Wie schätzt ihr die Chancen von Fussballaktien ein?
BVB (549309), Ajax (913979) oder Manchester (881995)
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London/Berlin - "Die alte Ordnung ist in Gefahr" - so titelte die Londoner Tageszeitung "The Guardian" in dieser Woche und sprach Millionen englischer Fußballfans aus der Seele, die des Zweikampfes um die Meisterschaft zwischen Manchester United und Arsenal London überdrüssig sind. Seit Gründung der Premier League vor zehn Jahren hat erst ein anderer Verein den Titel holen können: die Blackburn Rovers in der Saison 1994/1995.
Vor dem Startschuss heute gilt das Titelrennen als offen wie lange nicht. Verantwortlich ist der russische Ölmilliardär Roman Abramowitsch, der am 1. Juli für 87 Millionen Euro den FC Chelsea gekauft hat. Weitere 110 Millionen Euro investierte er in zehn neue Spieler - die anderen 19 Vereine gaben zusammen 125 Millionen Euro aus. Zuletzt wurde der rumänische Stürmer Adrian Mutu vom AC Parma geholt, auch die Neuen Juan Sebastian Veron (von Manchester United), Damien Duff (Blackburn Rovers), Geremi (Real Madrid) und die englischen Nationalspieler Joe Cole (West Ham United) und Wayne Bridge (FC Southampton) sollen dem "FC Chelski", wie der Klub in England genannt wird, helfen, den zweiten Meistertitel nach 1955 zu holen.
Die Konkurrenz konnte nicht mithalten, zumal Vereine wie Arsenal und Newcastle United hoch verschuldet sind, weil sie sich mit Stadionneu- und ausbauten übernommen haben.
Da kam der Abschluss eines neuen Fernsehvertrages am vergangenen Freitag gerade recht: Der Pay-TV-Sender BSkyB verlängerte den 2004 auslaufenden Kontrakt um drei Jahre, die Vereine kassieren mit 486 Millionen Euro pro Saison nur unwesentlich weniger als bisher (522 Millionen). Hinzu kommen weitere 50 Millionen Euro jährlich von der BBC für die Free-TV-Rechte.
Zum Auftakt trifft der FC Chelsea am Sonntag auf Rekordmeister FC Liverpool, Klub des deutschen Nationalspielers Dietmar Hamann. Er fällt nach einer Knöcheloperation noch etwa zwei Monate aus. Danach möchte Hamann seine erste englische Meisterschaft gewinnen: "Ganz klar, unser Ziel ist der Titel", sagte er der WELT. Der fünfte Platz der vergangenen Saison sei kein Maßstab, "da sind wir deutlich unter unseren Möglichkeiten geblieben." Die Zugänge Harry Kewell und Steve Finnan sollen das zuletzt lahme Flügelspiel beleben und Stürmerstar Michael Owen mit Flanken versorgen. Auch Markus Babbel kam in der Vorbereitung regelmäßig zum Einsatz, er hat seinen Zwist mit Trainer Gerard Houllier begraben.
Größte Rivalen des FC Chelsea bleiben Arsenal London, das sich mit dem deutschen Nationaltorwart Jens Lehmann als Nachfolger von David Seaman verstärkt hat und heute auf den FC Everton trifft (15.55 Uhr/Premiere live), und Titelverteidiger Manchester United, der die 57 Millionen Euro aus den Verkäufen von David Beckham und Veron nutzte, um sich gezielt zu verstärken.
Nichts soll bei "ManU" mehr an Beckham erinnern, darauf legt Trainer Alex Ferguson größten Wert. Am Mittwoch konnte der eigenwillige Schotte, mittlerweile im 17. Jahr Trainer bei United, auch das Trikot seines im Unfrieden zu Real Madrid gewechselten Mittelfeldstars neu vergeben. Über der Nummer 7 prangt in Zukunft ein nicht weniger klangvoller Name: Ronaldo.
Cristiano Ronaldo, um genau zu sein, 18 Jahre alter Brasilianer, Stürmer, vormals Sporting Lissabon. 17,5 Millionen Euro war er Ferguson wert, nie zuvor hat ein britischer Verein so viel Geld für einen Teenager ausgegeben. Ein marktfremder Preis, finden Kommentatoren, doch bei Ferguson hatten in den letzten Tagen die Alarmglocken zu schrillen begonnen. Denn von seinen Wunschspielern konnte er zuvor lediglich den brasilianischen Weltmeister Kleberson (Atletico Paranense) verpflichten.
Artikel erschienen am 16. Aug 2003
Habe irgendwo gelesen,dass die russische Regierung jetzt den plötzlichen Reichtum der Oligarchen der Nach-Jelzin-Ära untersuchen will: Wahrscheinlich will Abramowitsch (russischer Stamm der "deutschen"Adamcziks) etwas "Schwarzkohle"waschen und ausser Landes bringen.
Fußballaktien - Eigentor oder "Golden Goal"?
von CHRISTIAN KUNZ, 26.08.2003
Vorbei die Zeiten, in denen die Aktien von Manchester United 2000 Prozent über dem Ausgabekurs lagen.
VON CHRISTIAN KUNZ
München - Fans und Fonds, Strafstoß und Streubesitz, Endspiele und Eigenkapital: Bereits seit 20 Jahren kämpfen Fußball-Unternehmen nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch auf dem Börsenparkett um Anhänger: Was Tottenham Hotspurs 1983 an der Londoner Börse begann, lockte in zwei Jahrzehnten danach über 40 europäische Clubs an den Aktienmarkt.
FC Bayern im Gespräch
In Deutschland wagte bisher als einziger Bundesligaclub Borussia Dortmund den Gang an die Börse. Nach dem Ende des Börsenbooms ist die Euphorie jedoch abgeebbt. Trotz hoher Schulden sehen in der Fußball-Bundesliga nur noch wenige Vereine die Chance, mit einem Börsengang die Kasse aufzubessern.
Experten bringen regelmäßig den FC Bayern München als Kandidaten ins Gespräch - oder er tut es selbst. "Es ist nicht auszuschließen, dass wir diesen Gang gehen, wenn wir Kapitalbedarf sehen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge neulich. Fußball-Experten aus der Finanzbranche bewerten die Äußerung unterschiedlich. "Für den Kapitalmarkt wäre das eine attraktive Sache", meint Analyst Ingo Süßmilch von der Düsseldorfer WGZ-Bank. Auch Thomas Dörflinger von der Landesbank Baden-Württemberg ist überzeugt, dass nur der FC Bayern als einer der europäischen Vorzeigeclubs den Anlegern eine "Story" bieten könnte, die für Fantasie sorgt. "Der FC Bayern ist aber froh, dass er nicht an die Börse gegangen ist", sagte Dörflinger. Eine Börsennotierung würde den beim FC Bayern ohnehin großen Medienandrang noch weiter steigern. Zudem könnten plötzlich viele Anteilseigner mitreden und mehr auf die Rendite als auf den sportlichen Erfolg schauen.
So holten sich die Bayern zur Finanzierung ihres neuen Stadions lieber adidas-Salomon ins Boot. Der Sportartikelhersteller zahlte umgerechnet rund 75 Millionen Euro für eine Zehn-Prozent-Beteiligung. Angesichts eines Schuldenbergs in der Bundesliga von rund 450 Millionen Euro und deutlich gesunkener TV-Erlöse sind die Clubs fieberhaft auf der Suche nach neuen Geldquellen. Ein großer Teil der Clubs ist mittlerweile als Kapitalgesellschaft organisiert - aber nur der BVB wagte bislang im Oktober 2000 den Sprung aufs glatte Parkett.
Dieser Schritt spülte zwar rund 130 Millionen Euro in die Kasse. Für manche Käufer aber war die Aktie eher ein Fanartikel denn lukrative Geldanlage. Von einem Emissionskurs von 11 Euro brach die Aktie auf zeitweise unter drei Euro ein. Besser hatten es da Anleger, die von Beginn an auf Vorreiter Tottenham oder den englischen Musterclub Manchester United (ManU) setzten. Bis 2000 Prozent über dem Ausgabekurs notierte zwischenzeitlich die Aktie des Clubs ManU, der im Juni 1991 an die Börse gegangen war und durch seine Erfolge einen wahren Börsenboom in England ausgelöst hatte. Bei Tottenham war die Steigerungsrate immerhin mehrere Hundert Prozent. In den vergangenen Jahren aber zeigten die Charts beider Clubs eher nach unten.
Diesen wenigen relativ positiven Beispielen stehen zudem viele Flops gegenüber. Einige Unternehmen wurden sogar wieder vom Kurszettel gestrichen oder zeitweise vom Handel ausgesetzt. Kritiker bezeichnen die Fußball-Aktie für Anleger wegen der Beeinflussung durch den sportlichen Erfolg oft als Zocker-Papier oder Toto-Schein. "Der sportliche Erfolg ist eine Risikogröße, aber Risikogrößen gibt es bei jedem anderen Unternehmen auch", sagt Süßmilch. Letztlich mache aber nur eine Investition in die Mannschaften Sinn, die in der Champions League spielten. Eine regelmäßige Teilnahme scheint in Deutschland nur für den FC Bayern garantiert. (dpa) So long (oder doch besser short?)
Kalli
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