Lukoil erpresst deutschen Ölimporteur mit Lieferstopp
von Kathrin Werner (Hamburg)
Ein Lieferstopp des Erdölkonzerns Lukoil hat erneut Zweifel an der Zuverlässigkeit russischer Energieimporte geschürt. Das größte russische Ölunternehmen liefert im Februar kein Rohöl nach Deutschland
"Wir sind mit den deutschen Preisen nicht zufrieden", sagte ein Lukoil-Sprecher. Damit will Lukoil den deutschen Importeur Sunimex unter Druck setzen. "Lukoil ist sehr unzuverlässig", sagte Janna Zours, Prokuristin bei Sunimex. "Wir wissen noch gar nicht, wie es weitergeht und ob sie im März wieder liefern."
Engpässe bei den deutschen Raffinerien entstehen durch die Lieferunterbrechung zunächst nicht. "Wir haben uns andere Versorgungsquellen organisiert", sagte eine Sprecherin des französischen Ölkonzerns Total. Total beziehe in Deutschland jetzt verstärkt Rohöl auf dem Seeweg. Auch BP und Shell sehen keine Probleme.
Sunimex habe von Lukoil noch kein Angebot für neue Verhandlungen erhalten, erklärte Zours. Sie kenne die Forderungen der Russen nicht und sei überrascht über den Lieferstopp, den Lukoil erst vor wenigen Tagen angekündigt habe. Der Lukoil-Sprecher sagte hingegen, sein Unternehmen habe bereits ein neues Angebot vorgelegt. Ob der Konzern im März liefere, hänge vom Preis ab. "Die Deutschen können ja so lange bei anderen russischen Ölfirmen einkaufen."
Lukoil ist mit dem Importsystem in Deutschland unzufrieden. Zurzeit verteilt der Zwischenhändler Sunimex im Auftrag der deutschen Raffinerien das gesamte Rohöl, das durch die Druschba-Pipeline von Russland nach Deutschland fließt. Durch diese Leitung bezieht Deutschland ein Fünftel seines Erdöls. Lukoil möchte künftig statt mit Sunimex direkt mit den Raffinerien Verträge abschließen und verspricht sich davon höhere Preise. Schon im vorigen Juli hatten russische Ölkonzerne ihre Lieferungen gedrosselt, bis Sunimex nachgab und mehr zahlte. Einige Monate vorher hatte es zudem einen Lieferstopp gegeben, der heftige Diskussionen über die Verlässlichkeit von Öllieferungen aus Russland auslöste.
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Aus der FTD vom 20.02.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de