Konjunkturindikatoren (Definition + Übersicht G7)

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Europa steht vor der Konjunkturwende

 
22.04.02 06:14
EU-Kommissar Solbes rechnet 2002 mit 1,5 Prozent Wachstum / Duisenberg: Inflationsrate sinkt  
 
bac/lou  
 
Im Windschatten einer anziehenden WeltKonjunktur hellen sich auch die Aussichten für Europa zunehmend auf. Wenige Tage vor der Veröffentlichung der Frühjahrs-Konjunkturprognose der Brüsseler Kommission am 24. April bezifferte Währungs-Kommissar Pedro Solbes das EU-Wachstum für 2002 auf "ungefähr 1,5 Prozent". 2003 sei mit einem Wert "nahe 3,0 Prozent" zu rechnen, sagte Solbes gegenüber dem Handelsblatt. Die EU-Kommission gehe davon aus, dass die Inflationsrate der Eurozone im ersten Quartal 2002 auf 2,5 Prozent klettere. Im zweiten Quartal dürfte sie auf ein Niveau "nahe 2,0 Prozent" sinken und bis Jahresende auf diesem Stand bleiben, erklärte Solbes am Rande der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF), Weltbank und G-7-Staaten in Washington.

Sinkende Inflationsrate

Nach Angaben des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, wird die Inflationsrate noch im ersten Halbjahr 2002 auf unter zwei Prozent zurückgehen und 2003 auf diesem Sockel bleiben. Das aktuelle Leitzins-Niveau in der Eurozone bezeichnete Duisenberg als "angemessen für die absehbare Zeit".

Finanzminister Hans Eichel vertrat in Washington die Meinung, dass Deutschland durch die jüngste Konjunktur-Flaute besser hindurchgekommen sei als viele andere Länder. Dies treffe auf die unverändert positive deutsche Export-Entwicklung ebenso wie auf den Arbeitsmarkt zu. Für dieses Jahr bleibe die Bundesregierung bei ihrer Wachstums-Prognose von 0,75 Prozent. Der IWF rechnet mit 0,9 Prozent. Im kommenden Jahr erwarte man einen Anstieg auf 2,5 Prozent, sagte Eichel.

Als Risiko nannten die Finanzminister aus aller Welt in Washington die Ölpreisentwicklung und die Lage im Nahen Osten. Eichel brachte zudem die in Europa weltweit heftig kritisierten US-Stahlzölle ins Gespräch. "Wenn es zu einem Handelskrieg käme, wäre das eine schwere Belastung für die weltwirtschaftliche Entwicklung", sagte Eichel. Die anderen Finanzminister hätten an ihren US-Kollegen Paul O'Neill appelliert, die Zölle noch einmal zu überdenken.

Skeptisch werden sich voraussichtlich die deutschen Forschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten äußern. Das geht aus Vorabberichten in den Medien hervor. Die Prognose liege bei knapp einem Prozent Wachstum für 2002. Das Gutachten wird offiziell am Dienstag in Berlin veröffentlicht.

Bundesarbeitsminister Walter Riester dagegen äußerte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin optimistischer: "Die Wirtschaft fasst Fuß, und die Konjunktur belebt sich. Ich würde mir aber durchaus ein schnelleres Tempo wünschen." Alle Faktoren deuteten darauf hin, "dass wir in eine gute Entwicklung kommen, die auch bis in den Sommer anhält". Die Regierung geht für das Gesamtjahr 2002 aber immer noch von einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von knapp vier Millionen aus.

Hannover-Messe sendet positive Signale

Die Hannover-Messe, die größte Industriemesse der Welt, hat die Hoffnungen auf einen baldigen Wirtschaftsaufschwung bestätigt. Der Präsident des Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), Dietmar Harting, sagte, der größte Teil der Erwartungen an die Messe sei erfüllt und bei einem Teil der Aussteller sogar übertroffen worden. Die Signale seien positiv. Messe-Chef Klaus E. Goehrmann sprach von einem "eindeutigen Schub in Richtung Optimismus". Die Messe habe einen Stimmungsumschwung herbeigeführt.

Diese Erwartung stimmt auch mit der Einschätzung der Deutschen Bank überein, die in ihrem jüngsten Konjunkturausblick die Wachstumsprognose für Deutschland 2002 von bisher 1,1 auf 1,6 Prozent nach oben revidiert hat. "Vor allem die Entwicklung des Außenhandels hat uns dazu veranlasst", schreiben sie. Auch die Volkswirte der Dresdner Bank rechnen nach ihrer vor Wochenfrist präsentierten Prognose im zweiten Quartal 2002 mit einem Aufschwung. Steigende Ausrüstungsinvestitionen und anziehende Exporte dürften im Gesamtjahr zu einem realen Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent führen, prognostizierten sie.  


PS: der o.g. Link für Deutschland ist falsch - Korrektur: www.sueddeutsche.de/index.php?url=/sz/...litik/26796/index.php target="_new" rel="nofollow">hier
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Sichere Fehlerkonstante

 
28.04.02 09:54
Die Aussagekraft von Wachstumsprognosen auf dem Prüfstand

Berlin upo - Der Witz ist nicht neu. Trifft aber den Kern: "Das Problem von Prognosen ist, das es immer dann schwierig wird, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind." Aus dieser Zwickmühle kommen auch die Konjunkturforscher nicht heraus. Am Dienstag stellten die sechs Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose für das laufende Jahr vor. Demnach wächst die deutsche Wirtschaft 2002 um 0,9 Prozent.

Gleich gingen die Protagonisten der Parteien in Stellung. "Ein Fanal", so die Opposition. "Ein Signal", konterte die Regierung.

Nur, die Prognosen - das zeigt ein Blick ins endlose Archiv - waren in den vergangenen sechs Jahren selten richtig. Sowohl Wirtschaftsforschungsinstitute als auch der Sachverständigenrat - im Renomee-Ranking noch vor den Instituten angesiedelt - hauten immer wieder kräftig daneben. Um satte drei Prozent sollte das Bruttoinlandsprodukt anno 1995 zulegen. Doch das Wachstum weigerte sich beharrlich, sich in die für Deutschland nachgerade Schwindel erregenden Höhen der Konjunktur treiben zu lassen. 1996, 1997, 1999 - Jahre des Siechtums, wo der Check-up Gutes hatte ahnen lassen. Wie ein kranker Patient, dem baldige Genesung attestiert wurde, laborierte die deutsche Wirtschaft weiter an Verstimmungen und Infekten. Hüstelte hier und jammerte dort über einen neuen Kater.

Durchschnittlich um 0,9 Prozent lagen die Auguren falsch. Sollte sich aus dem Mittelwert eine Fehlerkonstante ermitteln lassen, ist es wohl Essig mit dem Wachstum in diesem Jahr.

Aber, nein. Da schöpfen wir doch lieber aus einem Einzelfall neuen Mut für Konjunktur und Wachstum und blicken gebannt zurück in das Jahr 2000. Auch damals lagen die Experten kräftig in aller Einigkeit daneben. Auf 2,7 Prozent schraubten Institute und Rat ihre Prognosehoffnungen. Und Deutschland sagte: "Wir können mehr." Legte sich ins Zeug und wuchs um 3,0 Prozent.

Quelle: www.welt.de/daten/2002/04/28/0428wi329060.htx  
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