Ich sehe das genauso wie Dieventhal. Meiner Meinung nach ist die Übernahme der Patronas sehr positiv zu bewerten. Mit dem Kauf des Softwareanbieters hat niiio gezeigt, dass ihre Strategie Umsatz zu kaufen tatsächlich funktionieren kann. Das 2,5-Fache des Umsatzes als Kaufpreis sehe ich als sehr günstig. Der einzige Wermutstropfen ist das langsame Wachstum der Patronas von 8% im noch laufenden Jahr. Denselben Vorwurf muss sich allerdings auch niiio gefallen lassen. In einem Wachstumsmarkt muss in Zukunft ein anderes operatives Wachstum her. Sobald sich hier eine Besserung abzeichnet, dürfte der Markt auch bereit sein wieder höhere Multiples für niiio zu bezahlen.
Neben den reinen Zahlen gefällt mir bei der Übernahme vor allem das Commitment der Gründer der Patronas. Mit einem Verkauf gegen 100% niiio-Aktien und einer Lockup-Periode von 7 Jahren zeigen sie ein unglaublich großes Vertrauen in Horch und seine Pläne. Da ich bei den Gesprächen leider nicht dabei war, kann ich nur spekulieren, was dort besprochen wurde – auf jeden Fall muss es sehr überzeugend gewesen sein. Wenn jemand sein Lebenswerk gegen Aktien tauscht und sich auch noch bereiterklärt diese über solch einen langen Zeitraum zu halten, dann muss das zukünftige Potenzial gewaltig sein. Ich gehe davon aus, dass Patronas hier eine mindestens so genaue Due Diligence gemacht hat, wie die niiio.
Ein Punkt, der durch die ganze Übernahme in den Hintergrund gerückt ist, der aber in meinen Augen der größte Kicker in der ganzen niiio-Story ist, ist die erst kürzlich gegründete niiio Ledger. Im jüngsten Interview mit „Der Aktionär“ hat Horch gesagt, dass sie „ready to go“ sind und das auch der Proof of Concept abgeschlossen ist. Das heißt es muss schon ein fertiges Produkt oder eine Technologie existieren und nicht nur eine vage Idee. Horch hat in dem Interview auch gesagt, dass Mitanteilseigner für niiio Ledger gesucht werden. Und hier könnte jetzt Musik reinkommen: Wir alle wissen, welche Bewertungen derzeit für Fintechs und Blockchain-Startups aufgerufen werden. Sollte niiio Ledger wirklich über eine interessante und innovative Technologie verfügen, dürfte die Suche nach Investoren nicht schwerfallen. Vor allem wenn man berücksichtigt, wer als Beirat für niiio tätig. Ist. Der ehemalige Deutschbanker und Private-Equity-Investor Stefan Krause dürfte hier einige gute Kontakte haben. Dank seiner Tätigkeit für Rocktech Lithium hat er mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Telefonnummern von Christian Angermayer und Peter Thiel in seinem Handy. Investoren dieser Größenordnung hätten einen Leuchtturmeffekt und würden den Aktienkurs von niiio wahrscheinlich befeuern. Keine Ahnung, ob im Hintergrund Gespräche mit solchen Hochkarätern stattfinden, aber ausschließen möchte ich es nicht und Tatsache ist, dass die beiden über sehr tiefe Taschen verfügen. Zudem könnten Angermayer und Thiel mit Block.one auch Interesse an der Technologie von niiio Ledger haben.
Also mal abwarten, was die nächsten Wochen und Monate bringen, aber meiner Meinung nach sah es bei niiio selten so gut aus wie aktuell.