Ja, das ist schon in Ordnung, wenn Kullmann das Unternehmen entschlacken, produktiver und effizienter machen, und sinnloses Geldausgeben für allerlei Schnulli-Gedöns an den Rändern vermeiden will. Digitalisierung ist auch okay. Auch die Forschung & Entwicklung zu forcieren, kann nie schaden. Aber das wird langfristig nicht ausreichen. Du hast es selbst angedeutet: Was da an Übernahmen und Fusionen schon gelaufen ist in den USA und in anderen Ländern, ist dynamisch und beängstigend. Und wie China versucht, die Welt leer zu kaufen, sodass manchem der Atem stockt, das muss ich nicht erwähnen. Gerade deshalb muss Du mitziehen, sonst gerätst Du langfristig ins Hintertreffen.
Schau Dir an, wie klein und mickrig die Umsätze von Evonik (13 Mrd. pa.) im Vergleich zu den großen chinesischen Staatsbetrieben oder den US-Konzernen wie DowDuPont z.B. sind. In Deutschland können wir froh sein, dass wir immerhin noch BASF und Bayer haben. Die größten Konzerne bewegen jährlich Umsätze zwischen ca. 45 Mrd. und 70 Mrd. (China wahrscheinlich in Teilen noch mehr). Und die kaufen allesamt nicht umsonst schon seit Jahren zu. Schau Dir an, wie Bayer die Muffe ging, sodass man sogar bereit war, für dieses relativ kleine und juristisch höchst belastete Monsanto mehr als 60 Mrd. zu bezahlen. Die haben das auch endlich erkannt, was ich seit Jahren im Sektor beobachte.
Was willst Du da mit kleinen und mittleren Zurückgebliebenen wie Clariant, Huntsman, Air Liquide, Air Products & Chemicals, Covestro, Lanxess, Wacker Chemie u.a. langfristig ausrichten? Die haben alle Jahresumsätze, die etwa ein Drittel oder die Hälfte bis maximal zwei Drittel von Evonik erreichen. Das ist einfach zu dünn. Und das wissen die alle. Deswegen ist ja so eine Dynamik und Hektik im M&A-Geschäft aufgekommen. Und wenn sich schon die Kleinen freiwillig regelrecht anbiedern und gekauft werden wollen (!), dann muss ich doch nur noch die großen Löffel raushängen, wenn's schon Brei regnet. Die aktivistischen Investoren wissen das und mischen die Kleinen jetzt richtig auf. Zur Not wird so ein kleiner Konzern aufgehübscht und ins Schaufenster gestellt, oder eben Teile davon.
Komfortable Situation für Jäger. Große Geldsummen zum Nullzins bekommt man auch. Was denn nun noch??? Ich würde einheimsen, was ich nur kriegen könnte, bis die Schwarte kracht, bis der Arzt kommt. Und nach 2 Jahren wäre Evonik dann zwei- bis dreimal so groß, und könnte dann 10 Jahre lang von mir aus konsolidieren, integrieren, Sparprogramme auflegen, Synergien nutzen, sich die fetteren Marktanteile zunutze machen und dominieren. Aber man hätte erst einmal GRÖßE! Sowas schützt dann auch besser davor, selbst geschluckt zu werden!
Von mir aus würde ich auch partielle Kapitalerhöhungen mittragen und eins zwei Jahre auch auf Dividende verzichten, wenn's seinen Teil dazu beiträgt. Dafür hättest Du dann aber 25, 30, 35 Mrd. Konzernumsatz pro Jahr, dickere Cashflows, perspektivisch deutlich höhere Dividenden und endlich mal "Shareholder Value"! Statt nach 4 Jahren Börsennotierung immer noch im Endlos-Seitwärtstrend bis max. 30 EUR je Aktie festzuhängen. Schönen Dank!
Wenn Kullmann erst die RAG um Erlaubnis fragen und ein OKAY abholen muss, und dann wahrscheinlich doch nicht bekommt, was er sich erhofft hatte, dann kanner eben im Vorfeld nicht eigenmächtig großspurige Ankündigungen machen, die für Investoren sehr interessant sind, und worauf sich diese mit ihren Investitionsentscheidungen dann stützen. Erst fragen, dann Presse-News in die Ticker reindrücken. Das war jetzt jedenfalls mal ein Schlag ins Gesicht für mich und außerdem unprofessionell von ihm. Sorry.
B