"Anleihen sind viel teurer als Aktien"
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FOCUS Online: Die US-Notenbank entzieht den Banken Geld, was dazu führt, dass die Kurse für Aktien und Rohstoffe fallen: Was ist daran misszuverstehen?
Grüner: Die Kausalkette stimmt so nicht. Unsere Banken kaufen gar keine Aktien. Der Eigenhandel wurde größtenteils dicht gemacht. Auch die Kreditvergabe ist nicht gestiegen, weil es für die Banken angesichts niedriger Zinsen überhaupt nicht attraktiv ist, riskante Kredite auszuleihen. Dafür müssten sei nämlich mehr als vier Prozent bekommen.
FOCUS Online: Und wo landet das Geld der Notenbanken dann?
Grüner: Als Überschussreserve in der Bankbilanz. Diese Überschussreserven haben mittlerweile ein astronomisches Niveau erreicht. Auch die Unternehmen und die Privathaushalte haben so hohe liquide Reserven wie noch nie zuvor. Das ist vielleicht das beste Argument gegen eine erneute Wirtschaftskrise. Allein in Deutschland schlummern Billionen auf Sparkonten und Festgeldern. Das, was die Leute in ihren Aktiendepots haben, haben sie nochmal auf ihrem Festgeldkonto.
FOCUS Online: Was heißt das jetzt alles für mich? Soll ich verkaufen? Soll ich jetzt einen Stop-Loss-Kurs setzen?
Grüner: Wir verkaufen nicht. Wir haben bereits in unserer Kapitalmarktprognose für 2014 geschrieben, dass die Börsen 2014 wesentlich volatiler sein werden als in den vergangenen Jahren. Da kann es schon mal sein, dass der Dax binnen 14 Tagen 700 Punkte verliert. Einen Stopp-Loss würde ich persönlich nicht setzen. Hätten Sie das 2013 gemacht, wären Sie bei der ersten kleinen Korrektur rausgeflogen – und nie wieder eingestiegen, weil Ihnen die Börse davongelaufen ist. Da wäre es besser gewesen, einen Indexfonds zu kaufen und zu behalten.
FOCUS Online: Aber ist das Kursniveau nicht schon sehr hoch? Die alten Allzeithochs wurden 2013 meins nach dem anderen pulverisiert - das konnte ja auch nicht gesund sein.
Grüner: Was ist denn die Alternative der Anleger, wenn sie aussteigen? Festgeld? Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis im Dax beträgt 13, 14 oder 15 – je nachdem welche Schätzungen man zugrunde legt. Die Umlaufrendite am Anleihenmarkt lag zum Jahresanfang bei zwei Prozent. Ein Anleihen-Nennwert von 100 geteilt durch 2 macht ein KGV von 50. Das heißt: Anleihen sind viel teurer als Aktien. Diese Relationen werden sich angleichen müssen – und das bedeutet, dass Aktien mittelfristig noch erheblich steigen können.
FOCUS Online: Zu welchen Titeln raten Sie?
Grüner: Kaufen Sie Dividendenaktien. Mit Ölaktien, mit großen Versorgern und auch mit vielen Pharmariesen können sie auf dem aktuellen Kursniveau fünf Prozent Dividendenrendite erzielen. Für eine Bundesanleihe gibt es im Moment 0,61 Prozent. Noch Fragen?
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