Düsseldorf (aktiencheck.de AG) - Der Analyst vom Bankhaus Lampe, Gordon Schönell, stuft die Vorzugsaktie von Jungheinrich (Profil) weiterhin mit "kaufen" ein.
Der Kurs der Jungheinrich AG habe seit der Erststudie der Analysten vom 7. Mai 2008 deutlich an Wert verloren und sich auch signifikant schlechter entwickelt als der SDAX. Hierfür verantwortlich würden sich ihres Erachtens im Wesentlichen folgende Punkte zeigen:
Erstens würden die Hamburger ihre Margen aus dem Geschäftsjahr 2007 vorerst nicht wiederholen können, was allerdings schon frühzeitig kommuniziert worden sei. Zweitens würden die immer weiter steigenden Rohstoffpreise - hier vor allem der Stahlpreis - auf das Sentiment der Aktie drücken. Drittens habe es in diesem Zusammenhang zuletzt einige deutliche Reduzierungen der Gewinnreihen einiger Analysten gegeben.
Nach Rücksprache mit dem Unternehmen hätten zwar auch die Analysten ihre zu optimistischen Gewinnreihen reduziert, seien aber dennoch gerade auf dem aktuellen Kursniveau dem Titel gegenüber weiterhin positiv gestimmt. Nach Aussagen der Gesellschaft habe sich das zweite Quartal sehr gut entwickelt, sodass zum Halbjahr mit einem Umsatzplus von ca. 8% bis 9% zu rechnen sei. Zur Erinnerung: Im ersten Quartal habe dieses bei 7,6% gelegen. Die gestiegenen Stahlpreise würden das laufende Geschäftsjahr zwar außerplanmäßig belasten, doch gebe es Maßnahmen zu Kosteneinsparungen, die hier entlastend wirkend würden.
Im Herbst stünden für die Jungheinrich AG neue Verhandlungen mit den Stahlproduzenten an. Hier würden höhere Preise akzeptiert werden müssen. Dies betreffe aber auch die Konkurrenz von Jungheinrich. Die asiatischen Hersteller von Flurförderfahrzeugen würden aller Voraussicht nach sogar stärker unter den Stahlpreisen leiden als die europäischen, da die asiatischen Stahlkonzerne das wesentlich teurere australische Erz verarbeiten würden.
Die Analysten würden aus diesem Grund erwarten, dass die Staplerhersteller auf breiter Front die gestiegenen Rohstoffkosten zur Entlastung der Margen weiter reichen würden. Zudem sei es fraglich, ob die Stahlpreise längerfristig auf diesem hohen Niveau verharren würden oder ob sie infolge drohender Überkapazitäten sinken würden.
Mitte 2009 werde Jungheinrich das Werk in Landsberg (Sachsen-Anhalt) zur Produktion von Elektro-Niederhubwagen eröffnen, die aktuell noch in Norderstedt produziert würden. Die Personalkosten im neuen Werk würden um ca. 30% unter denen in Norderstedt liegen. Die neue Fertigung sei Teil der "Ein Werk - eine Produktionslinie-Strategie" zur effizienteren Produktion, ebenso wie das geplante Werk in Degernpoint (Bayern).
Trotz der Anpassung ihrer Zahlen würden die Analysten weiterhin Kurspotenzial in der Aktie sehen und sie unverändert mit dem Anlageurteil "kaufen" einstufen. Sie würden allerdings aufgrund ihrer nach unten angepassten Gewinnreihen sowie der gesunkenen Multiples an den Börsen ihr Kursziel auf 25,00 EUR (alt: 30,75 EUR) reduzieren. Zu dieser Einschätzung würden sie mithilfe eines Peer-Group-Vergleichs sowie eines DCF-Modells gelangen. Zusammenfassend sollten bei einer Anlageentscheidung folgende Punkte beachtet werden:
Jungheinrich treibe die Internationalisierung (außerhalb Europas) voran. Auch in den nächsten Jahren sei mit weiter steigenden Handelsströmen zu rechnen. Die Nachfrage nach margenstarken Dienstleistungen nehme zu; Service als margenstärkste Leistung mache aktuell ca. 30% der Umsätze aus und damit mehr als die Hälfte der Erträge. Historisch habe es geringe Schwankungen in den Margen der Gesellschaft gegeben. Durch die neuen Werke in Landsberg und Mossburg sei die Effizienz gesteigert worden. Es gebe eine niedrige Bewertung mit Blick auf Multiples wie EV/Sales, EV/EBIT, KGV und KBV sowie ein hohes Wachstumspotenzial in Russland und China.
Weiter steigende Materialkosten würden sich negativ auf die Margen auswirken. Belastungen würden sich aus dem unverändert starken Verdrängungs- und Preiswettbewerb ergeben. 100% der stimmberechtigten Stammaktien würden sich im Besitz der Familien der Unternehmensgründer befinden. Bisher nur eine starke Stellung in Europa - dieser Markt zeige Schwächen. Chinesische Konkurrenten würden auf den Weltmarkt drängen und den Wettbewerb weiter verschärfen. Es bestünden Währungsrisiken gegenüber dem Britischen Pfund.
Die Analysten vom Bankhaus Lampe bewerten die Jungheinrich-Aktie nach wie vor mit "kaufen". (Analyse vom 09.07.2008) (09.07.2008/ac/a/nw)