nur mal ein beispiel, wie feuerblume den hals wendet....
#1 von Feuerblume 31.03.06 00:48:58 Beitrag Nr.: 21.020.766
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Explorerstocks, insbesondere Small Caps, sind in aller Munde. Ihre Storys verkaufen sich gut. Sie sind schließlich nichts anderes als das allseits geliebte "Ich find-den-Schatz-Spiel". ... und er macht mich zum Millionär.
Dabei ist das Exploring eine ziemlich zeitraubende und und vor allem kapitalintensive Angelegenheit, die eine Menge an Know-how erfordert. Fragt man nach der Qualität der Geologen, haben Explorer immer die besten Geologen an Board. Und ein "Weltklassemanagement" sowieso.
Das einzige was durch Fakten gesichert ist, ist die Kapitalausstattung. Schließlich gibt es Bilanzen. In diese sollte man zumindest einen Blick werfen. Fehlen Cashflows, z.B. weil noch keine Quelle sprudelt, so kann davon ausgegangen werden, dass die anfallenden Kosten des Explorers von den Aktionären zu decken sind. Und diese Kosten sind exorbitant. So haben sich die Mieten für ein Rigg binnen eines Jahres verdoppelt. Für vernünftiges Gerät können gut und gerne 250.000 USD eingeplant werden, und zwar pro Tag. Hinzu kommen die sonstigen Kosten eines Drills. Im Deepwater nochmals leicht der gleiche Preis..
Auch der Zeitfaktor sollte nicht unterschätzt werden. So hat die renommierte Chevron 5 Jahre in OPL 250 (Nigeria) gebohrt und dort etwa 0,5 Mrd. USD ergebnislos versenkt.
Und Explorationslöcher sind in der Regel nicht die späteren Förderlöcher. Diese werden erst im Rahmen der Entwicklung eines Ölfeldes gesetzt, binden also nochmals Kapital.
Die meisten Explorer verschwinden daher im Nirwana der Insolvenz. Nur wenige können sich etablieren und noch weniger schaffen den Übergang zum Produzenten. Es ist nicht nur die in der Natur der Sache liegende Erfolglosigkeit einer Exploration, welche diese Firmen häufig scheitern lässt. Teilweise werden auch sog. Overground-Risiken akut, denn so mancher afrikanischen Staat wechselt seine Regierung häufiger aus als mancher Explorer seine Arbeitshose. Bestehende Verträge kennt so manches neue Regime nur vom Hörensagen.
Die Suche nach Öl ist also ein Geschäft mit vielen Risiken. Die Kosten der Suche nach Öl sind also quasi die Risikokosten des Investments.
Generell ist ein Explorer zu bevorzugen, welcher bereits den Übergang zum Produzenten geschafft hat und zumindest einen Teil seiner Bohrkosten über erwirtschaftete Gewinne finanzieren kann. Solche Unternehmen gibt es genügend auf dem Markt, auch solche mit günstiger Bewertung. Niemand ist also gezwungen auf einen Dog zu setzen. Bei Unternehmen, die auf ihrer Erfahrungskurve dort positioniert sind, wo die Y-Achse die X-Achse schneidet, ist höchste Vorsicht angezeigt. Die Entwicklung eines Ölfeldes, zu der die Verlegung von Pipelines und der Bau von Lagertanks gehört, ist, ebenso wie die Ölförderung selbst, ein komplizierter Prozess, der beherrscht werden muss. Selbst sehr gute Explorer sind daran schon gescheitert.
Manche Börsenbriefe versprechen Ihnen das Blau vom Himmel. Glauben Sie nicht alles, was da so erzählt wird. Denken sie bspw. daran, dass sich selbst mit modernsten Enhanced-Oil-Recovery-Verfahren (EOR) ein Ölfeld niemals zu 100 % ausbeuten lässt. In der Regel liegt der Recovery-Faktor zwischen 20 und 80 %, im Mittel bei etwa 40 %. Denken Sie daran, dass die Ausbeute einer Glockenkurve folgt und nach ihrem Zenit schnell absinkt, sich also auch die Cashflows mit der Zeit dramatisch reduzieren.
Und bedenken Sie, dass in Regel der größte Teil des Gewinnes beim Eigentümer der Resource verbleibt, der ihn über einen PSC und über Steuern abschöpft. Beim Förderer verbleiben in der Regel Beträge, die zwischen 2 und 5 USD pro Barrel betragen. Von 65 in einem 10 Jahreszeitraum untersuchten Explorern konnten die 30 besten gerade einen Net Present Value (NPV) von 2,02 USD pro Barrel erzielen. Diese 30 Unternehmen hatten im Schnitt eine IRR von 20 % erwirtschaftet. Gewinne von zigtausend Prozent gehören also ins Reich der Utopie.
Lassen Sie sich also kein X für ein U vormachen und widerstehen sie auch der Gruppendynamik, die von einem Börsenboard ausgehen kann.