weiter darauf warten. Everfuellist am Ende.
Fiasko für die Brennstoffzellentechnik in Dänemark: Das seit dem Sommer geschlossene Tankstellennetz wird nicht wieder öffnen. Wer in dem Land einen Wasserstoff-Pkw fährt, muss künftig zum Tanken ins Ausland reisen.
Der Schritt betrifft nur wenige Autofahrer in Dänemark, diese aber umso massiver: Gerade einmal 167 Autos mit Wasserstoff-Brennstoffzellen sind laut dem Industrieverband »Brintbranchen« in dem skandinavischen Land registriert. Genau deshalb müssen die Pioniere der alternativen Antriebstechnik künftig woanders tanken.
Der Betrieb von Wasserstofftankstellen für Autos lohne sich nicht, erklärte das Unternehmen Everfuel am Freitag gegenüber dem SPIEGEL. »Wir können die Stationen nicht weiter subventionieren.« Die Verbreitung von Wasserstoffautos habe »die Erwartungen nicht erfüllt«. Zuvor berichtete das Fachportal »Energywatch« über die Schließung. Nach eigenen Angaben war das Start-up bislang der einzige Betreiber in Dänemark. Nach bisherigen Plänen sollte bis zu diesem Jahr ein Netz aus mehr als 15 Tankstellen entstehen, nun sind es null. Firmenchef Jacob Krogsgaard entschuldigte sich für die »Unannehmlichkeiten«.
Als Auslöser für den Schritt, aber nicht als Grund, wurden technische Probleme genannt. Bereits seit Juni konnte Everfuel seine Tankstellen nicht mehr beliefern, nachdem Lecks an den Ventilen seiner zwölf Tanklaster entdeckt worden waren. Über den Sommer waren die Stationen daher außer Betrieb.
»Unreifer Markt«
Bei der Gelegenheit hat die dänische Firma ihre Geschäftsstrategie überdacht. Ein »unreifer Markt« spreche dagegen, auf Wasserstoffautos zu setzen. Everfuel will sich nun auf den Bau großer Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff für die Industrie mithilfe von Windstrom konzentrieren. Auch diese Projekte verzögern sich, versprechen aber sichere Einnahmen. Ab 2028 soll eine Pipeline nach Deutschland den Absatz garantieren, bereits jetzt ließen sich auf dem deutschen Markt Zertifikate für grünen Wasserstoff verkaufen
Drei ältere Tankstellen in Brabrand, Kolding und Kopenhagen werden dauerhaft stillgelegt, ebenso wie zwei weitere Everfuel-Tankstellen in Norwegen. Dort wurde die Eröffnung einer neuen dritten Tankstelle abgesagt, in dem Land gibt es aber auch noch andere Anbieter. Für die Standorte geplanter Stationen in Schweden suche man eine neue Lösung.
»Bis auf Weiteres« geschlossen bleiben auch die neueren dänischen Wasserstofftankstellen von Everfuel im Hafen von Aarhus sowie eine zweite in Kopenhagen, wo seit 2021 eine Taxiflotte aus 100 Toyota Mirai versorgt wurde. Die Taxifirma Drivr scheint sich ebenfalls umzuorientieren, sie stellte inzwischen batterieelektrische Autos von Toyota als neue Option vor. Everfuel zufolge könnten diese Standorte wieder öffnen, falls sich dafür ein tragbares Geschäftsmodell entwickeln lasse.
Bei einer niederländischen Everfuel-Tankstelle, die in Betrieb bleibt, sei das der Fall. Dort werden Busse versorgt. Auch an zwei deutschen Bustankstellen in Frankfurt am Main und Wuppertal werde weitergebaut. Grundsätzlich könnten Wasserstoffstationen sich lohnen, wo Schwerlastverkehr für ausreichend Absatz sorgt.
In einigen Jahren kann sich Everfuel vorstellen, auch in Dänemark das Tankstellengeschäft wieder aufzunehmen – zumal die Europäische Union ihre Mitgliedstaaten verpflichtet, bis 2030 ein Netz an den wichtigsten Verkehrsrouten aufzubauen. Theoretisch könnten dann auch Wasserstoffautos wieder in Dänemark tanken, weil die EU diese Option vorschreibt. »Aber nur ergänzend«, stellt Everfuel klar. In erster Linie seien die Tankstellen der Zukunft für Lkw gedacht.
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VG