen Angebot in Höhe von 74 Mio € an H+T führte (mit seinen zusätzlichen Vorteilen für die Gruppe und die sofortige Fälligkeit des kompletten Kaufpreises).
Noch zur HV:
Hr. Christian Diemer, CEO der H&T wurde als Gastredner vorgestellt und war mit einer kleinen Belegschaft bei der HV die vollen zwei Tage bis zum Schluss anwesend. Er stellte sein Angebot und die H+T vor. Er stellt klar, dass H+T fast 1€ pro 1€ Jahresumsatz zahlt und der Kaufpreis von 74 Mio € sehr hoch ist.
Mitte Oktober wurde Hr. Oechsle auf einer Fachmesse von den Italiern (-Stevanato-, Italiener schreibt sich schneller) angesprochen, was zu weiteren Gesprächen und konkreten Prüfungen durch diese führte.
Deren Prüfungen dauern seit Wochen an und Sie bieten „vorab“ 80 Millionen mit unverbindlichen Zusagen für ein ansonsten mit H+T direkt vergleichbares Angebot.
Die Italiener wollten auch ein Verschieben der HV.
Diesem Wunsch wurde jedoch nicht entsprochen. Dagegen wurde ausgehandelt, dass die Italiener bis Mitte Dezember ein verbindliches Angebot entsprechend bisherigen Planungen in Höhe von ca. 80 Mio € abgeben.
Sollte dieses nicht kommen, so würden sich die Italiener zur Zahlung von 750´000€ verpflichten. Das Angebot und die Prüfung wird nicht nur deshalb als absolut seriös angesehen, wäre infolge direkt(!) vergleichbar und logischerweise deutlich attraktiver als das von H+T (80 zu 74 Mio).
Durch ein Verschieben der HV, wäre der Druck herunter genommen worden. Sie hätten nur geringfügig mehr bieten müssen.
Wenn das Angebot verbindlich abgegeben wird, wird zeitnah eine erneute HV terminiert wobei nur noch über diese Frage entschieden werden muss (was per Weisung problemlos für jeden geht).
Bis dahin gilt aber der Beschluss zum Verkauf an H+T. Und diesen bleibt es natürlich vorbehalten im Zweifel gleichzuziehen. Was dies bedeutet, sollte klar sein. Zumindest 750´000€ mehr in der Kasse.
Mit weiteren Angeboten ist aufgrund des bereits hohen Kaupreises nicht zu rechnen, dieser läßt sich im Grunde auch nur durch Synergieeffekte begründen.
Das Transaktionsteam hat in meinen Augen einen guten Job gemacht. Die von mir bereits erwähnten Beträge sind natürlich hoch (wobei die Vergütung von Hr. Oechsle nicht im Verhältnis zum erzielten Kaufpreis steht), letztlich haben sie ihre Kosten spätestens durch die Italiener mehr als „eingespielt“.
Die weitere Abwicklung der operativen Einheiten werden auch noch viele Monate in Anspruch nehmen. Externe Mitarbeiter hätten/würden für diesen Prozess realistischer Weise deutlich höhere Kosten produzieren, deren Effizienz muss hierbei nicht höher liegen. Innerhalb eines Verkaufsprozesses, der seit Frühjahr 2015 geht, sind noch zusätzliche Aspekte wie bspw. Vertraulichkeit, Wissen, Erfahrung, Kontakte etc. zu berücksichtigen.
Das Transaktionsteam und insb. auch Dr. v.A. hat aus den oben skizzierten Gründen in meinen Augen einen hervorragenden Job im Sinne einer Wertsteigerung für die Aktionäre gemacht. Dies sollte man selbst bei einer kritischer Grundhaltung bei Betrachten des Aktienkurses seit Ende September auch eingestehen.
Und hätte die letzten 2 Jahre sich bei Balda nicht vieles (alles?) verändert, ist auch nicht anzunehmen, dass ein so eindeutig guter Preis (gemessen am Umsatz, Rechtsstreitrisiken weg) erzielt worden wäre.