ARTIKEL ÜBER NORDEX IM HEUTIGEN HANDELSBLATT
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Nordex schafft das Comeback
Von Ralf Drescher
Gut zwei Jahre nach seiner existenzbedrohenden Krise liefert der Windkraftanlagenbauer Nordex wieder positive Schlagzeilen. Nicht zuletzt der TecDax-Aufstieg belegt die Erholung des Norderstedter Unternehmens. Analysten sehen weiteres Potenzial.
DÜSSELDORF. Die Auftragsbücher sind voll. Im laufenden Jahr wird das Unternehmen aller Voraussicht nach den ersten Jahresgewinn seit 2002 erzielen. Auch der Aktienkurs hat sich von seinem Tiefstand deutlich gelöst. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs von fünf auf rund 11,50 Euro mehr als verdoppelt. Zwischenzeitlich war er sogar bis auf 22 Euro hochgeschossen. Als Lohn für die Fortschritte beförderte die Deutsche Börse Nordex Anfang Juni in den TecDax – so wie sie das Unternehmen auf dem Höhepunkt der Krise vor zwei Jahren aus dem Technologieindex ausgeschlossen hatte. Von Spitzenkursen über 100 Euro war der einstige Börsenstar damals längst in den einstelligen Bereich zurückgefallen. Hohe Verluste als Folge übertriebenen Wachstumsstrebens zehrten das Eigenkapital auf. Ende 2004 stand Nordex bei einer Eigenkapitalquote von 1,3 Prozent kurz vor dem Aus. Zwei Vorstandswechsel innerhalb kurzer Zeit untermauerten das Chaos in Norderstedt.
Erst unter dem neuen Vorstandschef Thomas Richterich konnte der Anlagenbauer die Talfahrt stoppen, allerdings nur, weil sich die US-Investmentbank Goldman Sachs und der Finanzinvestor CMP Capital Management Partners ebenso an der Sanierung beteiligten wie die Gläubigerbanken des Unternehmens. In einem zweistufigen Verfahren wurde Nordex zunächst per Kapitalschnitt im Verhältnis zehn zu eins entschuldet und dann über eine Kapitalerhöhung mit neuen Mitteln versorgt.
Wenige Monate nach dem finanziellen Befreiungsschlag gelang Nordex auch die Ertragswende. Seit dem dritten Quartal 2005 arbeitet das Unternehmen wieder profitabel. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei 3,7 Mill. Euro, nach einem Verlust von 8,7 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. „Nordex hat die Kurve bekommen und wieder auf Wachstum umgeschaltet", lobt Analyst Patrick Hummel von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die Aussichten auf weiteres Wachstum sind gut: „Wenn das Unternehmen seine Kosten im Griff hat, sehe ich gute Chancen, dass der Turnaround nachhaltig ist“, sagt Martina Jung vom Bankhaus Metzler. „Die Auftragsbücher sind voll, und die Nachfrage ist hoch.“ Weil auch der übertriebene Anstieg des Aktienkurses inzwischen deutlich korrigiert ist, empfiehlt sie die Nordex-Aktie zum Kauf. Ihr Kursziel: 13 Euro.
Im ersten Halbjahr erhielt Nordex Aufträge im Rekordvolumen von 400 Mill. Euro – 150 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem im Ausland läuft das Geschäft rund, 80 Prozent des Neugeschäfts kamen von hier. „Der Windkraft-Aufschwung ist heute deutlich breiter getragen“, sagt Olaf Martin, Fondsmanager des Vontobel Global Trend New Power Tech. Während vor einigen Jahren vor allem Deutschland und Dänemark Windkraft förderten, zögen inzwischen etliche Länder nach. „Neben Europa gilt das vor allem für die USA und asiatische Staaten wie China und Indien“, sagt Martin.
Volle Auftragsbücher werden den Anlegern auf Dauer allerdings nicht ausreichen. „Nordex muss jetzt zeigen, dass es aus der guten Auftragslage entsprechende Erträge herausholen kann“, sagt LBBW-Analyst Hummel. Ähnlich sieht es Fondsmanager Martin: „Das Unternehmen hat angekündigt, den Umsatz jährlich um 50 Prozent zu steigern und auch die Margen zu verbessern. Wenn das gelingt, kann es mit dem Kurs weiter nach oben gehen. Wenn nicht, wird es eine Riesenenttäuschung geben.“