First Solar hat wieder mal allen gezeigt, dass man das mit Abstand profitabelste Solarunternehmen schlechthin ist, zumindestens Noch.
In Q3 ein EBIT von satten 222,7 Mio. $ (EBIT-Marge von 22%) und ein Nettogewinn von 196,5 Mio. $. Ein solches Gewinnergebnis schafft außer First Solar sicher kein PV-Unternehmen in der aktuell extrem schwierigen Branchensituation in Q3. Jedoch sieht man auf der Bilanzseite schon deutliche Bremspuren, denn die Finanzverbindlichkeiten sind zu Anfang des Jahres von 211 auf 583 Mio. $ gestiegen, wobei die Liquidität inkl. "restricted Cash" immer noch bei sehr hohen 882 Mio. $ liegen (Ende 2010 bei 852 Mio. $). Damit verfügt First Solar immer noch über eine sehr gute Nettoliquidität von 299 Mio. $ und ist somit der einzigste größere Modul/Zellbauer, der über keine Nettoverschuldung verfügt. Jedoch wird First Solar im kommenden Jahr ihre geplanten Investitionen zurückschrauben. Dürfte sehr wahrscheinlich das geplante neue Werk in Vietnam betreffen.
Dass der Gillette raus geschmissen wurde war doch nur eine Frage der Zeit und als für das 550 MW große Topaz das amerikanische Energieministerium die Loan Gurantee-Zusage (Bürgschaft) vor vier Wochen verweigerte, da tickte dann schon die Uhr von Gilette bei First Solar ganz gewaltig. Zumal es dann ja noch unter Gillette überhaupt keinen technologischen Sprung gab. Sei es bei den Produktionskosten, die konnte unter der zweijährigen Regide von Gilette gerade mal so um die 10% gesenkt werden, und der Wirkungsgrad der CdTe-Module liegt immer noch unter 12%. Mia Sole, ist zwar ein CIS-Dünnschichthersteller, kommt Anfang 2012 mit ihren neuen CIS-Dünnschichtmodulen auf einen Wirkungsgrad von 13% in ihrer Produktion (Zellwirkungsgrad damit etwas höher als 14% - Anfang 2011 lag der Zellwirkunsgrad nur bei knapp über 10%) und die dürften durch das Hochfahren ihrer Produktion mit Hilfe von Intel auf 150 MW Anfang 2012 auch schon auf Produktionskosten von um die 0,80 $/W kommen.
Berauschend ist das nicht wie sich First Solar unter Gillette weiter entwickelt hat und genau deshalb ist der Gillette-Rauswurf eigentlich keine Überraschung und schon gleich gar nicht, dass da "richtig Feuer unterm Dach ist". Die Entlassung von Gillette ist nur konsequent meiner Meinung nach.
Dünnschicht ist und bleibt eine sehr spannende Solar-Technologie und ich sehe durchaus großes Potential in der Dünnschicht, sei es bei CIS, CdTe oder auch a-Si. Der Wirkungsgrad bei CIS-Dünnschichtmodulen wird in den nächsten 12 bis 18 Monaten in der Massenproduktion deutlich von aktuell 11 bis 12,5% auf 13,5 bis 15% steigen. Vor allem durch Solar Frontier und wie schon erwähnt von Mia Sole. Auch bei CdTe dürfte der Wirkungsgrad deutlich steigen von aktuell knapp unter 12% auf etwa 13% in den nächsten 12 bis 18 Monate. Damit wird die Dünnschicht, vor allem CIS, so langsam an die multikristallinen Module beim Wirkungsgrad ran kommen.
Gerade die neuen PV-Märkte wie Indien, Südostasien, Süd- und Westchina, Lateinamerika, Nordafrika, Mittlerer Osten, aber auch im Südwesten der USA könnten bzw. werden für die Dünnschicht sehr interessante kommende Wachstumsmärkte sein. Gerade in diesen heißen Gegenden spielt die Dünnschicht ihre Vorteile voll aus mit dem wesentlich besseren Temperaturkoeffizient gegenüber der herkömmlichen Siliziumtechnologie. Unter gewissen Umständen kann auch das gute Schwachlichtverhalten noch eine zentrale Rolle spielen. Die neuen PV-Märkte innerhalb des "Sonnengürtels", die nicht, kaum oder weniger stark von den Einspeisetarifen angetrieben werden spielen weniger die "Cost Per Watt“ die entscheidene Rolle, sondern die Stromgestehungskosten mit "Cost Per Kilowatt Hour".
Aber zurück zu First Solar und der Aktienbewertung. First Solar hat mittlerweile ein 2011er KGV von 6,6 (EPS2011e: 7 $). Damit hat First Solar von ihrer ehemals hohen Bewertung mit KGVs oberhalb 15 sehr viel abgebaut. Ganz analog zu Solarworld, das derzeit mit einem 2011er KGV von 6,7 bewertet wird (EPS2011e: 0,52 €). Jedoch dürfte First Solar ihre 2011er Gewinne nicht in 2012 rüber retten können. Somit kann man schon davon ausgehen, dass First Solar derzeit mit einem 2012er KGV von über 10 bewertet wird und das ist angesichts der riesigen Unsicherheiten (Nachfrage, Preise, Überkapazitäten) dann immer noch eine hohe Bewertung. Wobei First Solar finanziell immer noch sehr gut da steht gegenüber anderen PV-Unternehmen mit einer Nettolquidität von 299 Mio. § (Solarworld Ende Q2 bei einer Nettoverschuldung von 1,07 Mrd. $) und auch die Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 70% ist ausgezeichnet (Solarworld Ende Q2 bei 35%).