Daniel: ich gebe Dir in fast allem, was Du schreibst, recht. Auch habe ich Hochachtung vor der Leistung des ecotel Teams angesichts eines sehr schwierigen und schwer vorhersehbaren Marktumfeldes.
Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass man nicht enttäuscht sein darf, wenn sich die Ewartungen nicht erfüllen. Ganz konkret bezieht sich das hier auf den Ausblick 2016, der angesichts der Realität zwar wahrscheinlich zurecht so gezeichnet wurde. Allerdings muss man doch sehen, dass vor genau einem Jahr im GB 2014 die Zielsetzung hier noch 8-10 Mio. EBITDA gehießen hatte, wie wasserloch zurecht anmerkt.
Vielleicht noch ärgerlicher: noch im Dezember 2015 hat Ecotel bei der Münchener Kapitalmarktkonferenz eine EBITDA Prognose von 9 Mio. für 2016 angegeben, also inline mit der alten Schätzung. Zugegeben: man hat hier die EBITDA-Prognose der DZ-Bank Studie übernommen und dies auch gekennzeichnet. Aber das ist in meinen Augen keine Entschuldigung. Schließlich hat hier der CEO selbst präsentiert, nur wenige Wochen vor Beginn des Geschäftsjahres.
Ich frage mich nach der Erfahrung der letzten 2-3 Jahre auch, was man wirklich als Maßstab für die fundamentale Earnings-Power von ecotel nehmen sollte. Hier nur den FCF zu betrachten und nicht das EPS ist in meinen Augen irreführend und stark beschönigend, da Geschäftskunden-Großprojekte immer große Anlaufkosten haben werden, die zurecht in den Folgejahren amortisiert werden. Der FCF der Erntejahre ist daher für sich genommen kein guter Maßstab. Andererseits würde ich auch zustimmen, dass das EPS selbst die Lage zu schlecht malt.
Im Moment stecken leider einige Risiken in der Sache drin. New Business ist angesichts der jüngsten Ereignisse und der Aussagen im Geschäftsbericht bis auf weiteres leider etwas eine Black Box. Geschäftskunden ist solider. Allerdings ist ecotel in meinen Augen einfach zu klein. Mit der bestehenden Größe werden sie in dem Umfeld immer wieder Probleme mit "Einmalkosten", "nötigen Investments" und "unerwartetem Verlust eines Großkunden" etc. haben. Sprich: nicht alles was einem als "free" cash flow verkauft wird ist letztlich wirklich "free".
Wenn ecotel sich an einen größeren Anbieter veräußern würde, könnte man sicherlich sehr schöne Synergien erzielen. Das Rechenzentrum könnte deutlich effizienter und profitabler genutzt werden; ecotel könnte anfangen an seine Bestandskunden echtes Cloud-Outsourcing und Consulting zu verkaufen und nicht nur das Datacentre-Backend; und der Käufer könnte Telekomdienstleistungen von ecotel seiner bestehenden IT-Palette hinzuzufügen.
Wie gesagt: ich denke, dass der ecotel Vorstand das alles ganz gut macht in einem schwierigen Umfeld. Aber angesichts der bestehenden Lage erscheint es mir sehr überlegenswert, ob man sich diesen anstrengenden Kampf als Zwerg im Land der Riesen weiter geben will.