Zitat: 27.08.2018
Lingen (energate) - Der Mineralölkonzern BP setzt 30 Tage lang grünen Wasserstoff in der Raffinerie in Lingen (Niedersachsen) ein. Das Demonstrationsprojekt soll zeigen, dass sein Einsatz technisch möglich ist und zu einer Umweltentlastung im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen führt, teilte das Unternehmen mit. Den Wasserstoff liefert die Power-to-Gas-Anlage des Automobilherstellers Audi in Werlte (ebenfalls Niedersachsen). Dort wird Wasserstoff aus Windstrom mittels Elektrolyse erzeugt. Audi liefert insgesamt 130.000 Kubikmeter Wasserstoff an BP. Der Transport erfolgt mit speziellen LKW. Nach BP-Angaben ist es weltweit das erste Mal, dass grüner Wasserstoff wirklich eingesetzt wird. Audi geht in Werlte in der Regel noch einen Schritt weiter und wandelt den Wasserstoff mit Hilfe von Kohlendioxid aus einer Biogasaufbereitungsanlage in Methan um. Das entstandene synthetische Methan, Windgas, wird eigentlich Besitzern von Erdgasfahrzeugen von Audi angeboten. Der Absatz scheint aber nicht so hoch, so dass Audi den Wasserstoff anders verkaufen kann. "Wir freuen uns, dass unser erneuerbarer Wasserstoff aus Werlte bei BP Lingen zum Einsatz kommt", wird Hermann Pengg, Geschäftsführer der Audi Industriegas, in der Mitteilung dazu zitiert.
Raffinerien brauchen große Mengen Wasserstoff
Raffinerien benötigen in großen Mengen Wasserstoff zur Entschwefelung von Diesel. In der Regel wird der Wasserstoff aus Erdgas oder LPG (Liquefied Petroleum Gas) gewonnen. BP beschäftigt sich schon seit längerem mit der Möglichkeit, diesen grauen Wasserstoff durch grünen Wasserstoff zu ersetzen. Dies könnte kommerziell attraktiv sein, wenn der grüne Wasserstoff auf die Biokraftstoffquoten der Mineralölhersteller angerechnet wird. Dies wird durch die neue Renewable Energy Directive (RED II) möglich, auf die sich das europäische Parlament und der Rat im Juni geeinigt haben. RED II sieht eine solche Anrechnung vor, aber sie muss noch in nationales Recht umgesetzt werden. Dann wird es auf die genauen Regelungen ankommen. Wolfgang Langhoff, der Vorstandsvorsitzende von BP Europa SE, wird in der Pressemitteilung mit der Aussage zitiert, eine Umsetzung der RED II in deutsches Recht könnte Grundlage für eine eigene Power-to-Gas-Anlage am Standort der Raffinerie in Lingen sein. Die Richtlinie gelte es schnellstmöglich umzusetzen. Seit 2016 besteht zwischen BP und Uniper ein Kooperationsvertrag zur Prüfung der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit einer Power-to-Gas-Anlage (beziehungsweise Power-to-Hydrogen) am Standort Lingen.
Der BP Konkurrent Shell ist den Schritt zum Bau einer Anlage schon gegangen. Am Raffinerie-Standort Wesseling entsteht ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 10 MW, der 2020 in Betrieb gehen soll (energate berichtete). /hl