UMT AG – Mehr als ein reiner Payment Provider
Die UMT AG ist 2017 kräftig gewachsen und schrieb auch 2018 schon positive Schlagzeilen. So nutzt PENNY seit Ende April als erster Discounter in Deutschland die Technologie des Münchner Spezialisten für maßgeschneiderte Mobile Payment und Blockchain-Lösungen. Im Vorstandsgespräch mit BankM erklärt CEO Dr. Albert Wahl was dieser Erfolg bedeutet und was die Gesellschaft abseits von Schlagworten wie Bitcoin und Blockchain ausmacht.
BankM: Betrachtet man den Chart der UMT-Aktie, weist dieser eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Verlauf des Bitcoin-Kurses auf. Im November 2017 ging es steil nach oben, bevor Anfang 2018 eine deutliche Korrektur erfolgte. Wie lässt sich das Geschäftsmodell der UMT AG zwischen den Hypethemen Bitcoin, Blockchain & Co. einordnen?
Dr. Albert Wahl: UMT ist ein führender Technologieanbieter und Integrationsdienstleister für maßgeschneiderte Lösungen im Bereich Mobile Payment in Europa. Als zentrale Schnittstelle agiert UMT dabei zwischen allen relevanten Parteien wie großen Einzelhandelsketten, Banken, Bonusprogrammanbietern und Endverbrauchern. Derzeit ist unsere Technologie bei rund 16.000 Filialen und 71.000 Kassen im Livebetrieb. Als Grundlage dienen hierbei die eigene Mobile Payment- und Loyalty-Plattform sowie die entsprechenden Services, vorwiegend im Rahmen einer Lizenzierung als White-Label-Lösung. Ergänzend dazu bieten wir Dienstleistungen in den Bereichen Kundenbindungsprogramme, Smart Data, Blockchain und Data Analytics entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie Beratungsleistungen zum Thema ICOs (Initial Coin Offerings).
BankM: Die auf der Payment-Technologie von UMT basierende PAYBACK App der American Express Gruppe zählt mit 14,5 Millionen Downloads zu den beliebtesten und erfolgreichsten Shopping-Apps in Deutschland. Seit Ende April nutzt mit PENNY ein erster großer Discounter das Bonusprogramm. Was bedeutet dieser Erfolg für UMT?
Dr. Albert Wahl: Durch die 2.180 Penny-Märkte vergrößerte sich die Akzeptanzfläche der PAYBACK-App nochmals deutlich. Insgesamt zeigt der Erfolg, dass die Zukunft in der nutzerfreundlichen Kombination von Payment-Anwendungen gekoppelt mit Loyalty-Lösungen auf Basis einer großen Akzeptanzfläche liegt. Aus diesem Grund ist die PAYBACK-App mit ihrem Leistungsbündel und ihrer großflächigen Verbreitung im Handel relevanter als die Angebote einzelner großer Payment-Anbieter, die ausschließlich eine Bezahlfunktion anbieten. Zu den ersten angeschlossenen Händlern zählen neben Penny die Drogeriemarktkette dm, gefolgt von den real-Märkten, Aral, GALERIA Kaufhof, Alnatura, REWE, Thalia und TeeGschwendner.
BankM: UMT ist aber mehr als ein reiner Payment Provider…
Dr. Albert Wahl: Das ist richtig. Die UMT-Gruppe sieht sich als Unterstützer auf Händlerseite bezogen auf den gesamten Verkaufsprozess und nicht als reiner Zahlungsprozessor. Wir bieten grundsätzlich allen Händlern die Möglichkeit der technischen Einbindung in den gesamten Sales- und Loyalty-Prozess und garantieren dabei den höchsten Schutz von Nutzerdaten. Deshalb stehen wir nicht im Wettbewerb zu reinen Zahlungsabwicklern, die teilweise unter großem Margendruck leiden.
BankM: Liegt darin auch der wesentliche USP der UMT AG?
Dr. Albert Wahl: Mit unserer eigenen Mobile Payment- und Loyalty-Technologie stellen wir eine mobile Zahlungsmethode in Kombination mit einem Kundenbindungstool zur Verfügung, die wesentliche Alleinstellungsmerkmale aufweist. Insbesondere zählen hierzu die universelle Einsetzbarkeit und Unabhängigkeit von einzelnen Händlern sowie die Möglichkeit der schnellen Integration gezielter und maßgeschneiderter Marketingmaßnahmen und diverser Zahlungsmöglichkeiten. Unser technologischer Führungsanspruch wird durch die Tatsache belegt, dass unser Know-how bereits in rund 16.000 Filialen zum Einsatz kommt.
BankM: Wie wichtig ist die Margensituation überhaupt in der aktuellen Entwicklungsphase? Bislang standen Investitionen und Wachstum klar im Vordergrund.
Dr. Albert Wahl: Die Optimierung und Weiterentwicklung unserer Basistechnologie und Services bilden einen Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Entsprechend werden wir weiterhin Investitionen forcieren, um überdurchschnittlich zu wachsen und langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, auch wenn die UMT hier meist in Vorleistung gehen muss. Das Umsatzwachstum wird sich aber auch beim Ertrag bemerkbar machen. Neben den dynamisch wachsenden transaktionsabhängigen Erlösen, die unser Ergebnis positiv beeinflussen, erschließen wir uns mit zunehmender Umsatzgröße auch nachhaltige Skaleneffekte, die sich margensteigernd auswirken.
BankM: Investitionen in die Zukunft sind auch die kürzlich bekanntgegebenen strategischen Partnerschaften mit UTRUST und Evy Solutions. Was genau steckt dahinter?
Dr. Albert Wahl: Die im März 2018 abgeschlossene strategische Partnerschaft mit der UTRUST Switzerland AG dient dem Ausbau und der Weiterentwicklung der UMT-Technologie zur Integration der Trusteefunktionalität von UTRUST im Kryptomarkt. Die Partnerschaft umfasst dabei die Finanzierung und das Betreiben einer Transaktionsplattform für Krypto- und Fiat-Währungen auf Basis der innovativen und zukunftssicheren Blockchain-Technologie. Im Rahmen der Zusammenarbeit lizenziert UTRUST die Technologieplattform der UMT inklusive transaktionsbezogener Vergütung in der Abwicklung. Mit diesem Schritt und der Erweiterung unseres Angebotsspektrums im Bereich Blockchain und Kryptowährungen bauen wir unsere Wertschöpfungskette signifikant weiter aus.
Im Rahmen der Kooperation mit der in Köln ansässigen Evy Solutions GmbH wickelt die UMT Zahlungen für Evy Solutions ab, zieht Kundengelder per SEPA-Lastschrift ein bzw. zahlt diese an den Empfänger aus und erhält für diese Dienstleistungen entsprechende Transaktionsgebühren. Evy bietet seinen Kunden einen digitalen Assistenten an. Im Rahmen dieser Digitalisierung wird eine App-basierte Funktion zur Begleichung von Rechnungen angeboten.
BankM: Gibt es einen Punkt, an dem UMT über Partnerschaften hinaus für einen „Big Player“ interessant sein könnte und wären Sie gesprächsbereit?
Dr. Albert Wahl: Sagen wir es mal so: Gesprächsbereit sind wir durchaus, wenn der richtige Partner anklopft. Da die UMT mit ihrer Plattform bereits einen großen Anteil des deutschen Einzelhandels hinsichtlich der technischen Akzeptanz von mobilen Zahlungsprozessen abdeckt, sind wir sicherlich für den ein oder anderen „Big Player“ eine interessante Adresse. Wir sind uns jedoch unserer Stärken durchaus bewusst und werden uns nicht unter Wert verkaufen – das sind wir auch unseren Aktionären schuldig