Quellenangabe für alle im Text genannten Unternehmenszahlen: www.comdirect.de/inf/aktien/detail/...l?ID_NOTATION=244494304
Wenn ich ein Wertpapier untersuche, welches einen derartigen Absturz erlebt hat, dann versuche ich immer mich in die Situation VOR dem Absturz zu erinnern: Das High im Dez 21 lag bei über 300$ und das KGV für das nächste Jahr wurde mit weit über 50 angegeben- je nach Schätzung des Analysten versteht sich. Begründet wurde dies mit den Wachstumsaussichten des Techwertes. Jeder, der sich in den letzten Jahren einmal einen PC/Laptop oder ähnliches gekauft hat, kennt Nvidia, die seit langem bei Grafikkarten und Co Marktführer hinsichtlich Qualität sind- wenn man den Verkäufern Glauben schenken darf.
Das Wachstum ist auch seit Jahrzehnten beeindruckend gewesen: Von 2018 bis 2022 steigerte Nvidia den Umsatz von ca. 10 auf 27 Mrd $, das Ergebnis von ca. 3 auf ca. 10 Mrd $ und die Mitarbeiterzahl verdoppelte sich. Über den Daumen gepeilt wächst bei diesen Zahlen das Unternehmen mit ca. 25% pro Jahr. (Zinseszinseffekte bitte berücksichtigen!)
Die zu erwartenden Gewinne in der Zukunft werden durch die Zinsen in doppelter Hinsicht beeinflusst: 1.) Sind die Zinsen niedrig oder sogar negativ, so sind die Gewinne in der Zukunft viel mehr wert als in einer Situation mit hohen Zinsen: Dem Anleger entgehen ja nun einmal die Zinsen, die er während seines Investments erhalten könnte.
2.) Durch hohe Zinsen sinken die zu erwartenden Gewinne eines Unternehmens, vor allem eines Unternehmens, welches starken Kapitalbedarf besitzt und Geld von Banken und Anlegern einsammeln muss, um weiter Innovationen voranzutreiben- die Techbranche ist deshalb immer besonders hart betroffen, wenn die Zinsen steigen- wo wie sie der Gewinner der Niedrigzinsphase bis 2022 war.
Nvidia ist also abgestürzt, weil die Zinsen stark gestiegen sind, an dem Unternehmenskonzept hat sich nichts geändert- eher das Gegenteil ist der Fall: Durch den Ukrainekrieg und auch die Lieferkettenprobleme mit China in der Coronakrise hat man sich darauf besonnen, solche Schlüsseltechnologien wieder in die westliche Welt zurück zu holen- auch wenn dies etwas mehr kostet.
Nvidia ist nun bei einem KGV von ca. 25 angelangt, was aus meiner mittlerweile ca. 35 jährigen Börsenerfahrung für ein Unternehmen mit Wachstumsraten von jährlich 25% nicht überteuert ist, solange es nicht Zinsen weit über 5% pro Jahr gibt- und diese gibt es derzeit noch nicht.
Nvidia ist auch bilanziell gut aufgestellt: Glaubt man den Angaben des Unternehmens, so stehen Verbindlichkeiten von 17 Mrd. $ einem Eigenkapital von 26 Mrd. $ gegenüber. Das Eigenkapital liegt also über den Verbindlichkeiten. Das Unternehmen verdient auch schon soviel Geld, dass es eine kleine Dividende zahlt. Dies zeigt, dass der Finanzierungsbedarf für ein Hightechunternehmen wohl doch überschaubar ist.
Die Zinssituation jedoch halte ich im derzeitigen Umfeld für positiv für Nvidia: Ich gehe nicht davon aus, dass in den USA oder in Europa die Zinsen weiter so stark steigen wie es seit dem Ukrainekrieg der Fall war. Sie werden stagnieren oder vielleicht wieder sinken, und zwar aus folgendem Grund: Der Inflationsschock, den wir in so vielen Bereichen durch den Wegfall des billigen russ. Gases, Öls und Kohle und Agrarerzeugnissen hatten, wird sich m- E. NICHT fortsetzen: Die Lieferengpässe wurden weitgehend behoben- durch einen Mix von Einsparungen, Schaffung neuer Infrastruktur und vor allem durch die Rückbesinnung auf fossile Energien wie Kohle und Atomstrom und Getreidelieferungen aus anderen Gegenden. Die sind zwar teuer als die aus der Urkaine oder Russland, aber sie werden nicht mehr teurer im Vergleich zu den Preisen Ende 22. Deshalb kann man die Inflationsraten 22 nicht für die Zukunft extrapolieren. Die Energiepreise sind schon wieder kräftig gesunken.
Die Inflation war in den USA ohnehin niedriger als hier in Europa, aber viele von Europa aus geführte Fonds verkauften alle Techwerte. Russland scheint sich in der Ukraine militärisch vollkommen die Finger verbrannt zu haben. Solange es nicht zu einer nuklearen Eskalation kommt- und dann ist es eigentlich auch egal, ob man Aktien besitzt oder nicht- wird die Welt sich weiter drehen und die restliche Welt wird sich weiter entwickeln und digitalisieren- mit Chips und Grafikkarten von Nvidia.
Ich halte dieses Topunternehmen für ein Basisinvestment im Techsektor.
Lorenz Laplace, Autor