Kalte Metalle - heißer als Öl
Alle reden vom Öl - doch noch heißer als das Geschachere um das "schwarze Gold" ist der Preiskampf bei Zinn, Kupfer, Blei und Nickel. Entscheidend für den Metall- und Mineralien-Markt ist die Entwicklung Chinas.
Die Rohstoffgier des Reichs der Mitte schien unstillbar. Ob Zinn für den Korrosionsschutz bei Konservendosen, Kupfer für Waschmaschinen, Blei für Autobatterien oder Nickel für die Stahlveredelung – der vom "Economist" betitelte "hungrige Drache" sorgte in den ersten Monaten des Jahres dafür, dass selbst Stahlschrott zu einem raren Gut wurde. "So etwas habe ich noch nie erlebt", meinte ein Sprecher der Düsseldorfer Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Erst als Spekulationen aufkamen, die chinesische Wirtschaft würde sich überhitzen - es drohe ein Kollaps von gigantischem Ausmass - beruhigte sich der Markt wieder und die explodierten Preise gingen zurück. Doch Experten sind sicher, dass es sich nur um eine sehr kurzfristige Atempause handelt und keinen Turnaround in niedrigere Preisregionen. "Der Boom hält an. Wer daran glaubt, dass China zu einer Weltwirtschaftsmacht aufsteigt, sollte an Rohstoffe glauben", meint Mark Mobius, Manager des Templeton Emerging Markets Fonds.
Die Bauwut kostet Ressourcen
Das Wirtschaftswachstum Chinas lag 2003 bei neun Prozent, 2004 sollen es immer noch sieben Prozent sein. Die rohstoffintensive Industrieproduktion aber soll um 16 Prozent anwachsen. "Immer mehr Menschen bedeuten immer mehr Häuser und immer mehr Autos", sagt China-Experte Bernd Kemmling von der Uni in Hamburg zur Notwendigkeit Chinas, sich Rohstoffe einzukaufen. "Derzeit entsteht an der Küste der Volksrepublik alle zwei Jahre eine Stadt, die viermal so groß ist wie Berlin."
Die Bauwut kostet Ressourcen. China selbst stößt bei der Ausbeutung der volkseigenen Rohstoffe an Grenzen. Darum muss importiert werden, was das Zeug hält, auch wenn die kommunistische Regierung zuletzt das Tempo etwas gedrosselt hat. In 25 der 70 größten Städte des Landes wurden sämtliche Bauprojekte gestoppt. Dennoch:
Rund 100 Millionen Tonnen Stahl sollen 2004 eingeführt werden. 2005 sollen es bereits 130 Millionen Tonnen sein. 2003 verbrauchte China rund 25 Prozent aller Industriemetalle, vor gut 20 Jahren waren es gerade mal fünf Prozent. "Die Nachfrage nach Rohstoffen wird kräftig bleiben. Wir
müssen uns auf einen weiteren Preisanstieg einstellen", warnt Klaus Matthies, Mitarbeiter beim Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv.
Metalle bleiben teuer
Dass die Preisspirale gestoppt werden kann, ist zweifelhaft. Das Angebot an Rohstoffen zu erhöhen wäre ein Weg, doch geht das nicht kurzfristig. Denn lange Jahre wollte niemand in die Suche nach neuen Metallvorkommen investieren. Laut einer Studie der Deutschen Bank waren 2002 die Explorationsausgaben so tief abgesackt wie seit 20 Jahren nicht.
Während die Irak-Krise und die Terrorangst den Ölpreis in psychologisch motivierte Schwingungen versetzt hat, sind die Preise für Metalle und Mineralien fundamental zu begründen. "Wir unterschätzen eher noch die Nachhaltigkeit der steigenden Nachfrage Chinas", meint Paul McTaggart von Morgan Stanley. Und schließlich ist China nicht allein auf der Welt. Auch Indien - wie China ein Milliarden-Volk - ist auf dem Sprung aus dem Schwellenland-Schattendasein. Sollte sich die US-Konjunktur weiter erholen, werden zudem wieder neue große Rohstoff-Aufträge aus Übersee folgen: keine Chance für Preissenkungen...
Quelle. Tagesschau.de 10.06.2004
Könnte sich positiv für isteelasia auswirken. Allerdings klärt es nicht die Frage ob die Plattform angenommen wird....