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HighTech Investor: Infineon trifft die Qimonda-Pleite hart
Publimax Media
29. Januar 2009 Die Insolvenz des letzten europäischen Speicherchip-Herstellers Qimonda trifft auch Mehrheitseigner Infineon hart. Es drohen Belastungen im dreistelligen Millionenbereich. Dabei könnte Infineon das Geld sehr gut selbst gebrauchen.
Infineon Technologies
WKN
623100 Branche Halbleiterindustrie
Land Deutschland
Kurs bei Besprechung 0,72 Euro
Datum 29.01.2009
Börsenkennzahlen
Unternehmen Infineon Technologies
52 Wochen Hoch 7,46 Euro
52 Wochen Tief 0,58 Euro
Marktkapitalisierung 547 Mio. Euro
Erwähnte Unternehmen
Name WKN Kauf Verk. News
Infineon Technologies
623100 Qimonda AG
A0KEAT München - Eigentlich ist Qimonda seit fast drei Jahren ein eigenständiges Unternehmen, noch dazu börsennotiert. Doch Infineon hält noch die Mehrheit mit 77,5 Prozent der Anteile. Zudem war Qimonda früher eine Sparte von Infineon. Die Mutter könnte deshalb für ihre Tochter geradestehen müssen. Es drohen Forderungen von Mitarbeitern, die Rückzahlung öffentlicher Fördermittel sowie Kartellverfahren. Dafür hat Infineon vorsorglich schon einmal einen "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag" auf die Seite gelegt.
Ein Analyst schätzt die Schadenssumme auf bis zu 280 Millionen Euro. "Die Belastungen treffen uns, sie sind aber nicht bedrohlich", sagte ein Infineon-Sprecher. Verglichen mit dem, was die Tochter der Mutter bislang an Schmerzen beigefügt hat, erscheint die Summe tatsächlich niedrig: Rund 3 Milliarden Euro Verlust alleine im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 (Ende September) gingen auf das Konto von Qimonda. Dazu viel Ärger um ein staatliches Rettungspaket, das letztlich dann doch scheiterte.
Hauptgrund für das Desaster war der rapide Preisverfall bei so genannten DRAM-Speicherchips. Es sind einfach zu viele der für Computer oder Spielekonsolen so wichtigen Bauteile auf dem Markt. Hinzu kamen nach Ansicht von Branchenbeobachtern Managementfehler. Vor zwei Wochen führte die Gemengelage dann in die Insolvenz. 12.000 Beschäftigte müssen jetzt um ihren Job bangen, 4.600 davon in Deutschland. Ob der Insolvenzverwalter zumindest Teile retten kann, ist unklar.
Die Börsianer nahmen die Pleite zwar gelassen auf. "Die Insolvenz bei Qimonda war nichts, was den Markt überrascht hat", sagte Commerzbank-Analyst Thomas Becker. Bereits Anfang Dezember hatte Qimonda selbst vor der drohenden Zahlungsfähigkeit gewarnt. Doch es bleibt die Frage, woher Infineon das Geld nimmt, sollte der Konzern für seine Beteiligung einspringen müssen.
Der Großaktionär hat genug eigene Sorgen: Infineon leidet wie die gesamte Halbleiter-Branche unter der weltweiten Wirtschaftsflaute. Konzernchef Peter Bauer hatte bereits vor Wochen vor roten Zahlen gewarnt. Besonders das wichtige Geschäft mit Chips für die Autoindustrie ist eingebrochen. Entsprechend kommt nur noch wenig Geld in die Kasse. Fremdes Kapital wiederum ist gerade teuer und schwer zu beschaffen. Zu allem Überfluss muss Infineon bis zum kommenden Jahr zwei Anleihen über insgesamt knapp 700 Millionen Euro zurückzahlen sowie Kredite in Höhe von rund 300 Millionen Euro verlängern.
Das Infineon-Management will deshalb die Aktionäre um Hilfe bitten. Auch der Hauptversammlung am 12. Februar möchte sie deren grundsätzliches Okay für eine Kapitalerhöhung über 450 Millionen Euro einholen. Die spätere Umsetzung funktioniert aber nur, wenn der Aktienkurs bei mindestens 2 Euro liegt. Momentan wäre Infineon aber wohl ganz froh, wenn sie wenigstens wieder 1 Euro pro Aktie kosten würden.
Von Daniel Schnettler, dpa-AFX
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