FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank hat den nächsten Schritt bei ihrer Mega-Kapitalerhöhung gemacht und den Aktien damit zugesetzt. Die Bankentitel sackten gegen 13.05 Uhr im ohnehin schwachen Marktumfeld um 2,84 Prozent auf 3,838 Euro ab, nachdem sie zwischenzeitlich sogar mit mehr als vier Prozent im Minus gelegen hatten. Sie waren damit zweitschwächster Wert im deutschen Leitindex. Der Dax (Profil) verlor gleichzeitig 1,82 Prozent auf 7.134,88 Punkte.
Nach dem Kursrutsch der vergangenen Wochen gibt das teilverstaatlichte Institut die neuen Papiere zum Preis von 2,18 Euro je Stück auf den Markt. Damit liegt der Ausgabepreis rund 45 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag (3,95 Euro) - vor der Ankündigung der Kapitalerhöhung Anfang April hatte die Aktie noch mehr als fünf Euro gekostet. Insgesamt will die Commerzbank knapp vier Milliarden Euro am Markt einsammeln.
HOHE GEWINNVERWÄSSERUNG - CHEUVREUX SIEHT SIE EINGEPREIST
Anlegern schlägt vor allem die hohe Gewinnverwässerung auf den Magen. Cheuvreux-Analyst Cyril Meilland kalkuliert diese für das Ergebnis je Aktie (EPS) auf 24 Prozent. Sie sei aber ausreichend eingepreist. Den theoretischen Wert der von morgen an bis voraussichtlich zum 6. Juni 2011 gehandelten Bezugsrechte berechnet Cheuvreux auf Basis des Commerzbank-Schlusskurses vom Freitag mit 0,843 Euro. Die neuen Aktien werden dann voraussichtlich am 7. Juni 2011 erstmals gehandelt. Meilland kündigte eine Senkung des Kursziels von 6,50 auf vermutlich 5,40 Euro an, blieb allerdings mit Verweis auf das hohe Potenzial bei der Kaufempfehlung.
Auch Matthias Dürr von der DZ Bank kündigte eine Überprüfung des fairen Wertes von 6,00 Euro an und blieb bei seinem Votum "Kaufen". "Die Kapitalerhöhung und Rückzahlung der SoFFin-Hilfen werden den künftigen Fokus auf das profitable Kerngeschäft ermöglichen", schrieb der Experte. Der Bezugspreis der neuen Aktien liege 30 Prozent unter dem theoretischen Preis ohne Bezugsrecht (TERP) von 3,11 Euro.
Domenico Vinci von Goldman Sachs hob in seiner Bewertung einerseits hervor, dass die Commerzbank zusammen mit dem bereits durchgeführten ersten Schritt in der Lage sein werden, 90 Prozent der Staatshilfen von insgesamt 16,2 Milliarden Euro zurückzuzahlen. Zudem werde die Kernkapitalquote (Tier 1) vermutlich von 4,8 auf 8,9 Prozent steigen und damit das Niveau der europäischen Wettbewerber erreichen. Laut Nomura-Analyst Chintan Joshi entsprachen die veröffentlichten Details in etwa den Medienberichten von Ende vergangener Woche. Den vergleichsweise etwas höheren Discount wertete er als nicht weiter beunruhigend.
LBBW RÄT ZUR TEILNAHME AN KAPITALERHÖHUNG
Olaf Kayser, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), rät den Aktionären zur Teilnahme an der Kapitalerhöhung. Für je elf bisherige Anteile können Aktionäre zehn neue Papiere ordern. Der Experte sieht die Unsicherheiten über die Verwässerungseffekte nun schwinden und rechnet mit einer Stabilisierung des Aktienkurses. Er kündigte eine Überarbeitung seiner Schätzungen an, die auf einer geringeren Anzahl von Aktien beruhten. Auch das Kursziel will der Experte anpassen, bis dahin bleibt er aber bei seiner "Hold"-Einstufung./ag/rum