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Kolumne - 19.06.08 IBMC China: Fairer Wert 30 Cents je Aktie? Shanghai 19.06.2008 (www.emfis.com) Die Aktie der IBMC China AG ist gestern um über 53 Prozent auf 0,058 Euro nach oben geschossen. Der chinesische Mode-Franchise-Betreiber hatte zuvor die Übernahme von BBS – EX Factory Direct Center bekannt gegeben. IBMC hat damit einen Quantensprung geschafft. Die Zahl der Filialen, die das Unternehmen nun kontrolliert, ist dadurch mit einem Schlag von 28 auf 88 nach oben geschnellt. Der Deal wurde von langer Hand vorbereitet und liegt nun in trockenen Tüchern. IBMC China erwirbt 51 Prozent der Anteile des chinesischen Einzelhändlers BBS. Letzteres Unternehmen betreibt unter seinem Dach 60 Modeläden mit einer Gesamtfläche von über 6000 Quadratmetern. Dazu gehört unter anderem ein Sportmoden-Center mit 2000 Quadratmetern Fläche, in das sich auch Nike und Reebok eingemietet haben. Der Gesamtkomplex befindet sich in der riesigen Shopping-Mall Zhong Huan Bai Lian mitten in Shanghai. Im Gegenzug erhalten die BBS-Eigner eine Million Aktien der IBMC China AG. BBS verfolgt ein interessantes Geschäftsmodell. Das Unternehmen hat in der benannten Mall unter eigenem Label ein Factory-Outlet mit zahlreichen Einzelmarken eingerichtet. Die Markeninhaber sind aber nicht etwa „Untermieter“, sondern führen BBS stattdessen 30 Prozent der dort erzielten Umsätze zu. Die In-Stores werden von den Markenanbietern in Eigenregie betrieben. Sie müssen demnach auch ihre Läden auf eigene Rechnung ausstatten und ihre Verkaufskräfte selbst bezahlen. Ähnlich wie IBMC China hat damit auch BBS einen eleganten Weg gefunden, vom chinesischen Konsumboom zu profitieren, aber gleichzeitig den Investitionsbedarf und die Finanzrisiken auf die Partner-Unternehmer zu verlagern. Factory-Outlet-Center erfreuen sich in China einer enormen Beliebtheit. Sie befinden sich dort meist mitten in den großstädtischen Zentren. BBS hat sich in Zeiten, in denen gute Stadt-Ladenflächen nur noch schwer zu finden sind, in einer äußerst attraktiven Lage eingenistet – und gleichzeitig attraktive Partnerunternehmen gewonnen. Der Bruttoumsatz der Gesellschaft dürfte in diesem Jahr bei 21 bis 40 Millionen Renminbi liegen; beim Nettoumsatz wird eine Größe von 5 Millionen Renminbi fest angestrebt. IBMC China wiederum hat mit der mehrheitlichen Übernahme von BBS einen enormen Sprung nach oben gemacht. Die Gesellschaft verfügt damit über 60 weitere Läden, die größtenteils bereits in Betrieb gegangen sind. Gleichzeitig kann IBMC dem neuen Tochterunternehmen bei Bedarf eigene Marken und Lizenznehmer zuführen, um entsprechende Lücken schnell wieder zu füllen. Die Gesellschaft kam mit ihrer eigenen Expansion bisher eher langsam voran, weil nicht genügend geeignete Ladenflächen zu akzeptablen Preisen gefunden werden konnten. Die Nachfrage potentieller Lizenznehmer, die auch in der Lage sind, entsprechende Summen zu investieren, ist dagegen weiterhin sehr hoch. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Ausstrahlungskraft, die der Deal auf künftige Partner und Investoren haben wird. IBMC China hat sich durch den Zusammenschluss in eine neue Liga katapultiert und die eigene Reputation deutlich gesteigert. Er ist zudem ein weiteres Indiz für die exzellenten Kontakte, über die CEO Frank Yuan in der chinesischen Textilbranche verfügt. Das Modell, durch Übernahmen auf Aktientausch-Basis neue Verkaufsflächen und Läden zu erwerben, könnte bei IBMC durchaus Schule machen. Es gibt zahlreiche Betreiber wie BBS, die sich offensichtlich gerne an eine Gesellschaft angliedern, die börsennotiert ist und Zugang zu internationalen Konzernen mit interessanten Labels hat. Der wichtigste Aspekt der BBS-EX-Übernahme ist aber nicht die Zahl der hinzugewonnen Läden – und auch nicht des dadurch zusätzlich erzielbaren Umsatz- oder Gewinnpotentials. Entscheidend ist aus Investorensicht vor allem die Art und Weise, wie diese Akquisition von IBMC finanziert wurde: Nämlich ausschließlich mit Aktien des eigenen Unternehmens. Dies lehrt uns vor allem, dass in China der Wert von IBMC um ein Vielfaches höher veranschlagt wird als am deutschen Aktienmarkt. Das Unternehmen hat für nicht mehr als 1.000.000 eigene Papiere 51 Prozent von BBS erhalten - und damit 60 bereits bestehende Läden mitten in Shanghai. Legt man den aktuellen Börsenwert von 0,58 Euro zugrunde legen, dann hat IBMC (nach dem gestrigen Kurssprung) lediglich 58.000 Euro für die Beteiligung bezahlt - und zwar nach dem gestrigen Kurssprung. Dafür sichert man sich nun die Kontrolle über eine Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von umgerechnet mindestens 500.000 Euro. Für manchen Leser mag sich dies so anhören, als ob sich der Geschäftssitz von BBS-ex nicht in Shanghai, sondern eher hinter dem Mond befinden würde. Die deutschen Anleger haben die Aktie von IBMC China zuletzt gnadenlos nach unten geprügelt. Dem Börsenwert nach zu urteilen, ist das Unternehmen mittlerweile nahezu wertlos. William Ren, der Chef von BBS, sieht dies offenbar anders. Er war nur allzu gern bereit, die Mehrheit seines Unternehmens für eine Million IBMC-Aktien abzugeben. Wer irrt hier also? Der Textil-Unternehmer vor Ort oder der deutsche Aktienmarkt? Sehen wir uns hierzu ein weiteres Detail der BBS-Übernahme an, und zwar den amtlichen Genehmigungsprozess: IBMC China ist eine Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht und wird damit von den chinesischen Behörden als ausländische Firma eingestuft. BBS wiederum ist ein waschechtes China-Unternehmen. Ein Anteilstausch in dieser Konstellation ruft automatisch das chinesische Außenministerium auf den Plan. Dort ist man grundsätzlich bemüht, zu verhindern, dass ausländische Investoren die heimischen Unternehmen „über den Tisch ziehen“. Dies wäre beispielsweise dann der Fall gewesen, wenn IBMC China für die Mehrheit an BBS lediglich einen Spottpreis bezahlt hätte. Um derartigen Entwicklungen vorzubeugen, beauftragt das Außenministerium externe Gutachter, die eine Art „inneren Wert“ der beteiligten Unternehmen ermitteln sollen. Zugrunde gelegt werden dabei Kenngrößen wie Buchwert, Gewinnentwicklung, diskontierter Cashflow und die Zukunftsaussichten einer Gesellschaft. Im Falle von BBS wurde der Wert des 51prozentigen Anteils, der von IBMC China übernommen werden sollte, mit 3 Millionen RMB angesetzt. Dies entspricht umgerechnet rund 300.000 Euro. IBMC China hat damit eine Million eigene Aktien für einen Unternehmensanteil bezahlt, der von offizieller Seite mit 300.000 Euro veranschlagt wurde. Die Transaktion wurde vom chinesischen Außenministerium abgesegnet – in Kenntnis des Marktwertes dieses Anteilspakets, der seinerzeit bei lediglich 35.000 Euro gelegen haben dürfte. Bei BBS wiederum war man offensichtlich bereit, von einem „fairen“ Anteilswert von 300.000 Euro auszugehen. Diese Sicht der Dinge wurde auch von der Regierungsseite her ohne Abstriche geteilt. Dem deutschen Anleger sollte spätestens dies die Augen öffnen. Wir wissen jetzt nicht nur, welchen Wert man der Aktie bei BBS beimisst. Was uns hier außerdem vorliegt, ist ein - quasi offizielles - Testat der chinesischen Regierung. Dieses besagt letztlich nichts anderes, als dass für die Titel ein fairer Wert von 0,30 Euro angesetzt werden kann!! Wir wollen jetzt nicht überschwänglich werden – aber bei einem Aktienkurs von derzeit 0,06 Euro ist wirklich noch ein gewisser Spielraum nach oben erkennbar! Die Expansion von IBMC China ist in den vergangenen Monaten langsamer als geplant vorangekommen. Dies mag manchen Anleger enttäuscht haben, rechtfertigt aber nicht das lächerlich niedrige Kursniveau. Zum einen sind auch die 28 bereits eröffneten Läden kein Pappenstil in einem Umfeld, das von steigenden Mietpreisen und einem harten Wettbewerb um Verkaufsflächen geprägt ist. Zum anderen hatte das Unternehmen im letzten halben Jahr nicht nur den Aufbau einer belastbaren Infrastruktur zu leisten, sondern auch zahlreiche Partner-Anfragen zu prüfen und – wie wir gesehen haben - große Einzeltransaktionen vorzubereiten. Übernahmen wie der BBS-Deal könnten IBMC China in Zukunft noch schneller wachsen lassen als bisher erwartet – und dies zu äußerst vorteilhaften Konditionen. Wir sind zuversichtlich, dass Frank Yuan hier auch in näherer Zukunft noch mit einigen Überraschungen aufwarten wird. Disclosure: Erklärung nach § 34b Abs. 1 des Wertpapierhandelsgesetzes: Der Autor erklärt, dass er bzw. mit ihm oder seinem Arbeitgeber verbundene Personen im Besitz von Finanzinstrumenten sind, auf die sich die Analyse bezieht, bzw. in den letzten 12 Monaten an der Emission des analysierten Finanzinstruments beteiligt waren. Hierdurch besteht die Möglichkeit eines Interessenskonfliktes. Quelle: EMFIS.COM, Autor: (gh)
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